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Es ist nicht alles rot, was glänzt

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Es ist nicht alles rot, was glänzt

Ferrari setzt mit einer neuen Lackiererei Standards

Wer an Ferrari denkt und dabei die Augen schließt, wird bald ein Bild vor sich haben, in dem die dominierende Farbe Rot sein dürfte. Rot wie ein 360 Spider. Rot wie der Zylinderkopf eines Testarossa. Rot wie das Fahnenmeer der Ferraristi, wenn sie auf den Rennstrecken der Welt, „ihren“ Fahrern und vor allem „ihren“ Autos zujubeln. Ferrari-Rot eben.

Natürlich liegt die Faszination der Sportwagen aus Maranello in der Technik, im Design und in der Historie. Einen kleinen Teil zum Mythos scheint aber auch die Farbe, der Lack beizutragen. Der wiederum wird seit dem letzten Jahr in einer neuen, für rund 50 Millionen Euro errichteten Anlage aufgetragen, die weltweit ihresgleichen sucht. Die Lackiererei ist eines unter mehreren architektonischen und technologischen Highlights, mit denen das Ferrari-Werk in Maranello im Laufe der Jahre von einer Sportwagen-Manufaktur in eine hoch moderne, ja futuristisch wirkende Produktionsstätte verwandelt wurde.
Synergien nutzen
Einer der Leitgedanken bei der Planung der neuen Lackiererei war es, Synergien zwischen Ferrari und der ebenfalls unter dem Fiat-Dach befindlichen Traditionsmarke Maserati noch stärker zu nutzen. So werden in der neuen Anlage nicht nur rund 4000 Ferrari pro Jahr, sondern auch 4500 bis 5000 Maserati lackiert. Während die alte Lackiererei im Dreischicht-Betrieb am Rande der Kapazität arbeitete, kann die neue Anlage, mit 22 Metern das höchste Gebäude auf dem Ferrari-Werksgelände, 14 000 Karossen pro Jahr bewältigen. Durch eine 20prozentige Reduzierung der Betriebskosten soll sich die Neuinvestition, so rechnet man bei Ferrari, innerhalb von nur drei Jahren auszahlen. Ein weiterer Leitgedanke war es, Umweltstandards nicht nur zu erfüllen, sondern sie zu unterbieten. So liegt man bei den Emissionen der Lackiererei 50 Prozent unter den heutigen Grenzwerten und wird auch die 2007 geltenden Werte deutlich unterschreiten.
Pulver-, Wasser- und HS-Lack
Am Anfang des Beschichtungsprozesses stehen die Rohkarossen, die Ferrari nicht in Maranello produziert, sondern in Modena beim Tochterunternehmen Carrozzeria Scaglietti fertigen lässt. Die Maserati-Karosserien stammen vom Karosseriebauer Itcar in Turin. In der Lackiererei wird für Ferrari- und Maserati-Karossen ein identischer Lackaufbau gewählt, der allerdings modellspezifisch an die unterschiedlichen Untergründe angepasst wird. Derzeit durchlaufen sieben verschiedene Modelle, vier von Ferrari und drei von Maserati, die neue Anlage. Aluminiumkarossen werden mit einer organischen, schwermetallfreien Lösung vorbehandelt. Stahlblech-Karossen erhalten dagegen zunächst einen nitrat- und chromfreien Zink-Phosphat-Überzug. Die Vorbehandlung aller Fahrzeuge erfolgt ebenso wie die nachfolgende kathodische Tauchlackierung im so genannten RoDip-Verfahren, einem vom deutschen Anlagenhersteller Dürr entwickelten Prozess, bei dem die Karossen nicht nur in die Becken eingetaucht, sonden dabei auch noch um 360 Grad gedreht werden. Das Verfahren stellt sicher, dass Vorbehandlung und KTL-Lösung in alle Hohlräume dringen. Die KTL besteht aus einer bleifreien, wasserbasierten Epoxy-Lösung. Nachdem die Karossen insgesamt bis zu elf Tauchbecken durchlaufen haben, kann der Füller aufgetragen werden. Die Applikation des Füllers erfolgt – auch dies eine Neuheit – bei allen Modellen im Pulverlack-Verfahren.
Schneller Wechsel
Ein wasserlöslicher Basislack, der mit Hilfe von Farbspritzautomaten aufgetragen wird, bildet die nächste Schicht. Wer nun glaubt, es stünden fast ausschließlich Ferrarirot beschichtete Karosserien in der Lackiererei, täuscht sich. Momentan bietet Ferrari 16 Farben in der Standardpalette an. Über das „Carozzeria Scaglietti“ Individualisierungsprogramm ist es jedoch gegen Aufpreis möglich, entweder jede Farbe zu ordern, die jemals von Ferrari angeboten wurde, oder gegen Vorlage eines Farbmusters jede gewünschte Farbe mischen zu lassen. Eine Anforderung an die Lackiererei war es daher, schnellen Farbwechsel zu ermöglichen. Die letzte Lackschicht bildet ein hoch kratzfester HS-Klarlack von PPG. Doch damit nicht genug. Bevor sie die Lackiererei verlassen, werden die Karossen in der parkettbelegten, tageslichtdurchfluteten Finish-Zone auf Lackdefekte hin kontrolliert. „Zero aesthetic defects“, keinerlei Schönheitsfehler, lautet dabei das Ziel. Was die neue Ferrar-Lackiererei verlässt, soll schließlich glänzen – auch wenn es nicht immer rot ist. MR

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