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„Betriebliche Chance wird zum Branchenproblem“

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„Betriebliche Chance wird zum Branchenproblem“

In der Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer (BFL) sieht man ebenso wie beim ZKF die Problematik der zunehmenden Rabattforderungen. Ein großer Teil der Mitgliedsbetriebe führt auch Karosseriearbeiten aus und wird daher als potenzieller oder tatsächlicher Partnerbetrieb mit Rabattforderungen konfrontiert. Wir sprachen mit dem BFL-Vorsitzenden Paul Kehle.

Die Resolution des ZKF wendet sich deutlich gegen, wie es heißt, „ausufernde“ Rabattforderungen. Entspricht dies auch dem Standpunkt der BFL?
Eigentlich ist diese Fragestellung ein rein betriebsspezifisches Thema. Jedem Unternehmer sollte oder muss es bei betriebswirtschaftlich fundierten Kenntnissen möglich sein, Kennzahlen der Kosten- und Ertragsstruktur im eigenen Betrieb detalliert und strukturiert zu ermitteln, denn dieses Zahlenwerk bildet die Grundlage für den eigenen Angebotspreis. Unter Berücksichtigung von zusätzlicher Auslastung und Umsatzgarantie ist es durchaus möglich, einen Stundenverechnungssatz zu ermitteln, der unterhalb des Angebotspreises liegen kann, der aber immer noch eine erfolgreiche Betriebsführung gewährleisten muss. Vor diesem Hintergrund stellt sich die erste Frage: Sind die Betriebe immer in der Lage, mit exaktem Datenmaterial zu rechnen – oder wird ein waghalsiges Schätzspiel betrieben? Letzteres muss nicht sein, da der Hauptverband mit seinem Institut für Betriebsberatung für die Mitgliedsunternehmen eine Einrichtung vorhält, die neutral und unabhängig kompetente betriebswirtschaftliche Beratungen durchführt. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das für Mitglieder kostenlose Angebot „Benchmark für Lackierbetriebe“ der Gesellschaft für Fahrzeuglackierung. Ebenso ist bekannt, dass viele Lackhersteller großes Engagement in die betriebswirtschaftliche Beratung ihrer Kunden einbringen.
Wie würden Sie Sie Preiszugeständnisse sehen, bei denen im Gegenzug Umsatzgarantien gemacht würden?
Bis jetzt konnte kein Versicherer eine solche abgeben! Wie auch? Niemand kann Unfälle, bzw. deren Steuerungsmöglichkeit verbindlich vorhersagen. Genau dies wären aber die wichtigen Parameter für die Betriebe, um über die Kontinuität und den geradlinige Verlauf der Auslastung „Rabatte“ auf den betriebswirtschaftlich notwendigen bzw. sinnvollen Stundenverrechnungssatz einzuräumen.
Darüber hinaus benötigt der Unternehmer beim Unfallumsatzvolumen, das heute zunehmend durch die Kosten für notwendige Ersatzteile dominiert wird, zwingend eine Auslastungsgarantie, die sich auf ein garantiertes Arbeitslohnvolumen bzw. auf verkaufte Stunden bezieht. Nicht zu vergessen ist aber auch die psychologische Komponente bei der Festsetzung der eigenen Angebotspreise. Wer stets exakt gerechnet hat, Volumen gesichert erhält, aber dennoch über einen mehr oder weniger lang andauernden Zeitraum mit der Auftragslage im eigenen Betrieb unzufrieden ist, wird unter Umständen veranlasst, einer Absenkung des Stundenverrechnungssatzes zustimmen; in der Hoffnung hierüber die Auftragslage des Betriebes zu verbessern.
Derjenige Unternehmer, der hier jedoch nicht besonnen betriebsspezifisch abwägt, läßt Federn. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die eigentliche betriebliche Chance zum Branchenproblem wird. Nervosität und mangelndes betriebswirtschaftliches Know How führen hier den Betrieb zu untragbaren Stundenverrechnungssätzen, häufig unterhalb der Deckungsbeitragsgrenzen, meist dann dauerhaft. Die Betriebe werden je nach Kosten- bzw. Fremdkapitalstruktur kurzfristig vielleicht noch ihre Deckungsbeiträge erwirtschaften, mittel- bzw. langfristig jedoch von der Bildfläche der Branche verschwinden.
Vor diesem Hintergrund muss sich jeder Betrieb kritisch die Frage stellen, ob er freiwillig ohne Steigerung der Auslastung Stundenverrechnungssätze im Markt anbietet, die unterhalb der betriebswirtschaftlich sinnvollen Grenzen liegen. Als Verbandsorganisation lehnen wir dies im Interesse unserer Mitgliedsunternehmen ebenso ab, wie die Forderung einiger Schadensvermittler, zu festgelegten Stundenverrechnungssätzen als „Partner“ zu arbeiten ohne dass damit eine garantierte Kontinuität der Auslastungssteigerung verbunden ist.
Herr Kehle, vielen Dank für das Gespräch.

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