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„Kein Argument mehr gegen Wasserlack“

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„Kein Argument mehr gegen Wasserlack“

Sikkens hat die Wasserbasislackreihe Autowave optimiert

MR

Sikkens hat sich in den vergangenen Jahren konsequent wie nur wenige andere Lackhersteller mit der Umstellung der Kunden auf Wasserbasislacke befasst. Lohn der Mühe: Mit einem Anteil der Wasserlack-Anwender von über 50 Prozent gehört die Akzo-Nobel-Tochter zu den Spitzenreitern unter den auf dem deutschen Markt vertretenen Herstellern. Ein Gespräch mit Michael Zeller, Sikkens-Geschäftsführer AkzoNobel Coatings GmbH, Thomas Bischoff, Leiter Marketing, und Armin Dürr, Leiter Produktmanagement.
Zu Beginn der Jahres hat Sikkens mit 15 neuen Mischfarben die Wasserlackreihe Autowave kräftig umgekrempelt. Wo lagen die Gründe für diesen Relaunch?
Michael Zeller: Wir halten die Veränderungen nicht für so gravierend, dass man von einem Relaunch der Lackreihe sprechen könnte. Die Optimierung unserer Autowave-Reihe sehen wir als normale Reaktion auf veränderte Bedingungen.
Worauf haben Sie reagiert?
Armin Dürr: Ein Motor unserer Entwicklungsarbeit ist und bleibt die Automobilindustrie. Dadurch, dass in der Serie zunehmend neue Effektpigmente, zum Beispiel Xyrallic-Pigmente, eingesetzt werden, mussten wir natürlich entsprechende Mischlacke bereitstellen.
Insgesamt haben wir 15 neue Mischfarben in die Reihe integriert: sieben Metallics, sieben Uni-Mischfarben und ein zusätzliches Rot-Pearl. Nicht nur die Farbtongenauigkeit wird dadurch weiter verbessert; es muss jetzt auch kein Farbton mehr aufgerührt werden. Außerdem sind die neuen Mischlacke höher pigmentiert, was speziell bei Wasserbasislacken einen deutlichen Vorteil darstellt.
Warum speziell bei Wasserbasislacken?
Armin Dürr: In den Köpfen der Anwender steckt ja immer noch das Pauschalurteil, dass Wasserlacke langsamer trocknen. Hier kann man aber gegensteuern – und zwar nicht nur von der Trocknungs-, sondern auch von der Produktseite her. Indem man die Deckkaft erhöht, kann man tendenziell niedrigere Schichtdicken spritzen. Und die lassen sich noch schneller trocknen.
Eine andere Möglichkeit, die Trocknung von der Produktseite her zu beschleunigen, sehen Sie nicht?
Armin Dürr: Grundsätzlich sind wir hier an einer physikalischen Grenze angelangt. Ohne den Einsatz von Alkoholen oder anderen Mitteln, die in die Grauzone der VOC-Gesetzgebung führen würden, ist bei der Trocknung nichts mehr zu verbessern. Allerdings gibt es ja etliche andere Möglichkeiten, um die Trocknung zu unterstützen.
Wie hat sich da Ihre Strategie entwickelt? Noch vor kurzem schien es, als ob Sikkens eindeutig ein bestimmtes, nämlich das QAD-System, favorisieren würde.
Armin Dürr: Nach wie vor halten wir das QAD-System für einen optimalen Weg der Trocknungsunterstützung. Das gilt im Wesentlichen für Betriebe mit mehr als acht Durchgängen pro Tag. Es gibt aber mittlerweile auch andere Lösungen von Kabinenherstellern ebenso wie von anderen Zulieferen, die alle dazu beitragen, Wasserlacke schneller zu trocknen.
Warum wurden überhaupt so konkrete Empfehlungen abgegeben?
Thomas Bischoff: Wir haben immer schon die Ansicht vertreten, dass die Auswahl des Trocknungssystems sich an den Bedingungen vor Ort orientieren muss. Das Betrachten der individuellen Situation ist ein Teil unserer Philosophie, das Thema Wasserlack „ganzheitlich“ anzugehen. Es reicht nicht, dem Kunden das Material zu liefern, sondern man muss auch Systemlösungen rund um das Produkt herum bieten. Mit diesem Ansatz waren wir innerhalb der letzten beiden Jahren sehr erfolgreich. Über 50 Prozent der Kunden haben bereits auf Autowave umgestellt.
Wie steht es um die anderen 50 Prozent? Sehen Sie den Stichtagen, die die VOC-Gesetzgebung vorsieht, beruhigt entgegen?
Michael Zeller: Ein Anteil von 50 Prozent liegt sicherlich über dem Durchschnitt des Marktes. Insofern liegen wir voll im Plan. Natürlich sind aber unter den restlichen 50 Prozent der Betriebe, die noch nicht umgestellt haben, tendenziell die eher konservativen, darunter auch manche, die der konventionellen Reihe sehr stark verhaftet sind, und die unter Umständen bis zuletzt an diesem Produkt festhalten wollen. Umso wichtiger, dass wir mit autobase plus bis zum letzten Moment auch eine top-aktuelle konventionelle Reihe im Programm haben, denn auch die Kunden, die noch nicht umgestellt haben, haben natürlich einen Anspruch auf optimale Materialien.
Das heißt, das Tempo der Umstellung wird etwas nachlassen?
Michael Zeller: Wenn Sie nach einer Prognose für die nächsten 12 Monate fragen, würde ich sagen, dass die Umstellungsfrequenz innerhalb der eigenen Kundschaft etwas niedriger wird, weil, wie gesagt, eine gewisse Sättigung bereits da ist. Allerdings wollen wir nun vermehrt auch Wettbewerbskunden von den Autowave-Vorzügen überzeugen. Wir werden also in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, alle Kunden möglichst bald auf Autowave umzustellen. Unsere Strategie heißt: „Wasser, und zwar so schnell wie möglich“. Schließlich gbt es kein rationales Argument mehr, nicht auf Wasserbasislacke umzusteigen.
Gilt dies auch für Wasserklarlack? Sikkens ist momentan einer der wenigen Hersteller, die Wasserklarlacke aktiv vermarkten. Besteht da nicht die Gefahr, die Innovationsbereitschaft der Kundschaft allzusehr zu strapazieren?
Michael Zeller: Das sehen wir nicht so. Zunächst einmal möchte ich betonen, dass im Gegensatz zum Basislack, wo es keine vernünftige Alternative zu wasserlöslichen Lacken gibt, beim Klarlack zwei Wege zum Erfolg führen: High Solids oder Wassermaterialien.
Unsere Erfahrung aus anderen Märkten zeigt uns allerdings, dass dies durchaus ein offenes Rennen ist. Dort haben sich bereits etliche Anwender für den Wasserklarlack entschieden. Das wird auch in Deutschland geschehen, da die Anwender in der Praxis sofort die Vorteile von Wasserklarlack erkennen und emotionale Hürden schnell durch Praxiserfahrung überwunden werden.
Herr Zeller, Herr Bischoff, Herr Dürr, vielen Dank für das Gespräch.

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