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Prüfungsfragen für Fahrzeuglackierer

Karl Weinhuber

Lernfeld 6, 2. Ausbildungsjahr
Instandsetzungsmaßnahmen durchführen
Nach einem Unfall sind Instandsetzungsmaßnahmen an einem Fahrzeug durchzuführen. Dazu muss zunächst der Schadensumfang ermittelt werden. Beschädigte Bauteile müssen demontiert und Austauschteile montiert werden. Ist eine Rückverformung von Bauteilen möglich, müssen geeignete Werkzeuge eingesetzt werden.
Durch optische Prüfung erfolgt die erste Schadensaufnahme, die durch ein Schadensprotokoll festgehalten wird.
Optische Prüfung
Bei der optischen Prüfung des Unfallschadens sind folgende Schäden erkennbar: Lackschäden, verformte äußere Bauteile, lose Bauteile, Spaltmaßabweichungen, Glasschäden. Außerdem sind Befestigungspunkte von Motor und Getriebe auf Positionsveränderungen zu prüfen.
Spaltmaßabweichungen
Spaltmaße von Türen, Kotflügeln, Motorhauben, Kofferraumdeckeln und ähnlichen Karosserieteilen sind ebenfalls zu überprüfen. Spaltmaßverzüge zeigen sich auch durch Lackabplatzungen an Kanten und durch abgelöste Dichtungen.
Folgende Abkürzungen werden zur Kennzeichnung beim Schadensprotokoll verwendet:
E = Erneuern/Ersetzen
ET = Erneuern teilweise (Abschnittsreparatur)
I = Instandsetzen
IT = Instandsetzen teilweise
N = Nebenarbeit (aus/einbauen, ohne zu erneuern oder in Stand zusetzen)
P = Prüfen
V = Vermessen(genaue Bestimmung, Achs- oder Karosserievermessung erforderlich)
L = Lackieren (nur Oberflächenlackierung)
LI = Lackierung in Stand gesetzter Teile
LE = Lackierung Erneuerungsteile
U = Unterbodenschutz
H = Hohlraumversiegelung
Vorgehensweise
Um das Unfallfahrzeug auf von außen nicht erkennbare Schäden zu prüfen, müssen Leuchtenfassungen, Schweiß- und Schraubverbindungen sowie Karosserieknotenpunkte an der A-, B- und C-Säule überprüft werden.
Bei der Prüfung sollte ein festes Schema festgelegt werden und am Schadenprotokoll durch Kennzeichnung festgehalten werden. Folgende Teile könnten zum Beispiel nacheinander betrachtet werden:
  • Stoßfänger
  • Kennzeichenbefestigung
  • Beleuchtungsanlage
  • Frontbleche
  • Abschlussbleche
  • Kotflügel
  • Längsträger
  • Querträger
  • Radkästen
  • Schweller
  • Seitenteile
  • Deckel
  • Dachhaut
  • Fensterscheiben
Überall dort, wo es möglich ist, sollten die Teile in Stand gesetzt werden. Ist es dagegen wirtschaftlicher Neuteile einzusetzen, werden die betreffenden Bauteile ersetzt.
Demontage und Montage
Vor der Demontage der Fahrzeugbauteile ist das Fahrzeug zu reinigen, und die nachher notwendigen Werkzeuge sind bereitzustellen. Wird an Hebebühnen gearbeitet, sind die Unfallvorschriften einzuhalten. Hebebühnen dürfen nur von Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und unterwiesen worden sind, bedient werden. Auf Unfallgefahren wie unbeabsichtigtes Absinken, Quetschen zwischen Teilen der Hebebühne und Arbeitsbereich ist zu achten. Teile, die demontiert wurden, sind zu kennzeichnen und zu lagern. Bei der Demontage der Reifen ist auf Schäden der Felgen und Reifen zu achten. Schäden sind dem Kunden mitzuteilen, um einen Austausch vorzunehmen.
Rückverformen
Werden Fahrzeugteile durch Rückverformen in Stand gesetzt, kommen folgende Verfahren zur Anwendung: Hebelsysteme, Ausbeulmethoden, Zughammerverfahren oder wärmetechnische Verfahren. Werden reine Hebelsysteme eingesetzt, dann werden Einbeulungen mit dünnen Rundstählen, deren Enden abgeflacht sind, beseitigt. Mit diesen Rundstählen können auch Karosserieteile durch Hohlräume erreicht werden. Größere Dellen am Fahrzeug können nur mit dem Richthammer, dessen Schlagfläche quadratisch oder gewölbt sein kann, und einem Gegenhalter, mit dem Zughammerverfahren, mit dem Airpuller, einem automatisch arbeitenden Zughammer, oder dem wärmetechnischen Verfahren beseitigt werden. Doppelwandige Bleche können nur mit dem Zughammer in Stand gesetzt werden. Beim Zughammerverfahren werden Zugnägel an die beschädigten Bleche angeschweißt und die Vertiefungen herausgezogen. Der elektrische Zughammer (Airpuller) schweißt eine Stiftselektrode am Blech fest und zieht anschließend die Stiftselektrode an. Die Delle wird so herausgezogen. Bei der Anwendung von wärmetechnischen Verfahren werden Beulen mittlerer Größe von außen nach innen spiralförmig mit einer weichen Flamme erwärmt. Dadurch hebt sich der erwärmte Bereich. Die Wärme kann mit Hilfe von Karosseriefeilen abgeführt werden. Das Blech zieht sich zusammen, die Stelle glättet sich. Nach dem Rückverformen der Karosserieteile müssen die Vertiefungen durch Kunststoff-Spachtelmasse oder Schwemmzinn ausgeglichen werden.
Schäden an Autoscheiben
Liegt ein Trümmerbruch an einer Fahrzeugscheibe vor, führt das nach dem Straßenverkehrsrecht zum Erlöschen der Betriebserlaubnis des Fahrzeuges. Beschädigte Glasscheiben, die nicht mehr durch Reparaturverfahren in Stand gesetzt werden können, müssen ersetzt werden. Reparaturverfahren für kleine Schadstellen an Scheiben sind mit Einschränkungen zugelassen. Die Schadstelle darf zum Beispiel nicht im Fernsichtfeld des Fahrzeugführers sein. Das Reparaturharz muss UV-beständig und der Lichtbrechungsindex muss gleich sein. Zum Austrennen von Autoscheiben werden folgende Verfahren angewendet:
  • Einfache Draht-Zieh-Methode
  • Eingelegter Heizdraht
  • Eingelegter Schneidefaden
  • Thermoschneideverfahren
  • Mechanische Kaltschneideverfahren
  • Draht-Zieh-Methode mit Aufspulvorrichtung
Kunststoffe reparieren
Bei Arbeiten an Kunststoffteilen kommen Schweißen oder chemisch-physikalisches Verbinden in Frage. Schweißen kann nur bei thermoplastischen Kunststoffen erfolgen. Die Rissstelle muss kerbförmig ausgefräst werden. Ein Kunststoffschweißstab wird beim Schweißen mit einem Heißluftföhn in die Kerbe eingepresst und verbindet die Bauteile. Größere Schadstellen müssen mit Kunststoffplatten verschweißt werden. Schweißbare Kunststoffe sind PA Polyamid, PC Polycarbonat, PE Polyethen, PP Polypropylen und ABS Acrylnitril-Butaden-Styrol Beim chemisch-physikalischen Verfahren werden 2-Komponenten-Materialien und Harze mit Gewebematten eingesetzt. Einige Kunststoffreparaturen sind von den Fahrzeugherstellern freigegeben worden. Welche Methoden und Materialien das sind, kann bei den den jeweiligen Automobilherstellern erfragt werden.
Aufgaben zum Lernfeld Instandsetzungsmaßnahmen durchführen
  • 1. Wo werden bei der Schadensaufnahme die Unfallschäden der Fahrzeugteile festgehalten?
  • 2. Welche Schäden sind bei der optischen Prüfung von Unfallschäden erkennbar?
  • 3. Wo und wodurch können Sie Spaltmaßabweichungen erkennen?
  • 4. Wie geht man vor, um Fahrzeuge bei Unfallschäden auf von außen nicht erkennbare Schäden zu prüfen?
  • 5. Wer darf Hebebühnen bei der Demontage und Montage von Fahrzeugteilen bedienen?
  • 6. Welche Verfahren werden zur Rückformung von Fahrzeugteilen eingesetzt?
  • 7. Wo werden Ausdrück-Hebel hauptsächlich eingesetzt?
  • 8. Mit welchem Rückverformungsverfahren werden Schäden, die nur durch Hohlräume erreicht werden, beseitigt?
  • 9. Wie können Richthämmer an der Schlagfläche ausgebildet sein?
  • 10. Wie werden beschädigte Bleche mit dem Airpuller in Stand gesetzt?
  • 11. Beschreiben Sie die Funktionsweise des wärmetechnischen Verfahrens, um mittelgroße Beule zu entfernen.
  • 12. Nennen Sie Verfahren, die zum Austrennen von Autoscheiben angewandt werden.
  • 13. Welche Verfahren werden bei der Reparatur von Kunststoffteilen verwendet?
  • 14. Nennen Sie fünf schweißbare Kunststoffe.
  • 15. Wie werden Kunststoffreparaturen bei chemisch- physikalischen Verfahren durchgeführt?
  • Lösungen
  • 1. Im Schadensprotokoll
  • 2. Lackschäden, verformte äußere Bauteile, lose Bauteile, Spaltmaßabweichungen, Glasschäden. Befestigungspunkte von Motor und Getriebe.
  • 3. Spaltmaßabweichungen sind an Türen, Kotflügeln, Motorhauben, Kofferraumdeckeln usw. erkennbar. Spaltmaßverzüge zeigen sich auch durch Lackabplatzungen an Kanten und abgelöste Dichtungen.
  • 4. Um das Unfallfahrzeug auf äußerlich nicht erkennbare Schäden zu prüfen, müssen Leuchtenfassungen, Schweiß- und Schraubenverbindungen und Karosserieknotenpunkte an der A-, B- und C-Säule überprüft werden.
Bei der Prüfung sollte ein Schema definiert und am Schadenprotokoll durch Kennzeichnung festgehalten werden.
  • 5. Hebebühnen dürfen nur von Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und unterwiesen worden sind, bedient werden.
  • 6. Hebelsysteme, Ausbeulmethoden, Zughammerverfahren oder wärmetechnische Verfahren.
  • 7. Bei Hagelschäden und kleinen Dellen.
  • 8. Mit Hebelsystemen
  • 9. Die Schlagfläche kann quadratisch oder gewölbt sein.
  • 10. Der elektrische Zughammer (Airpuller) schweißt eine Stiftselektrode am Blech fest und zieht sie anschließend an. Die Delle wird so herausgezogen.
  • 11. Bei der Anwendung von wärmetechnischen Verfahren werden Beulen mittlerer Größe von außen nach innen spiralförmig mit einer weichen Flamme erwärmt. Dadurch hebt sich der erwärmte Bereich. Die Wärme kann mit Hilfe von Karosseriefeilen abgeführt werden. Das Blech zieht sich zusammen, die Stelle glättet sich.
  • 12.
– Einfache Draht-Zieh-Methode
– Eingelegter Heizdraht
– Eingelegter Schneidefaden
– Thermoschneideverfahren
– Mechanische Kaltschneideverfahren
– Draht-Zieh-Methode mit Aufspulvorrichtung
  • 13. Schweißverfahren, chemisch-physikalisches Verbinden
  • 14.
– PA Polyamid
– PC Polycarbonat
– PE Polyethylen
– PP Polypropylen
– ABS Acrylnitril-Butaden-Styrol
15. Hier werden 2-Komponentenmaterialien und Harze mit Gewebematten eingesetzt.

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