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Nachhaltig reparieren: Das sagt die Allianz

Versicherungsperspektive auf nachhaltiges Reparaturgeschäft
Grüne Instandsetzung

Was sagt eigentlich die Versicherung zum Trend „nachhaltig reparieren“? Denn dass Instandsetzen nachhaltiger ist als Erneuern, überrascht nicht. Die Allianz zeigt, dass „I statt E“ auch aus Versicherungsperspektive erheblich Geld und CO2 einspart.

Nachhaltige Versicherungslösungen und eine möglichst „grüne“ Schadenregulierung erwarten 69 Prozent der deutschen Verbraucher von ihrer Autoversicherung. Das zeigt eine Umfrage der Allianz von August 2022. Doch wie kann eine Auto-Versicherung „grün“ sein und nachhaltiges Reparieren fördern? Was erreicht man, wenn mit alternativen „grünen“ Instandsetzungsmethoden repariert wird? Wie können Werkstätten Nachhaltigkeitskriterien umsetzen?

Strategisch in die Zukunft

Die Nachhaltigkeitsstrategie der Allianz basiert auf 17 nachhaltigen Entwicklungsvorgaben der UN. Um Kfz-Unfallschäden nachhaltig abzuwickeln, hat die Allianz folgende Initiativen ergriffen:

  • Videobegutachtung
  • nachhaltige Pannenhilfe
  • „grüne“ Reparatur, d. h.
    Reparatur und gebrauchte
    Ersatzteile statt Neuteile
  • Nachhaltigkeitskriterien
    für Werkstätten
  • „grüne“ Ersatzmobilität

AZT-Geschäftsführer Christoph Lauterwasser fordert, dass Nachhaltigkeitskriterien standardisiert werden. „Das Thema ‚Reparieren statt Erneuern‘ beschäftigt die Allianz schon seit vielen Jahren“, bestätigt er. Eine Reparatur komme für weit über 60 Prozent der Unfallschäden mit lediglich Außenhautbeschädigungen infrage. Das spart viel CO2. Repariert man die Seitenwand eines Ford Fiesta, senken sich die Kosten bei Instandsetzung im Vergleich zur Erneuerung um rund 1.700 Euro, so Lauterwasser. Der Vergleich des CO2-Äquivalents zeigt: Bei der Reparatur des Teiles entstehen rund 59 Prozent weniger Schadstoffe als bei der Teilerneuerung.

Grüne Reparatur lohnt sich

Die erhebliche CO2-Einsparung gilt auch für reparierte Scheinwerfergehäuse (minus 98 Prozent Emissionen) und Windschutzscheiben (minus 99 Prozent Emissionen). Doch trotz der Vorteile gibt es einen Interessenkonflikt bei den Werkstätten: Denn teure Ersatzteile erhöhen den Umsatz der Werkstätten und wirken sich positiv auf das Sachverständigenhonorar aus. Ein Umdenken ist notwendig. So spielten neben den Erwartungen der Kunden und der eigenen Initiative neue aktuelle Themen wie nicht verfügbare Ersatzteile oder stark gestiegene Energiepreise eine wichtige Rolle. Das gilt auch für die Instandsetzung von Scheinwerferscheiben, die in vielen europäischen Ländern üblich ist und nur in Deutschland vom Gesetzgeber nicht freigegeben wird.

Nachhaltig Reparieren: Versicherung sagt „Nachholbedarf in Deutschland“

Wer glaubt, die Verbraucher in Deutschland würden eine Reparatur ihres Fahrzeuges mit gebrauchten, aber vollständig intakten und zertifizierten Ersatzteilen nicht akzeptieren, irrt. Laut der Allianz-Umfrage würden 89 Prozent der Verbraucher einer solchen Reparatur zustimmen. „Das ist ein wichtiges Signal für den Markt“, erklärt Lauterwasser. In Frankreich und Großbritannien sieht die Situation anders aus: Dort ist es etabliert, die Fahrzeugreparatur nachhaltig zu halten. „Bei uns in Deutschland gibt es dringend Nachholbedarf.“ Das liegt vor allem daran, dass es in Frankreich seit 2017 gesetzlich geregelt ist, dass dem Kunden bei einer Reparatur wiederaufbereitete Original-Ersatzteile angeboten werden müssen, sofern diese verfügbar sind. In UK dürfen Fahrzeuge, die als Totalschaden abgerechnet wurden, die Insel nicht mehr verlassen, sondern müssen entsprechend verwertet und recycelt werden. Das sieht in Deutschland anders aus: Dort werden die allermeisten Fahrzeuge nicht verwertet, sondern ins Ausland verkauft und dort als Ersatzteilspender verwendet oder sogar wieder aufgebaut.

Standards für Werkstätten gefragt

Ein langfristiges Ziel für Werkstätten mit hohem Energieverbrauch ist es, sich unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu machen. Dazu tragen für die Allianz nicht zuletzt entsprechende Lackmaterialien und Trocknungsverfahren sondern auch die Nutzung von regenerativen Energiequellen bei. „Wenn wir Standards für nachhaltige Reparaturprozesse haben, können wir bei der Werkstattwahl bewusst darauf eingehen, dass Nachhaltigkeitskriterien in der Werkstatt eine Rolle spielen“, bestätigt Schadenvorständin Lucie Bakker. Die Experten der Versicherung sind sich sicher, dass so nachhaltiges Reparieren und „grüne“ Werkstattprozesse im K+L-Betrieb gelingen können. Dabei spielt im Versicherungsfall auch eine Rolle, ob Kunden nachhaltige Ersatzmobilität in Form von Elektroautos, Elektrofahrrädern bis hin zu ÖPNV-Tickets zur Verfügung gestellt wird. am■

www.allianz.de


Thomas Behl, Leiter des Bereichs Reparaturtechnik im AZT. (Foto: M. Rehm)
Thomas Behl, Leiter des Bereichs Reparaturtechnik im AZT. (Foto: M. Rehm)
Thomas Behl, Leiter des Bereichs Reparaturtechnik im AZT. (Foto: M. Rehm)

„Wenn alle an einem Strang ziehen …“

Damit Versicherungen und Betriebe künftig „grüne“ Reparaturen fördern, fordert Thomas Behl, Leiter Reparaturtechnik im AZT vor allem eines: Gemeinsam nachhaltige Angebote schaffen.

Im Klimaplan 2050 der deutschen Bundesregierung kommt bislang kein Absatz zum Thema Recycling von Fahrzeugen oder Instandsetzung mit Gebrauchtteilen vor. Wir befragten
Thomas Behl, Leiter des Bereichs Reparaturtechnik im AZT, welche Voraussetzungen es braucht, um „grün“ instandzusetzen.

Herr Behl, immer mehr Menschen würden einer Reparatur mit Gebrauchtteilen zustimmen. Hat sich das Verbraucherverhalten geändert?

Thomas Behl: Ich glaube, viele Kunden sind bislang gar nicht gefragt worden, ob sie einer Reparatur mit wieder aufbereiteten Gebrauchtteilen zustimmen würden. Die wussten nicht, dass diese Option bestehen könnte. Insgesamt hat das Bewusstsein für die Umwelt und nachhaltige Prozesse in den letzten Jahren zugenommen.

Welche Nachhaltigkeitsstandards für Werkstätten sind denkbar, um „grüne Reparaturprozesse“ auszuweisen?

Thomas Behl: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil Nachhaltigkeit so viele Facetten hat. Die Frage ist, wie Nachhaltigkeit in den einzelnen Werkstätten umgesetzt wird. Von Photovoltaik auf dem Dach über ressourcenschonende Produkte, die Reparatur mit Gebrauchtteilen oder E-Fahrzeuge und ÖPNV-Tickets bei Ersatzmobilität. Optimal wäre künftig eine möglichst einheitliche Kategorisierung, die die unterschiedlichen Aspekte abdeckt – inklusive Unternehmensführung, Ausbildung und Gesundheitsmanagement.

In Deutschland gehen die meisten Fahrzeuge mit Totalschaden ins Ausland. Verhindert das eine funktionierende Gebrauchtteillogistik?

Thomas Behl: Derzeit ja, aber das lässt sich ändern. Ein Totalschaden, der sonst ins Ausland verkauft wird, kann ebenso gut für verwertbare Gebrauchtteile in Deutschland zerlegt und recycelt werden. Es ist leicht zusagen, wir haben nicht genug Gebrauchtteile in Deutschland, deswegen machen wir es nicht. Ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Ist bei Gebrauchtteilen nicht der Montageaufwand höher und die Wartezeit länger?

Thomas Behl: Die Werkstätten benötigen bei der Kalkulation eine Datenbank für Gebrauchtteile, um vorab zu checken, ob und wo die Teile verfügbar sind. Anpassungen sind immer nötig, auch bei Neuteilen. Aber der Lackieraufwand könnte etwas höher ausfallen. Man darf nicht vergessen: Auch bei Neuteilen kommt es derzeit zu großen Lieferengpässen, was ebenfalls Zeit und Geld kostet. Ein paralleles Gebrauchtteilsystem schadet da nicht und kann die Wartezeiten sogar verkürzen.

Versicherung, Werkstatt, Kunde, Fahrzeughersteller: Wie überzeugt man alle Beteiligten von „grüner Instandsetzung“ und nachhaltigem Reparieren?

Thomas Behl: Das hängt von der Konstellation ab. Ist für die Werkstatt der Zusatzaufwand überschaubar, wird nachhaltiges Arbeiten eher umgesetzt. Beim Kunden hängt es stark davon ab, ob und wie nachhaltige Reparaturverfahren vermarktet und kommuniziert werden. Versicherung und Werkstätten können den Kunden Nachhaltigkeit nahebringen, Optionen für grüne Reparaturen aufzeigen und auf bestehende Gegenargumente eingehen. Wie Nachhaltigkeit am Ende aussieht, muss jede Werkstatt für sich entscheiden. Wichtig ist, dass Optionen geschaffen werden und dafür alle an einem Strang ziehen. am ■

www.azt-automotive.com


Dr. Christoph Lauterwasser,AZT-Geschäftsführer

„89 Prozent der Verbraucher würden
einer Reparatur mit Gebrauchtteilen zustimmen.“

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