Um in eine neue Lackierkabine zu investieren, gibt es meistens mehrere Gründe: mehr Kapazität, höhere Qualität oder geringeren Energieverbrauch. Ähnlich war es auch bei Autoform Allgaier in Owen bei Stuttgart. „Das Thema Energiekosten machte uns bei unserer in die Jahre gekommenen Anlage zu schaffen“, berichtet Geschäftsführer Moritz Allgaier, „zusätzlich sehen wir im Bereich Caravan- und Nutzfahrzeuglackierung Entwicklungsmöglichkeiten für unseren Betrieb. Dafür benötigten sie allerdings eine leistungsfähigere und etwas größere Kabine.“ Um die Kosten im Rahmen zu halten und den Werkstattablauf nicht grundsätzlich zu verändern, sollte die neue Kabine aber am selben Ort stehen und auch die bestehende Grube sollte erhalten und weiterhin genutzt werden.
Minimalinvasiver Einbau
Für André Schneider, Geschäftsführer des in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Lackieranlagenbauers azo, war dies eine echte Herausforderung. „Größere, leistungsfähigere Aggregate inklusive Einrichtungen zur Energieeinsparung wie eine Wärmerückgewinnung in einen vorhandenen Aggregateraum unterzubringen, ist nicht einfach“, erklärt der Lackieranlagenexperte. „Dazu kam, dass wir zum Einbau der neuen Lackierkabine nur ein knappes Zeitfenster, nämlich die Betriebsferien der Firma Allgaier, hatten.“ Der Wechsel der Lackierkabine sollte also „minimalinvasiv“ erfolgen, sowohl was die Dauer des Eingriffs als auch den baulichen Aufwand betraf.
Innerhalb der vorgegebenen Zeit installierten die Experten eine komplett neue hocheffiziente eco+-Lackierkabine mit Wärmerückgewinnung, Energiesparmotoren mit Gasflächenbrenner und intelligenter Touch-Steuerung. Statt wie vorher 4,5 mal 7 Meter misst die neue Kabine 5,5 mal 8 Meter. Für Moritz Allgaier bedeutet dies zusammen mit der wesentlich höheren Leistung der Aggregate eine deutliche Beschleunigung der Prozesse: „Während wir vorher Aufträge manchmal in mehrere Lackierdurchgänge aufgeteilt haben, sind wir mit der neuen Kabine in der Lage, Kotflügel, Seitenteile, Türen auf einmal zu beschichten. Durch die hohe Luftleistung können wir auch risikolos zwei Farben auf einmal lackieren. Dadurch hat sich unser Durchfluss um rund 50 Prozent erhöht.“ Ein weiterer Vorteil: Der Finishaufwand reduzierte sich auf ein Minimum.
Die neue Lackierkabine in Zahlen gefasst
Die Vorteile der neuen Anlage lassen sich auch in Zahlen fassen. Trotz gestiegener Energiepreise reduzierten sich die Energiekosten im ersten Betriebsjahr um rund 20 Prozent – und das trotz deutlich leistungsstärkerer Aggregate von zwei mal 18 kW gegenüber zwei mal 7,5 kW.
Mindestens ebenso wichtig sind andere Zahlen: „Bei einem Gesamtinvest von rund 200.000 Euro flossen durch die Nutzung von Förderprogrammen rund 70.000 Euro wieder zurück“, resümiert André Schneider. Möglich wurde dies durch die genaue Analyse der individuellen Möglichkeiten. „Beim Thema Förderungen ist es extrem wichtig, dass sich der jeweilige Energieberater intensiv mit dem Betrieb, den getroffenen Maßnahmen, aber auch den anzuzapfenden Töpfen auseinandersetzt“, erklärt Schneider. „Es gibt unterschiedlichste Fördertöpfe in den Bundesländern, in Deutschland, aber auch auf europäischer Ebene. Welche Maßnahmen ergriffen werden, ob Nebenkosten wie Installateur- oder Maurerarbeiten gefördert werden, ob Photovoltaik oder ein BHKW infrage kommt – um all diese Fragen zu beantworten, muss ein anbietender Anlagenbauer über ein sehr gutes Netzwerk an Experten verfügen. Nur dann lassen sich auch beim Thema Förderung alle Möglichkeiten ausreizen.“ mr■