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Nachhaltigkeit als Firmenziel

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Nachhaltigkeit als Firmenziel

Non-Paint-Spezialist Colad richtet sich konsequent nachhaltig aus – zum Beispiel mit dem Siegel „Pro Planet Proof“. Wir informierten uns in der Unternehmenszentrale in Zwolle.

Mischbecher und Rührstäbe aus Rezyklaten, energieautarke Firmengebäude, sozial engagierte Mitarbeiter: Der holländische Non-Paint-Spezialist Colad beweist: Es tut sich etwas in Sachen Nachhaltigkeit. Wir sprachen mit Thomas van der Kooij, geschäftsführender Gesellschafter von E.M.M., und Jochen Müller, Vertriebsleiter Colad Deutschland, über Produkte, Strategien und Ziele.

Herr Van der Kooji, Herr Müller, was war für Sie der Grund, Colad/EMM in Richtung Nachhaltigkeit zu pushen?

Thomas van der Kooij: 2012 haben wir das Unternehmen neu positioniert. Zuvor hat mich die Präsentation eines CEO auf einer Tagung sehr beeindruckt: Er sprach sehr eindringlich davon, dass es keinen Planeten B gibt und wir nur eine Erde haben. Und er legte dar, wie sich sein Unternehmen komplett neu in Richtung Nachhaltigkeit definiert hat. Das hat mir damals die Augen geöffnet.

Nun erzielt Colad einen großen Teil des Umsatzes mit Einwegartikeln aus Kunststoff – ist das nicht ein schwieriges Umfeld für eine unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategie?

Thomas van der Kooij: Es ist einfach ein Fakt, dass wir in unserer Branche Plastik nutzen müssen. Aber ich wollte dafür kämpfen, dass wir in Zukunft so wenig Plastik wie möglich verbrauchen – indem wir bei Einwegartikeln beim Rezyklateinsatz an die Grenze gehen und indem wir bei Mehrwegartikeln wie Pumpsprühflaschen die Lebensdauer deutlich erhöhen.

Was war Ihre erste Maßnahme auf diesem Weg?

Jochen Müller: Ein erster Schritt bei der Produktentwicklung war unser Turbomix-Paintsaver-Rührstab, den wir aus bis zu 75 Prozent Recyclingplastik herstellen konnten.

Lässt sich das auf alle Kunststoffprodukte übertragen?

Thomas van der Kooij: Leider nein, einen Mischbecher aus Rezyklaten herzustellen, ist bereits eine viel größere Herausforderung. Theoretisch ließe sich ein Mischbecher aus 100 Prozent Recyclingplastik produzieren. Der wäre aber dann dunkelgrau und nicht transparent.

Jochen Müller: Rezyklat ist nicht gleich Rezyklat. Es gibt Post-Consumer- und Post-Industrial-Rezyklate. Ersteres kann auch Silikone und Fette enthalten, was im Lackierbetrieb tabu ist. Wir haben eine Verantwortung unseren Mitarbeitern und Anwendern gegenüber, dass die Produkte nachhaltig und möglichst langlebig sind – aber vor allem perfekt funktionieren.

Welche weiteren Maßnahmen haben Sie ins Visier genommen?

Thomas van der Kooij: Die Pläne für unseren Neubau, der hier seit 2017 in Zwolle steht, haben wir von Beginn an „grün“ umgesetzt. Wir produzieren und nutzen Solarstrom und sind weitgehend CO2-neutral. Außerdem produzieren wir, wo immer möglich, lokal oder zumindest in Europa, um Lieferwege zu reduzieren. Nicht zuletzt sind wir kritisch gegenüber dem Bezug von Waren aus totalitären Ländern wie
China und Russland geworden.

Nun gibt es mit „Pro-Planet-Proof“ ein Zertifikat für Produkte, die besonders nachhaltig sind. Welche Eigenschaften müssen diese Produkte haben?

Thomas van der Kooij: Ein Kriterium für das Label ist, dass die Produkte zu einem hohen Prozentsatz aus Rezyklaten hergestellt sind – wie unsere Mischstäbe. Auch unsere Verpackungen bestehen hier aus recyceltem Altpapier, sie werden mit wasserlöslichen Farben bedruckt, sogar das Klebeband der Verpackung wird nicht mehr aus Kunststoff sein, sondern aus Papier. Da lohnt sich der Blick für‘s Detail.

Ist die Branche denn bereit, für ein nachhaltiges Produkt mehr zu bezahlen? Wir sind ja in der K & L-Branche und nicht im Bioladen, wo die Kunden bewusst akzeptieren, dass die Ware etwas teurer ist.

Thomas van der Kooij: Das ist schwer zu sagen. Klar ist: Wir können Pro-Planet-Proof-Artikel nicht günstiger anbieten. Auch auf Herstellerseite bringt nachhaltiges Produzieren höhere Kosten mit sich. Dazu muss man als Firma bereit sein. Was man aber nicht vergessen darf: Im Bereich des nachhaltigen Produzierens ändern sich auch die gesetzlichen Anforderungen sehr dynamisch. Es steht außer Frage, dass Punkte wie ein hoher Rezyklatanteil oder eine umweltschonende Verpackung irgendwann vom Gesetzgeber eingefordert werden. Darauf sind wir dann ebenso wie unsere Kunden vorbereitet.

Jochen Müller: Es reicht nicht aus, dass ein Produkt nachhaltig ist, zumal, wenn es teurer ist. Das muss immer mit einem deutlichen Produktvorteil kombiniert sein, wie z. B. bei unserem Paintsaver-Rührstab, der mit seinem abknickbaren Teil erheblich Lackmaterial spart.

Wir befinden uns momentan in einer Phase hoher Energie- und Rohstoffpreise. Macht es das einfacher, nachhaltige Produkte zu verkaufen?

Thomas van der Kooij: Das hilft. Aber das reicht nicht. Als mir vor einiger Zeit Solarpanels für mein Privathaus angeboten wurden, habe ich sofort zugesagt. Der Verkäufer fragte mich dreimal, ob er mir eine Amortisationsrechnung vorlegen sollte. Ich habe abgelehnt. Warum? Weil ich überzeugt war, dass es eine gute Sache ist. Ich möchte nicht, dass eine Energiekrise notwendig ist, damit die Menschen anders denken. Das hilft zwar, aber der Impuls muss von selbst kommen.

Wie geht es jetzt weiter? Planen Sie, alle ihre Produkte „Pro-Planet-Proof“ zu machen?

Jochen Müller: Das ist sicher unser Ziel, aber das geht nicht von heute auf morgen.

Thomas van der Kooij: Wir haben gelernt, dass man Dinge Schritt für Schritt umsetzen muss. Unsere Produkte sind seit 2020 auch mit der Umweltschutz ISO-14001-zertifiziert.

Müller: Und dieses Jahr werden wir noch weiter gehen …

Thomas van der Kooij: Richtig. Wir planen eine externe ESG-Analyse (Environment-Social-Governance) unserer Firma, um zu dokumentieren, in welchen Unternehmensbereichen wir wie weit sind.

Jochen Müller: Das zahlt sich dann auch in Zukunft aus, wenn es europaweit neue Gesetze für Nachhaltigkeit und Umweltschutz geben wird. Dann haben wir bereits ein vollständiges Reporting vorliegen und können sagen: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ am ■

www.colad.com



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