Idealer Rundlauf

Großereignisse werfen ihre Schatten voraus. Das gilt umso mehr für die weltgrößte Kfz-Service-Messe Automechanika, die vom 14. bis 19. September in Frankfurt stattfinden wird. Lackierer und Karosseriebauer werden dort in der Halle 11 ein neu arrangiertes Umfeld vorfinden. Wir sprachen mit Thomas Aukamm, bei der Messe Frankfurt Director Automechanika.

Herr Aukamm, die Automechanika 2010 fällt in eine wirtschaftlich immer noch schwierige Zeit. Hat sich dies bisher in der Zahl der Anmeldungen widergespiegelt?

Wir stellen keinen Rückgang fest. Aktuell sind über 90 Prozent der Ausstellungsfläche von 2008 belegt. Dies ist für uns ein deutliches Signal und ein Bekenntnis der Branche zur Automechanika als Weltleitmesse.

Gibt es bei den Anmeldungen Unterschiede zwischen den einzelnen Produktbereichen?

Bei der Verteilung der Fläche innerhalb der Produktgruppen gibt es keine Unterschiede zur Vorveranstaltung. So wird auch 2010 der Bereich Parts & Systems den größten Anteil an der Ausstellungsfläche darstellen. 2008 entsprach dies 43 Prozent der Fläche. Es folgen die Bereiche Repair & Maintenance, Accessories & Tuning, Service Station & Car Wash und IT & Management.

Die Bereiche Lack & Karosserie sind erstmals in der neuen Halle 11 untergebracht. Welche Möglichkeiten bietet die Halle Ausstellern und Besuchern?

Mit ihren 24.000 Quadratmetern Brutto-Ausstellungsfläche bietet die neue Halle den Ausstellern aus den Bereichen Lack & Karosserie großzügige Präsentationsmöglichkeiten. Bisher waren die beiden Bereiche unter anderem aufgrund bautechnischer Gegebenheiten in der Halle 9 getrennt. Mit dem neuen Konzept schaffen wir eine Verbindung verwandter Themengebiete zur verbesserten Orientierung. Aufgrund der praktischen Nähe zur Werkstattausrüstung und den Werkzeugen in den Halle 8 und 9.0 wird der Bereich Karosserie-Instandsetzung zukünftig in der Ebene 11.0 zu finden sein. Die Positionierung der Produktbereiche Lackierung und Korrosionsschutz in der Halle 11.1 verschafft optimale Synergien durch die hohe Affinität zu den Pflegeprodukten in Halle 9.1 (Lack- und Innenraumpflege). Besucher finden also zukünftig alle themenverwandten Produktbereiche auf jeweils einer Ebene, ideal in einem Rundlauf zwischen den Hallen 8 bis 11 über die Via Mobile verbunden. Der direkte Anschluss an die Car Wash City auf dem Freigelände Südwest vervollständigt den Themenbereich im Westgelände.

Alles in praktischer Nähe sehen zu können, ist sicher eine sinnvolle Neuerung für die Besucher – wenn sie erst einmal vor Ort sind. Die neue Halle 11 ist vom Haupteingang noch weiter entfernt als die Halle 9. Besteht da nicht die Gefahr, dass die Besucher bereits etwas ermüdet dort ankommen?

Absolut nicht. Im Gegenteil wurde mit dem direkt an die Halle 11 angeschlossenen Eingang „Portalhaus“ eine neue, sehr repräsentative Visitenkarte der Messe geschaffen. Einen Haupteingang in diesem Sinne gibt es ohnehin nicht – wenn, dann würden wir aber das Portalhaus als solchen bezeichnen. Alle Besucher, die mit dem Pkw anreisen, gelangen mit den Shuttlebussen vom Parkhaus Rebstock auf das Gelände. Und diese Shuttlebusse steuern alle entweder direkt den Eingang Portalhaus oder den Eingang Galleria an. Wir garantieren hiermit eine noch höhere Besucherfrequenz in diesem Teil des Geländes und eine optimale Besucherführung.

War es denn schwer, Hersteller aus dem Bereich Karosserie und Lack, die „Stammplätze“ in anderen Hallen hatten, zum Umzug in die Halle 11 zu bewegen?

Natürlich sind Neuerungen und Umstrukturierungen auf einer erfolgreichen Messe wie der Automechanika keine Selbstläufer. Sie dürfen nicht vergessen, dass manche Aussteller seit Beginn an dabei sind und über Jahre hinweg ein und denselben Standort hatten, mit dem sie immer gut gefahren sind – insbesondere in der beliebten Halle 8, die seit jeher ein großer Magnet ist. Allerdings bestand gerade hier eine immer weiter steigende Nachfrage. Mit dem neuen Konzept können wir dieser Nachfrage nun endlich gerecht werden. Und gleichzeitig ordnen wir die bestehende Ausstellerstruktur so, dass sich in der neuen Halle 11 eine in sich logische Themenwelt ergibt.

Ich würde es daher nicht als „schwer“ bezeichnen, wohl aber als Herausforderung. Diese Herausforderung haben wir gemeistert. Denn die Halle 11 und das neue Konzept stellt eindeutig die bessere Alternative zur bisherigen Situation der auseinander gerissenen Themen dar.

Welche klangvollen Namen oder Highlights können Sie unter den Ausstellern in der Halle 11 bereits verzeichnen?

Unter den bisherigen Anmeldungen sind große Aussteller wie Herkules-Hebetechnik, Vosschemie, SATA, Festool, Chemicar Europe, MIPA, Audatex Deutschland, LUTRO, Mirka, Farecla, Albert Berner, CAR-O-LINER, Würth, der ZKF und noch etliche andere.

Wie ist der aktuelle Stand bei den bislang eher zurückhaltenden Lackherstellern? Gab es noch Anmeldungen?

Es hat sich eine Vielzahl kleinerer Anbieter angemeldet. Mit den großen Lackherstellern sind wir aktuell noch im Gespräch. Wir sind sicher, dass wir diese mittelfristig vom neuen Konzept der Halle 11 überzeugen können, auch wenn sie 2010 noch nicht dabei sein sollten. Denn die Automechanika bietet besonders für die Lackhersteller die richtige Plattform.

Bei den Vorveranstaltungen wurde manchmal ein abnehmendes Interesse seitens der deutschen „Werkstatt-Kunden“ bemängelt. Gibt es Initiativen, um speziell die Klientel aus dem Handwerk verstärkt anzusprechen?

Diese Tatsache ist uns sehr wohl bewusst. Und genau aus diesem Grund wird es für die Automechanika 2010 ein speziell aufgelegtes Besucherprogramm für die deutschen Werkstätten geben. Ein besonders Highlight in diesem Programm ist die 1. Automechanika Sternfahrt, die wir gemeinsam mit dem Verband VREI e.V. veranstalten. Hierzu rufen wir alle deutschen Werkstätten, insbesondere auch die Lackierer-Werkstätten auf, mit ihrem besonderen Fahrzeug daran teilzunehmen. Anmelden kann man sich in den sechs Kategorien Oldtimer, Classic Cars und Youngtimer sowie neuzeitliche Fahrzeuge in den Kategorien Performance, Optik, Info/Multimedia. Eine Bewerbung lohnt sich allemal. Denn neben der Aussicht auf die Teilnahme am Auto-Korso über das Frankfurter Messegelände locken eine Abendveranstaltung und eine Übernachtung im Doppelzimmer. Da ich selbst großer Oldtimer-Fan bin, kann ich nur jedem mit einem „Schmuckstück“ in der Garage empfehlen, sich bis zum 5. Juli unter www.automechanika.com/Sternfahrt zu bewerben.

Welche weiteren Attraktionen gibt es? Eine weitere Aktion neben der Sternfahrt ist zum Beispiel das europäische Schadensforum in Zusammenarbeit mit dem ZKF. Oder auch die Sonderschau Colortec in Kooperation mit den Handwerkskammern und Meisterschulen der Lackierer im Portalhaus direkt neben der Halle 11. Auch der Bereich Restaurierung wird mit neuem Schwerpunkt vertreten sein.

Welche Highlights bietet das Rahmenprogramm?

Mittlerweile schon traditioneller Bestandteil des Rahmenprogramms ist der Automechanika Innovation Award. Auch in diesem Jahr wird der international anerkannte Innovationspreis wieder für herausragende und innovative Neuerungen und Lösungen vergeben. Aussteller können sich in insgesamt neun Kategorien bewerben. Die begleitende Sonderschau im stark frequentierten Foyer der Halle 4.1 bietet den Gewinnern eine zusätzliche Plattform, um sich den über 160.000 Besuchern der Automechanika zu präsentieren. Weiteres Highlight ist der 2008 erstmals eingeführte Automechanika Green Directory. Der „grüne“ Besucherführer weist Besuchern den Weg zu besonders umweltschonende Produkten und Dienstleistungen auf der Messe.

Eine Neuauflage erfährt in diesem Jahr das Automechanika Aftermarket Forum. Das Vortragsprogramm beginnt bereits am ersten Messetag mit einer offiziellen Eröffnung und dauert erstmals einen Tag länger. Der Veranstaltungsort im neuen Portalhaus verspricht eine noch höhere Aufmerksamkeit sowohl bei den Ausstellern und Besuchern, als auch bei den Medienvertretern. Der Themenschwerpunkt liegt in diesem Jahr auf den Bereichen Werkstatt und Handel und am letzten Tag auf dem Themenblock E-Mobility.

Nun gibt es im Kfz-Bereich traditionell eine große Zahl von Hausmessen. Sehen Sie darin eine Beeinträchtigung für internationale Großereignisse wie die Automechanika?

Natürlich sind diese Hausmessen für eine bestimmte Besuchergruppe der Automechanika interessant. Man erhält dort das von den Ausstellern teuer finanzierte „Rund-um-Sorglos-Paket“ von Freigetränken bis zum Hubschrauberflug. Quasi ein Event für die ganze Familie. Ein solches Konzept wird von der Weltleitmesse Automechanika nicht übernommen. Denn unsere Aufgabe als Spiegelbild des internationalen Weltmarktes ist es, fachlich gerecht und hochwertig die gesamte Branche und nicht nur einzelne Hersteller zu präsentieren. Bei Hausmessen erhält der Besucher immer nur einen Blick auf eine Vorauswahl des jeweiligen Werkstattausrüsters, keinesfalls aber einen Überblick über den gesamten weltweiten Markt in seiner Breite und Tiefe. Aber gerade eine solche Sichtweise ist im internationalen Umfeld einer sich immer weiter globalisierenden Automobilwirtschaft enorm wichtig. Interessant ist auch, dass gerade die veranstaltenden Werkstattausrüster Besucher der Automechanika sind. Sie informieren sich hier über Innovationen und Trends, bevor sie diese dann auf ihren Hausmessen zeigen. Wer also im September zu uns nach Frankfurt kommt, ist dem Hausmesse-Besucher bereits einen Schritt voraus.

Herr Aukamm, vielen Dank für das Gespräch. MR