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Hochwasserschäden

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„Aufgeben passt nicht zu uns“

Die Jahrhundertflut traf die Firma IDENTICA Bultink in Hagen hart. Geschäftsführer Bastian Bultink berichtet, wie der total zerstörte Betrieb in kurzer Zeit wieder aufgebaut werden konnte – und welche Schlüsse er aus dem Geschehen zieht.

Bei IDENTICA Bultink in Hagen flutete das Hochwasser in der Nacht zum 15. Juli den kompletten Betrieb. Das Ausmaß der Zerstörung war katastrophal – und dennoch konnte der Betrieb nur wenige Wochen später wieder eröffnen. Wie das funktionierte und welche Erkenntnisse Geschäftsführer Bastian Bultink aus diesem Unglück mitgenommen hat, erklärt er im Interview.

Herr Bultink, den Starkregen Mitte Juli haben sehr viele Menschen zu spüren bekommen – wie kam es bei Ihnen zur Überflutung?

Bastian Bultink: Es ging alles sehr, sehr schnell. Wir hatten vorher nie Probleme mit Hochwasser. Am 14. Juli gegen 16.30 Uhr lief nebenan die Bahnunterführung voll – das passiert öfter, weil der Kanal an dieser Stelle schnell verstopft. Plötzlich stieg das Wasser. Wir hatten aber immer noch nicht damit gerechnet, dass es unseren Betrieb erreichen würde. Sicherheitshalber besorgten wir trotzdem mehrere Paletten Sandsäcke. Um 19.30 Uhr war klar: Wir haben den Kampf gegen das Wasser verloren. Die Straße hatte sich zu einem Fluss entwickelt und wir konnten unser Gelände plötzlich nicht mehr befahren oder verlassen.

Was haben Sie dann gemacht?

Bastian Bultink: Wir begannen sofort, die Fahrzeuge auf die Hebebühnen bzw. hinter die Werkstatt zu fahren, weil das Gelände dort etwas höher liegt. Um 20.30 Uhr standen wir in den Hallen knietief im Wasser. Wir versuchten zu retten, was zu retten war. Da wir aber nicht wussten, welche Geräte noch angeschlossen waren und welche nicht, und wir auch keine Möglichkeit hatten, zum Stromkasten zu gelangen, entschieden wir, das Gelände zu verlassen. Bei uns liegt überall Starkstrom – wir wollten auf gar keinen Fall Menschenleben riskieren. Das Bürogebäude versuchten wir noch mit Sandsäcken zu retten, doch am nächsten Morgen sahen wir, dass auch das nichts genutzt hatte. Über Nacht stieg das Wasser in den Hallen auf 1,20 Meter und im Bürogebäude auf 80 cm.

Wie sah das Ausmaß der Zerstörung aus?

Bastian Bultink: Am nächsten Morgen war das Wasser noch da, aber es war schon deutlich weniger. Nach dem Wasser blieb der Schlamm und nahezu alles war zerstört oder weggeschwommen. Wir können den Schaden immer noch nicht in Zahlen benennen, aber wir sind auf jeden Fall im Millionenbereich.

Die fast völlige Zerstörung des Familienbetriebs – haben Sie ans Aufgeben gedacht? Was hat Sie angetrieben?

Bastian Bultink: Nein, Aufgeben passt nicht zu uns. Da hatten wir keine Sekunde dran gedacht. Meine Frau und ich überlegten sofort, wie und in welcher Reihenfolge was wieder aufgebaut werden würde. Was uns antrieb? Jeden Tag das Beste aus dem Tag zu machen! Das Schicksal hatte sich unseren Betrieb ausgesucht – dann zeigen wir dem Schicksal mal, wie man einen Betrieb wieder aufbaut!

Zum Wiederaufbau: Womit haben Sie zuerst angefangen? Wie war der Ablauf?

Bastian Bultink: Noch am Abend haben wir unseren Versicherungsmakler angerufen. Er hat einen klasse Job gemacht: Direkt am nächsten Tag kam der Schadenregulierer von der Basler Versicherung mit Gutachtern und Sachverständigen. Es wurde uns erklärt, wie es jetzt weitergeht. Wir sind sehr gut versichert – ein beruhigendes Gefühl!

Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten durch unsere Betriebsunterbrechungsversicherung weiter zur Arbeit kommen. Nur war die Arbeit jetzt eine andere. Alle haben angepackt! Es ist toll, so ein klasse Team zu haben. Wir säuberten und desinfizierten die Hallen, schlugen die nassen Wände ab, reinigten das Bürogebäude, überprüften die Werkzeuge und machten Listen für die Versicherung. Dann kam der Abriss: Im Bürogebäude musste der Boden bis auf die Bodenplatte herausgestemmt und die Wände, da es ein Fertighaus ist, bis auf eine Höhe von 1,50 Meter entfernt werden.

Seit dem 23. August haben Sie wieder geöffnet. Wenn Sie jetzt zurückblicken: Womit hatten Sie am meisten zu kämpfen? Was war die größte Herausforderung?

Bastian Bultink: Die größte Herausforderung war es, nicht einfach machen zu können! Es ist unglaublich wichtig, auf die Versicherung zu achten und korrekt vorzugehen. Defekte Werkzeuge oder Maschinen dürfen beispielsweise nicht einfach entsorgt werden. Die Versicherung macht anhand der erstellten Listen Stichproben und schaut, ob die Maschinen tatsächlich defekt sind. Absolut richtig und verständlich, aber das muss man alles wissen. Bevor wir überhaupt etwas berühren durften, mussten wir von allem Fotos machen. Solche Tipps haben wir von unserem Makler bekommen. Das sind Kleinigkeiten, aber so etwas kann ganz schnell böse enden.

Sie bedanken sich in Ihren Facebook-Videos immer wieder für die Hilfe. Wer hat Sie wie unterstützt?

Bastian Bultink: Die meiste Unterstützung erhielten wir von unseren 62 Mitarbeitern. Wir haben bei uns zu Hause ein Not-Büro eingerichtet, von wo aus die Kunden telefonisch informiert wurden. Auch samstags und sonntags wurde zu Hause telefoniert und in der Werkstatt aufgeräumt und sauber gemacht. Alle zogen an einem Strang. Auch externe Unternehmen verschoben für uns andere Termine, um uns zu helfen. Wir wollten so schnell wie möglich wieder für unsere Kunden da sein. Unser Dank geht aber natürlich auch an die zahlreichen Freunde, Bekannten, Kunden, Partner und Hagener. Wie viel Hilfe uns angeboten wurde, ist unfassbar! Jeder steuerte das bei, was er oder sie leisten konnte. Einfach großartig! Wir wissen es zu schätzen, solche tollen Kunden zu haben! Bis auf wenige, die nachvollziehbare Gründe hatten, haben alle mit ihrem Service oder der Reparatur gewartet, bis wir wieder aufgemacht haben.

Herr Bultink, herzlichen Dank für das Gespräch. ■

www.identica-partner.eu/bultink/de


Bastian Bultink

„Das Schicksal hatte sich unseren Betrieb ausgesucht – dann zeigen wir dem Schicksal mal, wie man einen Betrieb wieder aufbaut!“

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