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Die Schere geht auseinander

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Die Schere geht auseinander

Standox-Geschäftsführer Lutz Poncelet im Gespräch

Herr Poncelet, wir stehen am Ende eines Jahres, das ganz im Zeichen der Krise stand. Welche Konsequenzen hatte dieses Szenario für die Reparaturlack-Branche?

Wenn man die Daten betrachtet, die für den gesamten Markt erhoben werden, dann hat sich, was den mengenmäßigen Absatz von Reparaturlacken angeht, eine Entwicklung, die schon einige Jahre lang andauert, dramatisch beschleunigt. Mengenmäßig augedrückt, ist der Gesamtmarkt von 2006 bis 2007 bereits um ein Prozent zurückgegangen, von 2007 auf 2008 noch einmal um etwas mehr als fünf Prozent. 2009 muss man als Ausnahmejahr betrachten. Wenn wir die Zahlen für das erste Halbjahr betrachten, ging das verkaufte Volumen um geradezu beängstigende 13,5 Prozent zurück.
Hat sich der Trend des ersten halben Jahres fortgesetzt?
Zum Glück nicht, in der Summe dürfte der gesamte Markt im Absatz – ganz genaue Zahlen gibt es noch nicht – 2009 um etwa neun Prozent zurückgegangen sein.
Was sind die Gründe für diesen Rückgang? Die üblicherweise herangezogenen Parameter Schadenhäufigkeit, Fahrzeugbestand und Kilometerleistung haben sich ja nicht so dramatisch verändert.
Der Absatzrückgang beim Reparaturlack lässt sich durch die Krise in der Fahrzeugserie erklären. Viele Fahrzeuglackierer beschichten zum Beispiel Anbauteile für die Serie mit Reparaturlack – ein Geschäft, das im ersten Halbjahr 2009 nahezu eingebrochen ist. Dazu kommt, dass der Fahrzeugbau das ganze Jahr nicht in die Gänge gekommen ist. Ich denke auch, dass die fiktive Abrechnung 2009 leicht zugenommen hat. Das könnte sich mit der Abwrackprämie aber wieder ändern.
Sie blicken also optimistischer in das Jahr 2010?
Über eines muss man sich im Klaren sein: Der Reparaturlack-Markt ist in Deutschland ebenso wie im gesamten Westeuropa, was den mengenmäßigen Absatz angeht, kein Wachstumsmarkt. Daher erwarten wir einen nochmaligen Rückgang der Tonnage für die gesamte Branche. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir mit der Marke Standox, wie in 2009 und 2008, Marktanteile gewinnen und unsere Position festigen werden. Einen wesentlichen Beitrag wird dazu eine neue Basislackreihe tragen, die wir noch im ersten Quartal einführen werden. Die Erfahrungen aus der Testphase und die Reaktionen der Pilot-Anwender machen mich zuversichtlich, dass wir damit einen neuen Standard setzen werden. Mehr kann ich allerdings im Moment zu diesem Thema nicht sagen.
Welchen Verlauf hat das Jahr 2009 bei Ihren Kunden genommen? Was sagt zum Beispiel der Betriebsvergleich darüber aus?
Auch sie mussten gegenüber 2008 Abstriche machen. Der Repanet-Betriebsvergleich zeigt, dass der Umsatz im Schnitt um 2,6 und die Auslastung um 4 Prozent zurückging.
Allerdings sind Durchschnittszahlen im Karosserie- und Lackbereich nicht mehr so aussagekräftig, wie sie schon einmal waren, denn die Schere zwischen extrem erfolgreichen Betrieben und solchen, die in echten Schwierigkeiten stecken, geht heute extrem weit auseinander.
Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Einerseits zahlt es sich bei vielen Betrieben aus, dass sie sich in den vergangenen Jahren gut aufgestellt haben, über einen guten Kundenmix verfügen und in Weiterbildung und Technik investiert haben. Man muss aber auch sehen, dass das Schadenmanagement immer stärker greift und einige Betriebe hiervon sehr stark profitieren – zumindest, was die Auslastung angeht. Und die fehlt dann natürlich den anderen. Der Verdrängungswettbewerb zwischen den Werkstätten hat an Schärfe gewonnen.
Welche Quote haben die vermittelten Schäden?
Unser Betriebsvergleich ergibt für das Jahr 2009 einen durchschnittlichen Kundenmix von etwa 40 Prozent Autohaus-Aufträgen, 25 Prozent Privatkunden und 20 Prozent vermittelten Schäden. Der Anteil dieser Schäden hat sich also in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Sie haben kürzlich die Repanet-Betriebe als Partner des Fair-Play-Konzepts der Allianz sozusagen en bloc vermittelt. Kann man daraus schließen, dass Sie als Lackhersteller eine aktivere Rolle bei der Schadensteuerung anstreben?
Nein; unsere Politik ist in diesem Bereich sehr klar. Wir tun sehr viel, um das attraktive Profil der Repanet-Betriebe Großkunden wie Versicherungen, Flottenbetreibern oder auch Schadenvermittlern darzustellen und nahezubringen. Nichts anderes ist die Kooperation mit Allianz-Fair-Play, wo es jedem Betrieb individuell überlassen bleibt, sich auf der Plattform einzuloggen.
Unser Beitrag bestand hier darin, deutlich zu machen, dass die Repanet-Betriebe geeignete Partner für Fair-Play sind. Und da die Allianz offenbar noch einige Partnerbetriebe benötigt, hat man dieses Angebot gerne angenommen. Reparaturaufträge zu vermitteln sehen wir dagegen nicht als Aufgabe des Lackherstellers. Das Beispiel Nobilas hat gezeigt, dass das nicht nur schwer funktioniert, sondern auch noch jede Menge Konfliktpotenzial enthält. Welche Entwicklung nimmt Repanet? Welche Angebote werden besonders stark nachgefragt?
Die Mitgliederzahlen sind sehr stabil, und wir stellen eine stärkere Nachfrage insbesondere nach betriebswirtschaftlichen Angeboten und Marketing-Maßnahmen fest. Ein echtes Erfolgsmodell ist unser zweijähriges Betriebsnachfolge-Programm, das wir bei der Repanet-Hauptversammlung in Monte Carlo vorgestellt haben.
Stichwort Monte Carlo – wäre eine so glanzvolle und hochpreisige Veranstaltung heute noch zeitgmäß?
Wir hatten 2008 ein rundes Jubiläum zu feiern und haben das in einem Rahmen getan, der, wie ich finde, passend war und bei den Mitgliedern auf hervorragendes Echo gestoßen ist. Aber natürlich muss man heute alle Aktivitäten unter Kostenaspekten überprüfen und der einen oder anderen Veranstaltung mehr Bodenhaftung verleihen. So findet unsere nächste Hauptversammlung Ende April in Heidelberg statt – auch darauf können sich die Mitglieder jetzt schon freuen.
Wie steht es generell um die Serviceleistungen? Steht auch hier manche Aktivität auf dem Prüfstand?
Nein; auch wenn die Ansprüche natürlich auch hier sehr hoch sind und wir eine Vielzahl geldwerter Leistungen nur über den Preis des Produktes, im Grunde über den Preis des Basislacks berechnen können – den wir übrigens in diesem Jahr mit gutem Gewissen und erstmals nach 15 Monaten etwas erhöhen werden.
Sie bieten also immer mehr Service gratis, verkaufen aber, wie Sie gesagt haben, tonnagemäßig immer weniger Lack – da könnte man ja über ein Geschäftsmodell nachdenken, bei dem der Service stärker berechnet wird.
Diese Frage dürften sich viele Lackhersteller stellen, aber wir werden als Premiumhersteller sicherlich nicht der erste sein, der ein solches Modell einführt.
Zum Abschluss ein Wort zur Konzernstrategie: Unter dem DuPont-Dach befinden sich ja bekanntlich drei Marken, und hin und wieder wird im Markt darüber spekuliert, ob es dabei bleibt. Könnte ein erhöhter Kostendruck dazu führen, dass Marken vereinigt werden?
Das steht nicht zur Debatte. Zusammen repräsentieren die drei Marken in Deutschland mit Abstand den größten Marktanteil, was in keiner anderen Konstellation möglich wäre. Den Wert der einzelnen Marken schätzt man im Konzern sehr hoch ein. Um nur ein Beispiel zu nennen: Julio Salcedas hat als bisheriger Standox-Brandmanager ein neues Aufgabengebiet übernommen. Es wurde nicht einmal darüber nachgedacht, die Stelle einzusparen oder die Aufgabe auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Funktion des Brand Managers ist seit 1. Dezember mit Zvonimir Simunovic bereits wieder hervorragend besetzt. Dem Ausbau und der Weiterentwicklung der Marken wird hohe Priorität eingeräumt.
Herr Poncelet, vielen Dank für das Gespräch. MR

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