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Das sind die Trends in der Lackieranlagentechnik

Lackieranlagen Technik
„Wir sind Prozessfetischisten“

Timo Sehon von SEHON Innovative Lackieranlagen GmbH spricht mit dem Lackiererblatt über Anforderungen, Herausforderung und Trends in der Lackireanlagentechnik.

Herr Sehon, wenn wir rund 25 Jahre zurückblicken, dann war das beherrschende Thema die Einführung der Wasserbasislacke – und die Hersteller von Lackieranlagen arbeiteten fieberhaft an Lösungen zur Beschleunigung der Zwischenablüftung. Aus heutiger Sicht erscheint die Wasserlacktrocknung mühelos beherrschbar …
Weil sich zum einen die Wasserlacke im Vergleich zu damals mehrmals verbessert haben – heute ist ja die dritte Generation der Materialien im Einsatz. Zum anderen haben sich die anlagentechnischen Möglichkeiten der Zwischentrocknung ganz einfach bewährt. Auch heute noch statten wir trotz viel schnellerer Wasserlacke fast alle unserer Neuanlagen mit dem Ablüftsystem Sehon Air Plus aus. Die Ansprüche an die Prozessgeschwindigkeit sind schließlich deutlich gestiegen.
Ist Geschwindigkeit bei einer Lackieranlage heute das oberste Gebot?
Natürlich ist auch die Energieeffizienz wichtig. Frequenzumformer sind heute Standard, Bypasssysteme wie unser SE Ökoplus haben sich durchgesetzt, und neue, sparsame Möglichkeiten der Energieversorgung, zum Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung oder Solarenergie, spielen eine große Rolle. Aber es stimmt: Viel stärker im Fokus als früher stehen die Prozesse, das Routing. Die Frage lautet: Wie gestalte ich – passend zu den individuellen Gegebenheiten des Betriebs – die einzelnen Stationen der Reparatur, sodass sich insgesamt der schnellste, aber auch sicherste Prozess ergibt?
Derzeit befinden sich ja die „schnellen Klarlacke“ auf dem Vormarsch – wird sich der Lackierprozess und damit die Anlagenkonstellation diesen Materialien anpassen?
Auf jeden Fall, denn wenn der Klarlack bei 60 Grad deutlich weniger als zehn Minuten zum Trocknen benötigt, eröffnet das neue Möglichkeiten, sowohl in der Kombikabine als auch bei einer Trockner-Kabinen-Kombination.
Wird ein separater Trockner bei dieser Geschwindigkeit nicht überflüssig?
Im Gegenteil – in der Kombikabine habe ich zwar eine extrem schnelle Klarlacktrocknung bei 60 Grad, ich muss diese Temperatur aber erst erreichen und nachher wieder auf Spritztemperatur kommen. Die Aufheiz- und Abkühlphasen lassen sich nicht vermeiden. Die elegantere Lösung sehe ich immer noch in einem separaten Trockner, und zwar aufgrund der schnellen Trocknungszeiten einem Einplatztrockner, den ich nicht einmal zwingend mit 60 Grad betreiben muss.
Manche schnellen Klarlacke benötigen zur Vernetzung Luftfeuchtigkeit, die ja naturgemäß schwankt. Sehen Sie hier anlagentechnisch eine Regulierungsmöglichkeit?
Die Befeuchtung der Prozessluft ist generell möglich, sowohl in einem Trockner als auch in einer Kombikabine. Bei einer Kombikabine ist dies aber nicht zielführend, weil dort ja auch der Wasserbasislack getrocknet werden soll.
Wie sehen Sie die Zukunft von Infrarotbögen in der Kabine?
Infrarot ist aus dem Vorbereitungsbereich nicht wegzudenken und ein fester Bestandteil von Multifunktions-Arbeitsplätzen. Ich denke aber, es gibt nur sehr wenige Betriebe, die dafür prädestiniert sind, in der Kombikabine mit IR-Strahlern zu arbeiten. Wir forcieren diese Lösung nicht, zumal es einfachere Möglichkeiten gibt, die Kombikabine zu entlasten.
Welche wären das?
Wir haben sehr gute Erfahrungen mit einer Maskier-und Reinigungszone vor der Kabine gemacht. Die Lackierkabine sollte mit solchen Arbeiten nicht belegt werden. Auch der klassische Vorbereitungsbereich eignet sich nicht, da dort nicht die notwendige Sauberkeit herrscht und die maskierten Fahrzeuge möglichst wenig transportiert werden sollten. Ideal sind fünf Stationen mit Quer- oder Längsverschub: Maskieren, Lackieren, Trocknen, Finish, Montage.
Momentan rücken Multifunktions-Arbeitsstationen stark in den Fokus, vor allem für kleinere und mittlere Schäden – wie lautet Ihre Meinung dazu?
Wir sind Prozessfetischisten. Und wenn die Prozesse stimmen, kann ich auch bei einer Konstellation wie ich sie gerade beschrieben habe, kleine Aufträge beliebig schnell durchschleusen. Aber natürlich können für manche Betriebe auch Multifunktionsarbeitsplätze die beste Lösung sein – allerdings haben wir da hohe Standards. Multifunktionsarbeitsplätze sind für mich keine aufgerüsteten Vorbereitungsplätze und auch keine hübschen Umhausungen mit ein bisschen Belüftungstechnik, sondern im Grunde vollwertige Kabinen, in denen ich auch schleifen und vorbereiten kann. Welche Lösung die beste ist, muss mit den Kunden sehr früh sehr sorgfältig besprochen werden – diese Planungsphase hat sich gegenüber früher deutlich verändert.
Inwiefern?
Meine Erfahrung ist, dass sich schon bei der Planung entscheidet, wie gut die Betriebsergebnisse hinterher ausfallen. Ein Architekt ist für die Gebäudehülle verantwortlich. Den Erfolg im K+L-Geschäft planen jedoch der Anlagenbauer sowie verschiedene andere Spezialisten und Berater. Damit der Kunde alles aus einer Hand erhält, bieten wir ein Spezialisten-Netzwerk, auf das der Kunde zugreifen kann. Dabei geht es zum Beispiel um die Beschaffung von Fördergeldern, um die Finanzierung, um eine energetische Gesamtbetrachtung über neutrale Energieberater, professionelle Haustechnik und die von uns gelieferte Verfahrenstechnik. Diese Vorgehensweise sichert dem Kunden bereits im Vorfeld verlässliche Zahlen zu Investition und Verbrauch und sorgt für einen reibungslosen Ablauf mit wenig Schnittstellen. Am Ende steht immer eine Dokumentation und die CE-Konformität, die bei bestehenden Anlagen mit größeren Eingriffen wie Umrüstung und Modernisierung erlischt. Da wir seit jeher bestehende Anlagen optimieren, sorgen wir für die Sicherheit der Anlagen, die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und die entsprechenden Dokumentationen.
Wenn wir den Blick in die Zukunft richten – an welchen Projekten arbeiten Sie gerade?
An mehreren Innovationen – denn unser Name ist Programm und Verpflichtung. Gerade haben wir unseren neuen Karosseriearbeitsplatz Cameleon zur Marktreife gebracht.
Welches Problem löst er?
Der zunehmende Materialmix in der Karosseriebearbeitung wird zu einem echten Sicherheitsrisiko. Stahl-, Aluminium-, Carbonstäube, Schweißrauch, Funken – all dies tritt in schnellem Wechsel am Karosseriearbeitsplatz auf. Unser System ist flexibel – deshalb der Name Cameleon – und liefert die perfekte Infrastruktur für diese Plätze. Es stellt auf der einen Seite Versorgung mit Energie sicher, auf der anderen Seite werden problematische Stäube und Rauch sicher und „sortenrein“ abgesaugt. Der Cameleon-Karosseriearbeitsplatz steht für eine neue Generation von Hybrid-Arbeitsplätzen, die in jedem K+L-Betrieb eingesetzt werden kann. Dieser Arbeitsplatz für Mischbauweisen ist ein weiterer innovativer Baustein aus dem Hause Sehon.
Herr Sehon, vielen Dank für das Gespräch

Michael Rehm

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