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Teilweise bestellen

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Teilweise bestellen

Versicherer und Schadenmanager als Ersatzteildisponenten für den Lackier- betrieb.

Woher kommt das Teil? Diese Frage war vor wenigen Jahren noch relativ leicht zu beantworten. Denn die meisten Lackierbetriebe haben ihre Ersatzteile früher vor allem über Händler und Autohäuser bezogen. In der Regel war dies ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Aufträge gegen Teilebestellung, so lautete das Prinzip. Als erste „Originalteileversorgung für Karosserie- und Lackierbetriebe“ hat sich vor elf Jahren die Eurogarant AutoService AG etabliert. Das Ziel damals wie heute: die Versorgung von Werkstätten mit Originalersatzteilen zu „exzellenten Preisen“.

Ersatzteile vom Versicherer
Die Welt des Teilebezuges hat sich auch in den letzten Jahren weiter stark verändert. Versicherer und Schadenmanager sind vor einigen Jahren in das Geschäft mit den Ersatzteilen eingestiegen. Das Motiv: Günstige Konditionen für Reparaturbetriebe, um die Kosten bei Versicherungsschäden zu reduzieren, sowie die Sicherstellung des Bezugs von Originalteilen. Wie der Vergleich zeigt, unterscheiden sich Konzepte und Serviceleistungen. Als erste Assekuranz startete die HUK Coburg im Jahr 2008 mit dem Teilevertrieb. „Wir bieten den Betrieben unseres Werkstattnetzes den Einkauf von Teilen zu Bestpreiskonditionen an“, ist Thomas Geck, Leiter Schaden Dezentral, überzeugt. Das Angebot richtet sich vor allem an die rund 500 freien Reparaturwerkstätten im Netzwerk. „Am Anfang haben wir Zurückhaltung gespürt, auch das Markenangebot war auf die Kernmarken fokussiert. Heute bestellen nahezu 95 Prozent der markenunabhängigen Betriebe in unserem Netzwerk Ersatzteile über unsere Plattform. Das Sortiment umfasst Teile aller deutschen Fabrikate und Nebenmarken“, lautet die Zwischenbilanz. Eine an den vermittelten Auftrag gekoppelte Bestellpflicht für Partnerwerkstätten gibt es laut HUK-Coburg nicht.
Der Versicherer tritt jedoch nicht selbst als Drehscheibe für die Teile auf. Vielmehr laufen Bestellungen direkt über vier Lieferanten. Dort können ausschließlich Netzwerkstätten mit ihrer Identifikationsnummer ordern. Die HUK-Coburg hat mit den Teilehändlern spezielle Konditionen unterhalb der unverbindlichen Preisempfehlung (UPE) vereinbart. „Damit verschaffen wir den angeschlossenen Partnern einen echten Wettbewerbsvorteil“, erklärt der Leiter für Netzwerkentwicklung Daniel Thomas. „Zudem profitieren die Betriebe von schlanken Prozessen, die Lieferung erfolgt ohne Berechnung von Nachttransporten.“ Einheitliche Standards sowie die vollständige Kalkulation der benötigten Teile sollen den Bestellablauf vereinfachen. In die Dispositionsfreiheit der Unternehmer will sich die HUK nicht einmischen. „Wie der Betrieb sein Teilebezug über unsere Ersatzteilplattform, Großhändler oder Autohäuser organisiert, bleibt dem Unternehmer überlassen“, heißt es in Coburg. Auch die Teilemarge hält Thomas Geck für berechtigt. Bisher blieb sie unangetastet. Die HUK-Coburg zahlte dem Betrieb bei Versicherungsschäden den vollen UPE-Preis. Die Differenz zwischen UPE und dem günstigeren Teileeinkaufspreis blieb die Rendite des Betriebes. Seit diesem Jahr verlangt der Versicherer allerdings einen Teilerabatt von fünf Prozent, der vom UPE-Preis pauschal abgezogen wird. „Dafür bieten wir als Systemgeber den Partnern neben Volumenzusagen und der Teileplattform weitere Leistungen wie zum Beispiel Schulungen oder die Steuerung von Glasschäden“, lautet die Begründung.
Service vom Schadenmanager
Eine offene Bezugsquelle für alle Werkstätten ist der Ersatzeilservice der Innovation Group. Heute bestellen bereits 1.100 Betriebe beim Stuttgarter Schadenmanager, mehr als das Werkstattnetz von 700 Kooperationsbetrieben umfasst. „Bei uns kann jede Werkstatt Ersatzteile ordern, es gibt keine Kopplung zwischen vermittelten Reparaturen und Ersatzteilbestellung“, erklärt Marco Weitner, Geschäftsführer der Innovation Parts GmbH. „Sämtliche Bestellungen, die Fakturierung aber auch Reklamationsbearbeitung werden über die Zentrale der Innovation Group abgewickelt.“ Ein Ansprechpartner, der rund 20 Lieferanten koordiniert. Sie versorgen die Reparaturbetriebe mit Ersatzteilen im Nachtsprung. Bei der Rechnungsstellung bietet Innovation den Unternehmen ein Zahlungsziel von bis zu 35 Tagen. Voraussetzung für die Teilnahme am Bestellprozess ist ein Nachtdepot.
Keine Systemgebühr
Stichwort Kosten: Eine Systemgebühr oder Beteiligung durch Rabatt auf den UPE gibt es bei der Innovation Group nicht. Marco Weitner zu den Konditionen: „Im Durchschnitt bieten wir Karosserieersatzteile für die Unfallreparatur 18 Prozent unter der unverbindlichen Preisempfehlung an.“ Die Bestellung erfolgt über die Teileliste unabhängig vom Kalkulationsprogramm per E-Mail oder Fax. Der Innovation Ersatzteilservice leitet dann die Auftragsdaten an den Lieferanten weiter. „Je nach Liefersituation ist die Teilebestellung am Folgetag beim Kunden.“
Innovation Group hat seinen Teilevertrieb im Jahr 2006 ins Leben gerufen. Heute verzeichnen die Stuttgarter laut eigenen Angaben knapp 6.000 Bestellungen im Monat. Der Umsatz ist im letzten Geschäftsjahr um rund 40 Prozent gestiegen. „Der Erfolg liegt auch darin begründet, dass wir uns kundenorientiert für die Werkstatt und ihre Interessen einsetzen“, hebt Marco Weitner hervor. „Wir gehen Reklamationen nach und betreiben ein hohes Maß an Qualitätssicherung.“ Den Ersatzteilservice will der Schadenamanger künftig weiter ausbauen. Auch denkt die Innovation Group über den Einstieg in den Verkauf von Werkstattausrüstung nach.
Mischung muss stimmen
Die Bezugsquellen für Ersatzteile sprudeln heute vielfältiger denn je. Ob Handel, Autohaus, Zentraleinkauf, Versicherer oder Schadenmanager – der Reparaturbetrieb sollte genau rechnen wo er seine Teile am günstigsten bestellt. Der Preis ist jedoch nur ein Faktor. Auch die Qualität der Originalersatzteile muss stimmen. Vor allem aber sollte der Lieferservice zuverlässig, schnell und exakt sein. Denn die verdeckten Kosten durch verspätete Anlieferung oder Reklamationsrücklauf sind hoch. Hier liegt das unkalkulierbare Risiko für den Lackierbetrieb: Lange Standzeiten, Störungen im Arbeitsablauf und vor allem die außerplanmäßige Herausgabe des Unfallersatzwagens kosten bares Geld. Diese Auswirkungen sollte das Unternehmen berücksichtigen. Oder sich dagegen versichern. Wichtig ist jedoch auch die Berechnung der Handelsspanne. Denn was im Stundenverrechnungssatz nicht kalkuliert wurde, muss in der Teilemarge Berücksichtigung finden. Erst dann hat die Werkstatt die Teilebestellung wirklich im voll im Griff.
Christian Simmert

Offen für Alle
Beim Innovation Group Ersatzteilservice können alle Karosserie- und Lackierbetriebe bestellen. Nach der Anmeldung erhält die Werkstatt eine Kundennummer (Nachtdepot ist Voraussetzung), dann kann per Fax oder E-Mail bestellt werden. Innovation Group Ersatzteilservice
Tel: 0180/100 39 00 Fax: 0180/100 39 09 E-Mail: teilebestellung@de.innovation-group.com

Unabhängiger Zentraleinkäufer

Peter Börner ist Vorstand der EUROGARANT AutoService AG. Er erklärt das Prinzip des Zentraleinkaufs, die Vorteile und kommentiert den Einstieg von Versicherern und Schadenmanagern in den Teilemarkt.
Herr Börner, wie hoch ist der Anteil der Eurogarant-Betriebe, die auch Teile ordern?
Annähernd 100 Prozent. Die Begründung ist auch völlig nachvollziehbar: Die Konditionen sind branchenweit die besten, und der Aktionär und Stille Gesellschafter weiß, dass er über uns bei seinem eigenem Unternehmen kauft. Jeder Ertrag bleibt im Unternehmen und sorgt für lange Zahlungsziele und Liquidität.
Können auch Betriebe Teile bestellen, die nicht an der Eurogarant AG beteiligt sind?
Ja, grundsätzlich können alle ZKF-Mitglieder an den vielen Vorteilen der AG partizipieren.
Können Sie einen ungefähren durchschnittlichen Rabatt nennen?
Nein, dies ist nicht möglich. Der Einkaufsvorteil unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller, wobei in den meisten Fällen ein Nachlass für alle Ersatzteile eines Herstellers pauschal gültig ist, der zwischen 15% und 40% liegt.
Bleibt der beim bestellenden Eurogarant-Betrieb, oder gibt es einen Abschlag?
Der von uns kommunizierte Nachlass wird zu 100 Prozent an die Werkstatt weitergegeben. Dies ist genau die Aufgabe der Eurogarant AG, die Vorteile im zentralen Einkauf direkt den Betrieben, ob groß oder klein, weiterzugeben.
Spüren Sie den Einstieg der Versicherer bzw. Schadenlenker in den Teilemarkt?
In Gesprächen ja, das Thema taucht immer wieder auf. Im Umsatz und der Bestellhäufigkeit nein. Ganz im Gegenteil, wir können nach wie vor eine permanente Steigerung in unseren Bestelleingängen und Umsätzen feststellen.
Wo liegen aus Ihrer Sicht Vorteile der Teilebestellung über Eurogarant?
Ein Bestellkatalog mit allen Marken, Pkw, Lkw, über 50 Lieferanten, sehr gute Konditionen, ein reibungsloser Bestellprozess, schnelle Lieferung und lange Zahlungsziele. Das sind die maßgeblichen Vorteile bei Einkauf.
Betriebe, zumal wenn sie am Schadenmanagement teilnehmen, geraten immer stärker zwischen die Fronten. Sie sollten möglichst beim Autohaus, bei der Versicherung und unter anderem beim Schadenlenker bestellen. Wie wird sich die Situation Ihrer Einschätzung nach entwickeln?
Leider lassen sich die Betriebe immer mehr durch die Macht von Versicherern und Schadenslenkern entmündigen. Es gibt Betriebsinhaber, die gezwungen werden, nicht ihr eigenes Unternehmen, die Eurogarant AG, zu unterstützen und dort die besseren Konditionen zu nutzen, da sie sonst mit Sanktionen bei der Auftragsvergabe rechnen müssen. Dies sind negative Entwicklungen für die gesamte K&L-Branche, und es ist mit Spannung zu beobachten, wie lange sich die Werkstätten ihren Einkauf noch so vorschreiben lassen. Erste Anzeichen von Unmut sind spürbar. Der Hauptanteil unserer Ersatzteilbestellungen ist allerdings immer noch unabhängig von der Schadensteuerung.
Herr Börner, vielen Dank für das Gespräch! MR

Prompt und sicher
Bei der AutoService AG wird per Telefon, Fax oder E-Mail direkt bei den über 50 Lieferanten bestellt. Aktuell bedient der Zentraleinkauf aus Bad Vilbel mehr als 1.000 ZKF-Mitgliedsbetriebe. Bei einem Bestelleingang bis etwa 16:00 Uhr liegen die bestellten Ersatzteile bis um 6:00 Uhr am Folgetag im Nachtdepot der Werkstatt. Die Rechnung geht bis auf wenige Ausnahmen an die EUROGARANT AutoService AG, die den Lieferanten umgehend bezahlt. Erst mit einem Verzug von etwa 4 bis 6 Wochen nach der Lieferung, berechnet die AG die Ersatzteile. Als einziger Teilelieferant bietet die Eurogarant Autoservice AG seit diesem Jahr einen „Rückvergütungsfonds“ an. Er springt für den Fall ein, dass Kosten durch Arbeitszeiten bei einer Ersatzteilgarantie oder Werkstattersatzwagen bei unverschuldeter Ersatzteillieferverzögerung entstehen.
EUROGARANT AutoService AG
Tel: 06101/ 9849-0
Fax: 06101/ 9849-49

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