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Silikatisierung als Mittel zur Lackiervorbereitung

Technik
Haftung durch Flammen

Silikatisierung als Mittel zur Lackiervorbereitung

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Dass Oberflächen, zumeist Kunststoffe, vor dem Auftrag einer Beschichtung beflammt werden, ist ein in der industriellen Lackiertechnik gängiges Verfahren. Die Oberfläche wird dabei kurzzeitig erhitzt, natürlich ohne den Kunststoff anzuschmelzen, und durch die erhöhte Oberflächenspannung wird die Fläche aufnahmefähiger für Beschichtungsstoffe – die Haftung wird verbessert. Eine Weiterentwicklung der Beflammung ist die Silikatisierung. Der Flamme, genauer gesagt, dem Brenngas-Luft-Gemisch, das die Flamme speist, wird bei dieser Art der Lackiervorbereitung eine leicht flüchtige Silanverbindung beigemischt. Das Silan verbrennt in der Flamme zu Silikat und bildet eine nur wenige Nanometer dicke unsichtbare Schicht auf der zu behandelnden Oberfläche. Die Schicht besitzt eine hohe Oberflächenspannung und ist in der Lage, die Haftung nachfolgender Lackschichten zu verbessern. Außerdem behindert die Silikatschicht die Diffusion von Sauerstoff und Feuchtigkeit, wodurch sich auch die Korrosion von Metallen weitgehend unterdrücken lässt.

Schleifarbeit gespart

Bessere Haftung, höherer Korrosionsschutz – das sind Eigenschaften, die auch in der handwerklichen Lackiervorbereitung gefragt sind. Erstaunlich also, dass die Silikatisierung hier noch nicht Einzug gehalten hat. So ähnlich dürften Stephan Mosts Überlegungen gewesen sein, als er ein Silikatisierungsgerät für die Klebe- und die Lackiertechnik entwickelte. „Die Problemstellung ist bei beiden Aufgaben gleich“, erklärt der Inhaber der Firma Most Industrieprodukte. „Es geht darum, eine Oberfläche – das kann Kunststoff, Metall, Glas oder sogar Chrom sein – so vorzubehandeln, dass Klebstoffe oder Lacke optimal haften.“ Einer von Stephan Mosts ersten Kunden aus dem Lackierbereich ist Christian Kucz, Inhaber des Reparaturzentrums Fabricar in Bad Aibling. „Wir setzen das Verfahren vor allem bei der Lackiervorbereitung von Neuteilen und bei der Kunststofflackierung ein“, berichtet Kucz, „und die Vorteile waren von Anfang an offensichtlich.“ Speziell die Vorbehandlung der Neuteile hat sich bei Fabricar deutlich beschleunigt. Anstatt zum Beispiel eine neue, vom Hersteller vorgrundierte Tür erst anzuschleifen, was aufgrund der Teilegeometrie sehr zeitaufwendig sein kann, fährt man jetzt mit dem Brennkopf des Vorbehandlungsgerätes etwa in Lackiergeschwindigkeit über die komplette Oberfläche der Tür. Die sich dabei auf der Oberfläche niederschlagende Silikatschicht kann direkt überlackiert werden, zum Beispiel mit einem Nass-in-Nass-Füller. „Unserer Erfahrung nach könnte man sogar direkt den Basislack auftragen“, hat Christian Kucz festgestellt. Den Hauptvorteil sieht er jedoch im Wegfall des aufwendigen Schleifens, was nicht nur bei der Vorbehandlung von Neuteilen, sondern auch bei der Lackierung und dem bekanntermaßen reichlich mühseligen Anschleifen von Felgen extrem viel Zeit spart.

„Ein Anwendungsgebiet, bei dem unser Vorbehandlungsgerät sehr viel Zeit und Material einsparen kann, ist die Kunststofflackierung“, ergänzt Stephan Most. „Hier ersetzt die durch die Beflammung erzielte Silikatschicht herkömmliche Haftvermittler oder Primer, sodass nicht nur Schleif-, sondern auch Lackiergänge entfallen können – vorausgesetzt, die Oberfläche ist frei von Beschädigungen. Falls Kratzer oder andere Fehlstellen vorliegen, müssen diese vor der Beflammung punktuell ausgebessert werden.“


Reinigen, flammen, lackieren

Das für die Reparaturlackierung geeignete „Vorbehandlungsgerät D“ besteht aus einem Standgerät mit Brenneranschluss, einem Regulierventil für die Gaszufuhr, einem kombinierten Brennerhalter/ Tragegriff sowie einem Handbrenner mit Flammenregulierventil und Druckschlauch. Vor dem Beflammen sollte die Oberfläche mit Silikonentferner gereinigt werden Danach erfolgt noch einmal ein Reinigungsgang mit einem zum System gehörenden „Multicleaner“. Beflammt wird aus etwa acht Zentimeter Abstand. Bei Metallen wird langsamer„gefahren“, dünne, empfindliche Materialien werden mit höherer Arbeitsgeschwindigkeit beflammt. Wichtig ist, dass die Fläche nach dem Beflammen nicht mehr abgewischt, sondern mit mit öl- und wasserfreier Druckluft abgeblasen wird. Außerdem sollte natürlich, da mit offener Flamme hantiert wird, ein entsprechender Abstand von Lackierkabine und Mischraum eingehalten werden. Ein großer Teil des Know-hows steckt nicht im Gerät, sondern in der Gasmischung. Das Gas wird in Kartuschen verkauft, die für etwa 24 Quadratmeter zu behandelnder Oberfläche ausreichen sollen.

Weitere Informationen:

Most Industrieprodukte | Tel.: 08122/998360 | info@most-industrieprodukte.de |

www.most-industrieprodukte.de

Das „Vorbehandlungsgerät D“ eignet sich durch die Brennerweite von 60 Millimeter zur Hand-Silikatisierung größerer Werkstücke.Foto: Most Industrieprodukte


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