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Instandsetzung von Hageldellen

Karosseriearbeiten Technik
Instandsetzung von Hageldellen

Hagelschäden können heute in großem Umfang durch speziell ausgebildetes Fachpersonal mittels Drücken oder Kleben und Ziehen ohne Lackierarbeiten instand gesetzt werden. In den Fällen, in denen nicht alle Dellen durch Drücken, Kleben und Ziehen beseitigt werden können, ist eine zusätzliche Reparaturlackierung des beschädigten Teils zwingend erforderlich. So gehn Sie bei der Instandsetzung von Hageldellen vor.

Grundsätzlich lassen sich Hagelschäden durch eine Reparaturlackierung instandsetzen, wenn die Beschädigung bzw. die Dellentiefe dies zulässt. Bei der Beseitigung von Hagelschäden führen verschiedene Wege zu einem technisch und optisch einwandfreien Reparaturergebnis. Der wirtschaftlichste Reparaturweg ist zu wählen. Des Weiteren hat sich ein Reparaturverfahren, bei dem größere oder tiefere Hageldellen durch „Kleben und Ziehen“ für die nachfolgende Reparaturlackierung vorbereitet werden, etabliert.
Bei der Auswahl des möglichen Reparaturverfahrens sind die vom jeweiligen Fahrzeughersteller gemachten Vorgaben zum Reparaturverfahren, gegebenenfalls auch besondere Einschränkungen, zu beachten.
Reparatur ohne Lackieren
Grundsätzlich existieren für die Beseitigung von Hagelschäden, je nach vorliegendem Schaden, Reparaturverfahren mit und ohne Lackieren. Verfahren ohne Lackieren sind:
  • Drücken: Bei dieser Methode werden die Hageldellen mit Spezialwerkzeugen/Hebeln von der Rückseite des beschädigten Karosserieteils zurückgeformt. Die Dellen müssen dafür von der Rückseite/Innenseite des Karosserieteils zugänglich sein. Wenn nötig, müssen Montagearbeiten durchgeführt werden. Die komplette Beschreibung dieses Reparaturverfahrens ist in der „Kalkulationstabelle für nachlackierfreies Ausbeulen“ (Quelle: Deutsche Kommission für Lack- und Karosserieinstandsetzung) nachzulesen.
  • Kleben und Ziehen: Mit Hilfe von Heißkleber wird eine Verankerung/Zugpunkt/Zugöse in eine Hageldelle geklebt. Anschließend wird mit Hilfe eines Zughammers oder anderer Zugwerkzeuge die Hageldelle herausgezogen und die Fixierung für den Zughammer/ die Verankerung wieder abgelöst. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis sich ein optisch einwandfreies Ergebnis einstellt.
Reparatur mit Lackieren
Bei anderen Verfahren ist eine Reparaturlackierung zumindest Teil des Prozesses.
Reparaturlackierung: Sofern die Hageldellen eine Tiefe von maximal 0,2 Millimeter oder weniger aufweisen, kann der Hagelschaden durch eine Reparaturlackierung beseitigt werden. Hierbei sind die spezifischen Vorschriften der Fahrzeughersteller bzw. der Lackhersteller zu beachten.
Bemerkung: Viele Hageldellen haben einen Durchmesser von 20 Millimetern oder weniger. Dellen dieser Größe haben in der Regel eine Tiefe von 0,2 Millimeter oder weniger und können mit den auf dem Markt befindlichen Reparaturlackmaterialien in der Regel ohne ein vorheriges Bearbeiten durch Drücken, Kleben und Ziehen oder Ausbeulen durch eine Reparaturlackierung instand gesetzt werden.
Vorziehen zum Lackieren:
In den Fällen, bei denen in der zu bearbeitenden Fläche Hageldellen mit einem Durchmesser von größer 20 Millimeter, das entspricht einer Dellentiefe von größer 0,2 Millimeter vorhanden sind, werden zunächst nur diese Hageldellen mit dem Verfahren „Vorziehen zum Lackieren“ bearbeitet.
Dabei kommt das oben genannte Reparaturverfahren „Kleben und Ziehen“ zum Einsatz, wobei die Hageldellen nicht wie oben beschrieben bis zur bestmöglichen Qualität bearbeitet werden, sondern es für die anschließende Lackierung ausreichend ist, wenn die Dellen eine maximale Tiefe von 0,2 mm aufweisen. Anschließend wird der komplette Lackaufbau nach Vorgabe der Fahrzeughersteller bzw. Lackhersteller hergestellt (siehe „Reparaturlackierung“).
Für die Berechnung der Tiefe von Hageldellen eignet sich folgende Annäherungsformel:
Dellendurchmesser in Millimeter minus 10 mm geteilt durch 50.
Einige Beispiele dafür:
Dellendurchmesser 15 mm – 10 mm/ 50 = 0,1 mm
Dellendurchmesser 20 mm – 10 mm / 50 = 0,2 mm
Dellendurchmesser 30 mm – 10 mm / 50 = 0,4 mm
Auswahl des Verfahrens
Grundsätzlich ist das wirtschaftlichste Verfahren zur Reparatur zu berücksichtigen! Dabei müssen auch das Schadenbild (mit oder ohne Lackschaden, Hageldellenformen und -lage, Dellenfläche und -tiefe usw.) und die Grenzen der einzelnen Reparaturverfahren (weiche oder elastische Bleche, Spachtel-, Schleif-, und Lackierfähigkeit usw.) berücksichtigt werden.
Bei bis zu ca.50 Hageldellen pro Teil ist es in der Regel sinnvoll, das Reparaturverfahren „Drücken“ oder „Kleben und Ziehen“ bzw. „Drücken“ in Kombination mit „Kleben und Ziehen“ ohne Lackierarbeiten anzuwenden, wenn das Schadenbild bzw. die technischen Möglichkeiten der genannten Reparaturverfahren dies zulassen.
Ab etwa 50 Hageldellen pro Teil und einem Dellendurchmesser von maximal 20 mm kann das Reparaturverfahren „Reparaturlackieren“ zur Anwendung kommen. Sollten zusätzlich vereinzelte Hageldellen mit einem Durchmesser von mehr als 20 mm vorhanden sein, kommt zusätzlich das Verfahren „Vorziehen zum Lackieren“ zur Anwendung. Wie oben beschrieben, sind dabei die Grenzen der einzelnen Reparaturverfahren zu beachten.
Kalkulation
In der „Kalkulationstabelle für nachlackierungsfreies Ausbeulen“ der „Deutschen Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung“ sind die aktuell gültigen Kalkulationswerte bis zu einer Gesamtzahl von 300 Dellen und einer maximalen Dellengröße bis ca. 50 mm Dellendurchmesser erfasst. Zusätzlich notwendige Montagezeiten beim Drücken sind mit den entsprechenden Herstellerwerten (Audatex, DAT, Eurotax) zu kalkulieren.
Reparaturlackierung:
Die Kalkulation kann mit den heute gängigen Kalkulationssystemen durchgeführt werden. Dabei ist die Lackreparaturstufe zu wählen, die alle notwendigen Arbeitsschritte der Verfahrensanweisungen (Technische Richtlinien, Produkt- Datenblatt, Technisches Datenblatt, Technische Beschreibung, Anwendungstechnische Informationen, Technische Information Merkblätter usw.) des jeweiligen Lackherstellers bzw. Fahrzeugherstellers berücksichtigt. Bei der Kalkulation der Lackierung nach AZT-Schwacke ist im Regelfall die Lackstufe IV (Audatex LI 1, DAT Eurolack ST 3) auszuwählen. Im Ausnahmefall kann auch die Lackstufe III (Audatex LI, DAT Eurolack ST2) zur Anwendung kommen. Bei Anwendung einer Lackkalkulation nach Fahrzeughersteller sind die entsprechenden Lackstufen des jeweiligen Systems zu verwenden. Mehrarbeiten, die eventuell in den Vorschriften der Lackhersteller bzw. der Fahrzeughersteller beschrieben sind, können mit einem Zuschlag verrechnet werden (z. B. gesamte Fläche bis aufs Blech abschleifen, blanke Stellen vor dem Spachteln und Spachtelstellen mit EP-Primer/Füller isolieren, zusätzliche Schicht EP-Füller/Füller usw.).
Zusätzliche Montagearbeiten (Dachreling, Dachantennen usw.), können mit den gängigen Kalkulationsdaten der entsprechenden Fahrzeughersteller kalkuliert werden.
Vorziehen zum Lackieren:
Die Kalkulation der mit „Vorziehen zum Lackieren“ instand zu setzenden Hageldellen erfolgt mit der links abgedruckten Tabelle: „Kalkulationshilfe für Hageldellen Vorziehen zum Lackieren“. In den dort hinterlegten Vorgabezeiten sind alle notwendigen Arbeiten für das Vorziehen zum Lackieren enthalten. Die Arbeitszeit beinhaltet auch das Vorbereiten und das anschließende Aufräumen des Arbeitsplatzes. Dabei sind auch das Aufstellen und Wegräumen von gegebenenfalls benötigten Trittbänken und die notwendigen Fahrzeugbewegungen berücksichtigt worden. Montagearbeiten fallen beim Vorziehen nicht an. Die anschließend an die Vorbereitung/Bearbeitung der Hageldellen folgende Reparaturlackierung wird, wie oben unter „Lackieren“ dargestellt, zusätzlich kalkuliert.
Kalkulationshilfe für Hageldellen „Vorziehen zum Lackieren“
Die Tabelle „Kalkulationshilfe für Hageldellen Vorziehen zum Lackieren“ stellt eine Kalkulationsempfehlung dar. Sollte das Fahrzeug vollständig nach der Methode „Ausbeulen ohne Lackieren“ instand gesetzt werden, ist die „Kalkulationstabelle für nachlackierungsfreies Ausbeulen“ der Deutschen Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung zugrunde zu legen.

Neue Resolution

Das Allianz Zentrum für Technik empfiehlt gemeinsam mit der Deutschen Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung eine weitere Vorgehensweise bei der Instandsetzung von Hageldellen. Mit dem „Lackieren oder Vorziehen zum Lackieren“ steht den Werkstätten bei vielen Hagelschäden eine schonende Reparaturmethode zur Verfügung. Die Weiterentwicklung von Reparaturmethoden und Werkzeugen eröffnet neue Möglichkeiten bei der schonenden Instandsetzung von Hageldellen. Unter der Federführung des Allianz Zentrums für Technik hat die Deutsche Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung die Einsatzmöglichkeiten und Grenzen schonender Instandsetzungsmethoden bei der Hagelschadenreparatur neu definiert. Die Methode des „Vorziehens zum Lackieren“ wurde neu aufgenommen und mit einer Kalkulationstabelle hinterlegt.

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