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Bei hochwertigen Fahrradrahmen spielt die Lackierung eine wichtige Rolle

MR

Dass jemand sein Hobby zum Beruf macht, kommt gar nicht selten vor. Die Wenigsten werden allerdings dann wie Oliver Götz Lackierer. Doch von Anfang an: Nicht das Lackieren, sondern der Radsport war seit jeher seine Passion. Immer wieder beschäftigte sich der Amateur-Radrennfahrer dabei auch mit der Lackierung seiner Räder. Nicht widerstandsfähig und nicht stoßfest genug erschien sie ihm. Und auch die Optik war selten perfekt. „Oft waren die Rahmen nicht glatt genug lackiert. Oder die Schichtdicke war zu unregelmäßig. An manchen Stellen war zu viel, an manchen viel zu wenig Lack“ erinnert sich Götz. „Mit einem Wort: Ich dachte mir immer; das müsste doch besser gehen.“
Wie, das wurde Oliver Götz bald klar, als sich der gelernte Fertigungstechniker beruflich eine Zeit lang mit dem Bau und der Lackierung von Metallmöbeln beschäftigte. „Da lernte ich die Möglichkeiten kennen, die das Pulverlackieren bietet. Dass sich dieses Verfahren angesichts der Teilegeometrie und der speziellen Anforderungen auch für Fahrradrahmen eignet, lag auf der Hand.“ Dann kam der Zufall hinzu. Ein befreundeter Unternehmer benötigte für seine Firma eine Pulverlackieranlage, hatte aber nicht genügend Raum, um sie aufzustellen. Götz hatte ihn, und er hatte die Idee, Fahrradrahmen zu pulvern, natürlich immer noch im Kopf. So schaffte er sich – 12 Jahre liegt dies nun zurück – eine Pulverlackieranlage an und beschichtete die ersten Fahrradrahmen. Die Firma Götz Pulverbeschichtung mit Sitz in Fellbach war gegründet.
Neue Anforderungen
Von da an ging alles ganz schnell. Denn die Gründungsphase von Götz Pulverlackierungen fiel mitten in den beginnenden Mountainbike-Boom. Nun gab es plötzlich Räder, die zwar edel und teuer waren, aber alles andere als pfleglich behandelt wurden. Entsprechend stiegen auch die Anforderungen an die Lackierung. Schnell hatte Oliver Götz Kontakt zu verschiedenen, neu aus dem Boden schießenden Bike-Edelschmieden, die kompromisslose Qualität nicht nur bei Rahmen und Komponenten, sondern auch bei der Lackierung suchten. „Heute lackieren wir für Hersteller wie Rotwild, Bergwerk oder Hot Chili, um nur einige zu nennen. Aber auch etliche Händler, die mit Eigenmarken am Markt sind, werden von uns beliefert.“ Rund 20.000 Rahmen beschichtet er mit mittlerweile mit sechs Mitarbeitern. Die Chargen sind dabei meist klein. „Rahmenhöhe, Farbe, Modell und Ausstattung können variieren“, erklärt Götz. „Je exklusiver, desto individueller.“ Die Hersteller hochwertiger Räder sind daher dazu übergegangen, lediglich die gängigen Rahmenhöhen auf Vorrat zu produzieren. Lackiert wird erst, wenn ein konkreter Kundenauftrag vorliegt. Täglich treffen daher etliche Lieferungen mit oft nur wenigen Rahmen am Fellbacher Firmensitz ein.
Vor allem flexibel
Die Mitarbeiter in der Lackierung müssen somit vor allem flexibel sein. Zwanzig Farbwechsel am Tag sind keine Seltenheit. Mehr als 500 Farbtöne lagern in den Regalen. „Bei den Pulverlacken hat sich extrem viel getan“, berichtet Oliver Götz: „Während früher Pulverlackierungen für Orangenhaut standen, sind heute spiegelglatte, hoch glänzende Qualitäten machbar. Auch an Effekten gibt alles: Grobe oder feine Metallics, Flipflop-Lackierungen, Glitzereffekte – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.“
Zwei Schichten
Die in der Regel aus Aluminium bestehenden Rahmen werden üblicherweise in einem ersten Arbeitsgang glasperlengestrahlt. Die wenigen Stahlrahmen werden mit Zinkgrund behandelt. Auf das blanke Aluminium kommt dann der farbgebende Polyesterpulverlack. Die mit der Sprühpistole elektrostatisch aufgetragenen Pulverpartikel bleiben auf dem geerdeten Teil haften. Danach härtet der Lack bei knapp 200 Grad im Ofen aus. Nach dem Abkühlen des Teils ist die Beschichtung sofort wieder belastbar. Einschichtlackierungen stellen die Ausnahme dar. Üblicherweise werden auf die ausgehärtete Schicht Basislack Aufkleber platziert, die entweder von den Herstellern geliefert oder selbst per Digitaldruck hergestellt und ausgeplottet werden. Darauf folgt dann eine Schicht Pulverklarlack, je nach Kundenwunsch matt oder glänzend. Zwischen neunzig und 140 Mikrometer Lack haften am Ende auf den Rahmen.
Die Mehrzahl der Rahmen wird anschließend wieder sorgsam verpackt und an die Hersteller oder Händler weitergegeben. Ein kleiner Teil bleibt allerdings im Hause. Im angeschlossenen Radshop werden die Räder mit Komponenten versehen und zusammengebaut. Nicht nur die Lackierung, sondern das komplette Rad entspricht so ganz genau den Vorstellungen von Oliver Götz. Wenn man das Hobby schon zum Beruf macht, dann richtig.

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