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Atemschutz – die beste Vorsorge

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Atemschutz – die beste Vorsorge

Die Kosten für aufwändigere Systeme relativieren sich schnell

Die Gefahren, die von organischen Lösemitteln, Isocyanaten und Farbpartikeln ausgehen und den gesamten Organismus schädigen, werden vom Anwender immer noch häufig unterschätzt. „Unterstützt“ wird diese Fehleinschätzung noch dadurch, dass die verursachten Gesundheitsschäden erst nach vielen Jahren als dann irreparable Erkrankungen deutlich werden.

Nicht zuletzt weisen die Berufsgenossenschaften in den einschlägigen Richtlinien BGR 190, 231 und 500 auf den Einsatz und die Notwendigkeit entsprechender Atemschutzsysteme hin. In der Praxis ist hierbei von ungeheurer Wichtigkeit, dass die eingesetzten Gerätschaften den strengen EN-Normen entsprechen und von der zuständigen Prüfstelle mit dem CE-Zeichen ausgestattet wurden – denn nur geeigneter Atemschutz ist auch die richtige Gesundheitsvorsorge.
Beide Seiten verpflichtet
Dabei haben sowohl Unternehmer wie auch Arbeitnehmer auf ihre Pflichten zu achten. Zu den Unternehmer-Pflichten zählt es, qualifizierten Atemschutz zur persönlichen Benutzung zur Verfügung zu stellen, wie auch für die Schulung an den Geräten sowie für Wartung und Reinigung zu sorgen. Auf der Seite des Arbeitnehmers stehen Pflichten wie die Verwendung der zur Verfügung gestellten Produkte und die sachgerechte Pflege und Lagerung. Grundsätzlich sind Atemschutzgeräte im Lackierbereich in zwei Gruppen zu unterteilen. So gibt es umgebungsluftabhängige Filtergeräte und umgebungsluftunabhängige Druckluftschlauchgeräte
Umgebungsluftabhängige Geräte
Die klassischen Filter-Halbmasken sind speziell für kurzfristige Lackiereinsätze konzipiert. Durch meist zwei direkt am Maskenkörper montierte Kombinationsfilter, bestehend aus Aktivkohle- und Partikelfilter, wird Umgebungsluft angesaugt, filtriert und danach eingeatmet. Diese Systeme bieten einen günstigen Einstieg in den Atemschutz und werden in der Praxis gerne eingesetzt, da hier ein ortsungebundener mobiler Einsatz möglich ist. Standard im Lackierbereich ist dabei die Filterkombination A2:P3, die für lösemittelhaltige und wasserbasierende Lackmaterialien universell einsetzbar ist. Ein oftmals vorgeschalteter Partikelgrobabscheider verhindert – bei regelmäßigem, am Besten täglichem Wechsel – ein schnelles Zusetzen des Partikelfilters und gewährleistet so, dass der Einatemwiderstand gering bleibt. Auswahlkriterien für umgebungsluftabhängige Systeme sind Passform, Gewichtsverteilung und die Möglichkeit, diese Systeme mit Schutzbrillen zu kombinieren. Unabhängig von Art und Aufbau der Lackmaterialien sollten Halbmasken jeglicher Art zum Schutz der Augen nur in Verbindung mit einer Schutzbrille getragen werden.
Beim Einsatz dieser Masken sollte auch auf eine praxisgerechte Lagerung in einer Hygienebox außerhalb der Lösemitteldämpfe geachtet werden, da sich die Aktivkohlefilter auch in der Zeit, in der die Maske nicht getragen wird, mit Lösemitteldämpfen sättigen und sich somit die Standzeit mitunter drastisch verkürzt. Problematisch ist dabei im Bereich der umgebungsluftabhängigen Masken, dass die Sättigung der Filtersysteme nicht objektiv zu beurteilen ist. Die regelmäßige Versorgung mit Ersatzfilterpatronen ist daher äußerst wichtig. Die Kosten der Ersatzfilter übersteigen aber oft schon nach kurzer Zeit den ursprünglich günstigen Einstandspreis, der oftmals auch Haupt-Kaufkriterium für die Anwender ist. In Bezug auf die Tragezeit existieren eindeutige Vorgaben. So unterliegen nach BGR 190 filtrierende Halbmasken mit Ausatemventil einer Tragzeitbegrenzung. Einer Tragedauer von 120 Minuten muss eine Erholdauer von 30 Minuten folgen – bei maximal 3 Einsätzen pro Schicht und maximal 5 Schichten pro Woche.
Umgebungsluftunabhängige Geräte
Belüftete Vollhauben- und Halbmasken Atemschutz-Sets sind im Bereich Lackiererei als professionelle Systeme bekannt. Sie bieten bei angenehmen Trageeigenschaften wirklichen Schutz vor Lösungsmitteln, Isocyanaten und Farbnebel.
Der Lackierer atmet hierbei keine Umgebungsluft, sondern erhält seine Atemluft ausschließlich aus dem vorhandenen Druckluftversorgungssystem. Halbmasken und Vollhauben schirmen ihn von der Umgebungsluft ab. Die Atemluft wird hierbei zuvor über eine entsprechende Filterkombination geführt und nach DIN 133 aufbereitet (z. B. Kombi-Feinfilter-Einheit SATA 0/444). Träger umgebungsluftunabhängiger Systeme müssen keinen Einatemwiderstand überwinden – sie bekommen die Atemluft zugeführt, können diese wahlweise noch erwärmen bzw. befeuchten und genießen dadurch neben besserem Schutz auch einen erhöhten Tragekomfort. Neben Halbmaskenversionen, die ebenfalls in Kombination mit einer Augen-Schutzbrille getragen werden sollten, stehen meist wahlweise auch die Voll-Hauben- Versionen zur Verfügung, die den gesamten Kopfbereich, inkl. Augen, Haare und den Nackenbereich zuverlässig schützen. Getragen werden die leichten Vollhauben auf einem individuell verstellbaren Kopfband. Ein breites Sichtfeld mit einer blendfreien und auswechselbaren Visierfolie sorgt dabei für freien Ausblick und bietet auch den Brillenträgern unter den Lackierern optimalen Tragekomfort. Speziell die Lackierhauben unterliegen auch keiner Tragzeitbegrenzung. Auf Grund des geringen Gewichts sind keine Gesundheitsprüfungen, wie z. B. G26-Untersuchung erforderlich. Gegenüber den klassischen Filterhalbmasken sind die umgebungsluftabhängigen Systeme jedoch durch die Schlauchverbindung ortsgebunden. Als Hauptvorteile der belüfteten Gerätschaften werden in der Praxis der hohe Tragekomfort, der fehlende Einatemwiderstand sowie die wirklich objektive Anzeige des Filterverschleißes im Aktivkohlefilter genannt. Die gegenüber den Filtermasken höheren Anschaffungskosten relativieren sich durch geringe Betriebskosten und lange Wechselintervalle des Aktivkohlefilters sehr schnell.
Weitere Informationen: SATA GmbH & Co Tel: 0 71 54/ 8 11-133 www.sata.com

Erfolgreiche Aufklärung
Wir befragten Knut Wiegand, SATA, zum Thema Atemschutz.
Herr Wiegand, wie verbreitet sind heute umgebungsluftunabhängige im Vergleich zu -abhängigen Atemschutzmasken?
Beim Fahrzeugreparatur-Lackierer werden sicherlich noch zu 80 Prozent klassische umgebungsluftabhängige Halbmasken eingesetzt. Oft scheitert der Einsatz belüfteter Systeme aus Preisgründen. Viele Entscheider verstehen den Wunsch ihrer Lackierer nach belüfteten Systemen nicht und lehnen diese immer noch aus Preisgründen ab. Und dies, obwohl bereits bei mittelfristiger Betrachtung die belüfteten Systeme günstigere Betriebskosten bieten – bei deutlich erhöhter Schutzfunktion.
Welche Rolle spielen unter den umgebungsluftunabhängigen Masken die Vollhauben?
Die Vollhauben werden eher im Bereich der Nutzfahrzeuge eingesetzt, wobei auch mehr und mehr Fahrzeuglackierer aus dem Pkw-Bereich auf dieses System setzen, da hier der gesamte Kopfbereich mit Haaren, Nacken und vor allem auch die Augen geschützt sind. Die Hauben lassen sich durch ein individuell verstellbares Kopfband sehr bequem tragen. Zwischen den Spritzgängen kann das Visier hochgeklappt werden – hier ist eine gewisse Leichtigkeit vorhanden, d.h. es gibt keinen Maskenkörper, der am Gesicht abdichten muss, sondern Schadstoffe werden durch einen leichten Luftüberdruck fern gehalten.
Sind die Lackierer durch die Einführung von Wasserbasislacken beim Atemschutz eigentlich „unvorsichtiger“ geworden?
Dem Anwender ist heute bewusst, dass auch wasserlösliche Lackmaterialien qualifizierte Atemschutzsysteme voraussetzen. Die Aufklärungsarbeit der Lackindustrie hat dazu sicher in den letzten Jahren maßgeblich beigetragen.
Atemschutz in der Kabine ist heute Standard. Wie sieht es in anderen Bereichen aus, wo Lösemittel anfallen?
Da gibt es sicher noch Nachholbedarf. Wir versuchen bei Expertentreffs und Schulungen immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die Atemschutz-Maske vom Lack-Anmischen über die Lackierung bis hin zur Reinigung der Lackierpistole getragen werden soll, um einen entsprechenden Schutz zu bieten, denn natürlich ist eine Lösemittelbelastung auch außerhalb der Lackierkabine vorhanden. MR

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