Der DAT-Report der deutschen Automobil Treuhand macht das Marktverhalten deutscher Autofahrer transparent und greifbar. Dr. Martin Endlein, Leiter der DAT-Unternehmenskommunikation, erklärte uns, wie die Entwicklungen 2022 aussahen und was sich für K&L-Betriebe aus den Daten der Befragung ergibt.
Die Liebe zum Fahrzeug
Den Menschen ist ihr Auto sehr wichtig. 91 Prozent gaben an, dass ihr Fahrzeug für sie elementar wichtig sei und Freiheit sowie Unabhängigkeit gewährleiste. 77 Prozent betonten, dass sie ihre Mobilität ohne Auto nicht bewerkstelligen können. Aufgrund der Inflation ist die Zukunft für viele ungewiss: Über die Hälfte der Pkw-Halter haben Angst, dass sie sich ihr Auto künftig nicht mehr leisten können.
Ein Schaden ist (k)ein Schaden
Das Schadenaufkommen ist 2022 insgesamt ähnlich wie im Jahr zuvor ausgefallen. 18 Prozent aller Autofahrer hatten einen Unfallschaden am Fahrzeug, aber nur zehn Prozent aller Autofahrer hatten einen Unfall und ließen ihn auch reparieren. Die restlichen acht Prozent verzichteten darauf. Für Martin Endlein wenig überraschend: „Die Menschen schauen bedingt durch Inflation und Energiepreise momentan auf‘s Geld. Viele Autofahrer lassen, sofern sie die Wahl haben, momentan nur die notwendigen Reparaturen durchführen und schieben verzichtbare Reparaturen auf.“
Schadenhöhe gestiegen
Die durchschnittliche Schadenhöhe von Unfallreparaturen ist 2022 auf knapp 1.900 Euro gestiegen, deutlich höher als im Jahr zuvor (1.422 Euro). Auch manche Fahrzeuge, die früher als wirtschaftliche Totalschäden klassifiziert worden wären, werden mittlerweile in den Werkstätten repariert. Das liegt unter anderem an den Lieferzeiten von Neuteilen und -fahrzeugen. Auch dies schlägt sich im DAT-Report nieder. Martin Endlein: „Die Haltedauer der Fahrzeuge wird viel länger, Fahrzeuge werden intensiver gewartet, denn die Menschen wissen: Wartung bedeutet Sicherheit.“ Bei der Reparatur von optischen Mängeln sind die Autofahrer zurückhaltender. Häufig werden diese derzeit auf die lange Bank geschoben.
Hohe Werkstatttreue im DAT-Report 2023
„Werkstätten sind die Kümmerer, sie erhalten die Mobilität“, erläutert Martin Endlein. Wenn die Kunden mit Öffnungszeiten, Service und Co. zufrieden sind, ist ein Werkstattwechsel daher eher selten. Immer mehr lohnt es sich für die Werkstätten, nach der Reparatur Kundenfeedback einzuholen. 49 Prozent der Befragten gaben an, gezielt nach Bewertungen schauen, wenn sie eine Werkstatt wählen müssen. Auch über die Steuerungsquote liefert der DAT-Report Informationen. Die Frage, ob sie im Falle eines Vollkaskoschadens freie Werkstattwahl hätten, beantworteten 64 Prozent der Befragen mit Ja, 29 Prozent mit Nein und sieben Prozent konnten oder wollten dazu keine Angaben machen.
Kommunikation entscheidend
Die hohe Werkstatttreue darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Reibungspunkte zwischen Werkstätten und Kunden gibt. „Ein Viertel der Menschen fühlt sich in der Werkstatt nicht richtig beraten“, berichtet Martin Endlein. „Das ist ähnlich wie im Jahr zuvor und zugleich ein Ansporn für die Werkstätten, sich mehr auf den Kunden einzustellen“, so Endlein. Die Kommunikation ist oft schwierig, wenn Profis auf Nichtwissende treffen. Daher kommt nicht nur dem „Was“, sondern auch dem „Wie“ in der Kommunikation eine wesentliche Bedeutung zu, damit sich Kunden auch weiterhin für eine Werkstatt entscheiden, oder diese sogar guten Gewissens an Freunde und Bekannte weiterempfehlen. Etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) möchte zudem kontinuierlich relevante Informationen rund um ihr Fahrzeug von der Werkstatt erhalten. Bei den alternativen Antriebsarten waren es sogar 48 Prozent. Wir fragten nach, was denn relevante Informationen sind. „Werbung gehört natürlich nicht dazu“, erklärt der Experte, „sondern Inspektionstermine, Informationen zu Ladestationen oder Wissen zum Batterie-Lebenszyklus eines E-Autos.“ Sein Fazit: „Die Werkstatt muss sich in eine Informationsanlaufstelle für Kunden entwickeln.“
DAT-Report 2023: E-Autos zukunftsweisend
Die Zulassungen der E-Autos steigen: 44 Prozent der Befragten könnten sich in den nächsten Jahren den Umstieg auf eine alternative Antriebsart vorstellen. Vorsicht aber bei den Zulassungszahlen: Von 49 Prozent der Fahrzeuge, die bei den Zulassungen in den Bereich Elektromobilität fallen, sind tatsächlich nur 17 bis 18 Prozent reine E-Autos. Martin Endlein erklärt: „Viele Autos mit 48-Volt-Startergenerator und größerer Lichtmaschine neben dem Verbrennermotor zählen statistisch nicht als Verbrenner.“ Diese Autos sind Mild-Hybride – das ist europaweit geregelt – und fallen in der Statistik unter E-Mobilität. Wir fragten nach, wie die K+L-Betriebe darauf vorbereitet sind. Der DAT-Report hat hierzu keine eigenen Daten, doch Martin Endlein ist sicher: „Das Kfz-Gewerbe ist auf E-Mobilität vorbereitet. Nahezu jede Werkstatt hat abgeschlossene Hochvoltscheine.“ Nach Caravans wurden die Endverbraucher im DAT-Report 2023 nicht gefragt, aber aus Kalkulationen der mit der Silver-DAT-Software arbeitenden Werkstätten liest sich ab, dass das Caravangeschäft wächst. „Es boomt, aber es kracht auch richtig, denn viele sind so ein Fahrzeug vorher noch nie gefahren und ein Unfall passiert schneller, als man denkt“, warnt Endlein. am ■