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Schneller sein und dabei Energie sparen

Technik
Schneller sein und dabei Energie sparen

Mit gasbetriebenen Trocknern Engpässe in Kabine und Vorbereitung abbauen

Hochbetrieb in der R. Steimann AG im schweizerischen Bachenbülach. In zwei akkuraten Reihen stehen Fahrzeuge, die gerade bearbeitet werden, vor der Lackierkabine. Ein blauer Citroen ist gerade gespachtelt worden. Lackierer Christian Maggi geht zum Terminal an der Stirnseite des Vorbereitungsbereichs, gibt die Fahrzeugposition, die Reparaturstelle, das zu trocknende Material und noch ein paar andere Informationen am Touchscreen ein – und schon setzt sich ein Trocknungsbogen in Bewegung, der mit Hilfe eines Schienenrahmens an der Decke alle sechs Vorbereitungsplätze anfahren kann. Bereits auf dem Weg zum Citroen heizt der Bogen auf, am Fahrzeug angelangt, verlangsamt er die Fahrt und hält exakt vor der gespachtelten Stelle an. Langsam fährt der Bogen die Spachtelstelle ab, um sich nach wenigen Minuten wieder in die Ausgangsposition zu begeben.

Trocknen mit Gas
Der Bogen stammt vom italienischen Hersteller Ionitec, nennt sich „Aton“ und ist mit Gas-Panels ausgestattet. „In diesen Panels trifft Gas auf Katalysatoren aus Iridium und Platin“, erklärt Salvatore Malomo, Verkaufsleiter Autoreparaturlacke bei der Firma CH Coatings, die seit Mai 2010 Schweizer und ab Anfang 2012 auch deutscher Importeur der Geräte ist. „So entsteht freier Wasserstoff, der sich mit kontrolliert zugeführtem Sauerstoff verbindet und eine exotherme Reaktion bewirkt. Die Panels emittieren dadurch Strahlung, die in der Lage ist, Lacke in kürzester Zeit zu vernetzen.“ Was kompliziert klingt, scheint einfach zu funktionieren. Äußerlich wirken die Trockner wie Infrarotstrahler, nur fehlt das charakteristische rötliche Leuchten. Unsichtbar, aber fühlbar gelangen die warmen Strahlen aber in den Lack und trocknen ihn bei einer Oberflächentemperatur um 100 Grad effektiv. So effektiv, dass Betriebsinhaber Roger Steimann gleich einen zweiten Aton-Bogen für die Lackierkabine angeschafft hat. Beeindruckt hat ihn dabei nicht nur die schnelle Wirkung, sondern das Einsparpotenzial. „Mit 25 Litern Gas können bis zu 60 Lackierungen getrocknet werden – ich kenne keine kostengünstigere Trocknungsmöglichkeit. Dazu kommt, dass die Lackierkabine nicht ständig aufheizen und wieder abkühlen muss, was im Sommer gar nicht so einfach ist.“ Innerhalb von rund 30 Minuten kann eine komplette Fahrzeugseite lackiert und getrocknet werden, schätzt Salvatore Malomo, „und dazu kommt, dass der Lack unmittelbar nach der Trocknung bearbeitet werden kann.“ Vom Mitarbeiter erfordert dies hohe Konzentration und effizientes Arbeiten. „Leerlauf ist bei diesem System nicht vorgesehen“, erklärt Roger Steimann. „Unsere Mitarbeiter in der Lackiererei sind in der Lage, ein Fahrzeug von Anfang bis Ende zu bearbeiten und auch an mehreren Fahrzeugen zugleich zu arbeiten.“
Schwerpunkt Kabine
Den Aton-Bogen bietet Ionitec in drei Varianten an: Als Aton-Gold, -Silber und -Bronze. Bezeichnet wird damit nicht die Wertigkeit, sondern das Einsatzgebiet. Der Aton-Bronze-Trockner wurde für den Vorbereitungsbereich konzipiert und kann dort, je nach Schienenkonstruktion bis zu sechs Plätze computergesteuert anfahren. Bei Aton-Silber und -Gold handelt es sich um ein- bzw. zweiflügelige Versionen für die Lackierkabine. Dort sieht Selcuk Özgül, Geschäftsführer der CH Coatings AG, das hauptsächliche Einsatzgebiet der Trocknungsbögen. „Der eigentliche Flaschenhals in vielen Betrieben ist und bleibt die Kabine. Mit den Aton-Trocknungsbögen kann der Durchlauf in der Kabine verdoppelt werden. Betriebsinhaber, die am Rande der Kapazität arbeiten, können sich den Bau einer zweiten Kabine sparen. Für den Einsatz in der Kabine spricht außerdem, dass hier die Energieeinsparung am höchsten ist. Wer Basis- und Klarlack – und je nach Betriebsorganisation auch Füller – hier trocknet, kann eine hohe Menge an Energie einsparen. Die Lackierkabine muss ja nur noch auf die Verarbeitungstemperatur aufgeheizt werden.“
Dass man den Fokus zunächst auf die Lackierkabine legt, hat aber auch noch einen anderen Grund. „Wir verfolgen die Diskussion über die so genannten Multiarbeitsplätze in Deutschland sehr genau“, erklärt Selcuk Özgül. „Zwar sind wir überzeugt davon, dass das Ionitec- Konzept auch im Vorbereitungsbereich sicher und effektiv arbeitet, davon zeugen ja Dutzende in den unterschiedlichsten Ländern installierte Anlagen. Trotzdem möchten wir uns, bevor hier keine verbindlichen Regelungen bestehen, auf den unbedenklichen Bereich der Kabine konzentrieren.“
Die zweiflügelige Kabinenversion Aton Gold schlägt mit rund 60.000 Euro zu Buche, je nach Kabinenabmessungen und Installationsaufwand. Ein bestehender Gasanschluss kann genutzt werden, ebenso ist aber auch der Einsatz von Flüssiggas möglich. „Die Anschaffungskosten erscheinen auf den ersten Blick recht hoch“, meint Selcuk Özgül, „trotzdem zeigen unsere Erfahrungen in Kundenbetrieben und in unserem Schulungszentrum, wo ebenfalls ein Aton-Trockner eingebaut ist, dass der Gewinn an Schnelligkeit, Effizienz und auch Qualität in Verbindung mit der hohen Energieeinsparung die Kosten schnell wettmacht.“ MR
CH Coatings AG Muttenzerstr. 105 4133 Pratteln Tel. +41 61 826 96 96 Fax +41 61 821 82 36 info@ch-coatings.ag www.ch-coatings.ag

Chance genutzt – aus Spies Hecker Schweiz wurde CH Coatings

Die CH Coatings AG besteht seit Mai 2010. Leitende Mitarbeiter der vorherigen Spies Hecker GmbH Schweiz übernahmen vom Weltkonzern DuPont die Vertriebsrechte für Autoreparatur-, Nutzfahrzeug- und Industrielacke für die Schweiz. Dazu gekommen ist ein Programm an Zubehör und Werkstattausrüstung. Wie es zu dieser Entwicklung kam, erläutert Selcuk Özgül, lange Jahre Leiter Technischer Service International in der Spies Hecker Zentrale in Köln, ab 2001 Business Manager für Spies Hecker in der Schweiz und seit Mai 2010 Geschäftsführer der CH Coatings AG. „Wir haben vor der Gründung unseres Unternehmens die Herausforderungen des Marktes lange Zeit diskutiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass wir, um unseren Kunden schnellere und flexiblere Lösungen bieten zu können, selbst schneller, unabhängiger und noch näher am Markt agieren mussten. Dies war unserer Überzeugung nach am besten möglich mit einer grundlegend anderen Struktur, die den ganz speziellen Bedürfnissen des Schweizer Marktes Rechnung trägt. Hierdurch würde sich die Möglichkeit ergeben, im Markt anzugreifen und neue Wege zu gehen. So beschlossen wir als leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dem Konzern die Übernahme in Form eines Management-Buy-Outs anzubieten und damit wieder den Schritt zum Importeursstatus zu gehen.
Wir waren froh, dass wir auch die deutsche Zentrale davon überzeugen konnten, dass in diesem Schritt letztlich eine Chance zur Stärkung der Marke Spies Hecker lag. Und wir waren begeistert, als der große Konzern die für diesen Schritt notwendige Flexibilität gezeigt und uns ein Management-Buy-Out ermöglicht hat. Bereits das erste Jahr unseres Bestehens hat bewiesen, dass die CH Coatings AG diese Chance hervorragend genutzt hat.“

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