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Corona-Virus stellt Werkstätten vor betrachtliche Herausforderungen

BVdP
Coronakrise verändert die Werkstattwelt

Umfrage des BVdP zeigt: Der Corona-Virus stellt die Werkstattwelt vor beträchtliche Herausforderungen.

Quelle: BVdP

Die Corona-Krise hat unseren Alltag, egal ob im privaten oder professionellen Umfeld, massiv verändert. Die Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen dauert an und ihre Auswirkungen stellen eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen seit Jahrzehnten dar. Vieles ist seit März nicht mehr wie vorher, denn gewohnte Vorgehensweisen und etablierte Prozesse transformieren sich, Entwicklungen wie die Digitalisierung erhalten eine neue Dynamik und bereits vorhandene Sollbruchstellen treten noch deutlicher zu Tage. Doch was bedeutet das konkret für die tägliche Arbeit in den Mitgliedsbetrieben des BVdP? Der Verband hat sein Mitglieder Ende Juli/Anfang August dazu befragt.

Mehrkosten durch Schutzmaßnahmen

Oberste Priorität hat in den Werkstätten der Schutz von Kunden und Mitarbeitern. Hygienekonzepte müssen umgesetzt werden und die gewohnten Arbeitsabläufe sind starken Veränderungen ausgesetzt. Darüber hinaus wächst der Bedarf an Überzeugungsarbeit und Kommunikation in Richtung der Werkstattkunden. Dabei entsteht ein signifikanter Mehraufwand, der bislang nur unzureichend in den kalkulatorischen Kosten der Partnerbetriebe berücksichtigt ist. Beispielhaft lässt sich das am erhöhten Aufwand für den Hol- und Bringservice verdeutlichen, denn beinahe die Hälfte der teilnehmenden Partnerbetriebe nennt diesen Punkt und weist in der Mehrzahl darauf hin, dass hier nicht nur die notwendigen Hygienemaßnahmen, sondern auch die deutlich gestiegene Nachfrage nach dem Service zu Buche schlügen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch Kunden ohne einen Anspruch auf den Hol/Bringdienst nur zur Reparatur bereit sind, wenn der Betrieb das Fahrzeug möglichst kontaktlos holt und zurückbringt.

Sinkende Reparaturmoral

Eine weitere Auswirkung der Krise auf das Verhalten der Werkstattkunden ist die feststellbar gesunkene Reparaturmoral. So berichten über 70 Prozent der Partnerbetriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, dass Reparaturaufträge aufgeschoben werden. Auf die offene Frage nach weiteren Änderungen im Kundenverhalten führt ein Großteil der Werkstätten den eindeutig ausmachbaren Trend zur fiktiven Abrechnung an. Zwei Faktoren also, die sich unmittelbar negativ auf die Ertragssituation der Werkstattfachbetriebe auswirken. Die beiden folgenden Grafiken verdeutlichen das geänderte Kundenverhalten und den gestiegenen Aufwand:

Teilweise dramatischer Auftragsrückgang

Ein minimaler Anteil (1,73 Prozent) der in der Umfrage berücksichtigen Unternehmen konnte das Auftragsvolumen von April bis Ende Juni sogar steigern, immerhin 6,58 Prozent verzeichneten keinen Auftragsrückgang. Über 90 Prozent der Werkstätten aber sind mit einem deutlichen Rückgang der Aufträge konfrontiert, davon über 35 Prozent in einer Range von 30 bis 50 Prozent weniger. Rund 5 Prozent der Unternehmen beziffern den Rückgang in einem Bereich von 50 bis 70 Prozent.

Richtet man den Fokus nun auf die Entwicklung der gesteuerten Schäden (rückblickend auf die letzten vier Wochen vor dem Befragungszeitraum), dann zeichnet sich kein wesentlich besseres Bild ab. Denn trotz aller Bemühungen der FLIs, Aufträge in die Werkstätten zu vermitteln, werden von den Unternehmen noch deutliche Steuerungsrückgänge verzeichnet. Für rund 6,5 Prozent der Partnerbetriebe bleiben die Zahl der Schäden auf dem Level der Vor-Corona-Zeit, die überwältigende Mehrheit der Unternehmen aber muss – zum Teil erhebliche – Auftragsrückgänge hinnehmen. In den beiden folgenden Grafiken erkennt man deutlich das Ausmaß der Auftragsrückgänge (die Prozentwerte sind kfm. gerundet).

Liquidität teilweise bedrohlich gesunken

Als Reaktion auf die beschriebenen Entwicklungen, mussten viele Unternehmen zusätzliches Kapital beschaffen. Auf die Frage, ob zur Bewältigung der Krise nicht geplante Kredite aufgenommen werden mussten, antwortenten 28 Prozent der Befragten mit Ja. 10 Prozent der Unternehmen mussten über 150.000 Euro an zusätzlichen Mitteln am Kapitalmarkt beschaffen, um die Liquidität im Unternehmen sicherzustellen.

Mitarbeiter- und Qualifikationsverlust

Ein großer Teil der Unternehmer nutzte oder nutzt bis heute das Instrument der Kurzarbeit, um die Arbeitszeit an das Auftragsvolumen anzupassen und personelle Einschnitte so weit als möglich zu vermeiden. Leider war das nur bedingt möglich, denn rund 48 Prozent der Unternehmen, die auf die Fragenach Entlassungen antworteten, mussten sich in den letzten drei Monaten von Mitarbeitern/innen trennen. Bemerkenswert dabei: circa 54 Prozent der Entlassungen betrafen den qualifizierten, operativen Bereich. Damit haben die Karosserie- und Lackierfachbetriebe nicht nur mit finanziellen Einbußen, sondern auch mit einem in seinen Folgen schwer kalkulierbaren Verlust an qualifizierten Mitarbeitern/innen zu kämpfen.

Partnerbetriebe rechnen mit klaren Verlusten

Dass Corona auch finanzielle Einbußen für die Unternehmen mit sich bringt ist klar. Wir wollten hierzu eine Einschätzung der Unternehmen haben, wie hoch sie die finanziellen Einbußen beziffern. Lediglich 6 Prozent der Fachwerkstätten gehen davon aus, ohne finanzielle Verluste durch die Krise zu

kommen. Von den verbleibenden 94 Prozent rechnen um die 60 Prozent mit Einbußen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, weitere 34 Prozent erwarten sogar Verluste von 50.000 bis über 100.000 Euro.

Signifikante Rückgänge bei verkauften Stunden

Heute zeigt sich, dass die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen zum Alltag, sprich zu einer neuen Normalität geworden sind. Es bleibt definitiv festzustellen, dass sich damit die Werkstattwelt nachhaltig verändert hat. Mit vielen der oben beschriebenen Effekte werden die Unternehmen noch lange konfrontiert sein. Die Partnerwerkstätten befinden sich also in einer Zwickmühle, denn die zusätzlich entstandenen Prozesskosten stehen nun weniger verkaufte Stunden gegenüber. Es liegt also auf der Hand, dass die fatalen ökonomischen Auswirkungen dieser neuen Normalität – betriebswirtschaftlich sinnvoll – nur durch einen höheren SVS kompensieren lassen.

Anpassung des SVS unumgänglich

Als BVdP können wir angesichts dieser Situation nur davor warnen, im kooperativen Schadenmanagement Corona-Hilfen oder Zuschüsse zur Desinfektion mit einer längst fälligen Stundensatzanpassung zu verwechseln. Das ist der falsche Weg und geht zu Lasten der Unternehmen. Vielmehr brauchen wir im kooperativen Schadenmanagement ein Umdenken, damit Partner auf Augenhöhe den Kunden qualitativ hochwertige Reparatur bei einem ausgezeichneten Servicelevel bieten können. Konnten Fachwerkstätten bereits vor der Corona-Krise kaum noch von der eigenen handwerklichen Leistung leben, so muss heute der Stundenverrechnungssatz, eine der Sollbruchstellen im Schadenmanagement, unter den aktuellen Gegebenheiten neu definiert und errechnet werden. Die Zeit ist mehr als reif für eine neue konstruktive Zeitrechnung in der Schadensteuerung, denn Corona hat uns gnadenlos die Grenzen aufgezeigt, die es zu beachten gilt. Eine faire und leistungsbezogene Anpassung des SVS ist ein Invest in die Zukunft der kooperativen Schadensteuerung, die auf fachgerechte Reparatur, auf hervorragenden Service und auf die Leistungsfähigkeit aller Partner setzt und damit die vielzitierte Win-Win-Situation in die Praxis umsetzt. ■

www.BVdP.info

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