Nicht immer sagen die nackten Zahlen viel über ein Unternehmen aus. Im Falle von RC Top Car, einem im Nordosten von Rom gelegenen Reparatur- und Servicebetrieb, ist dies aber definitiv der Fall: 33 Lackierkabinen, 15.000 Quadratmeter Produktionsfläche, 80 Mitarbeiter alleine im Lackier- und Karosseriebereich, das ist spitze, besser gesagt: top. Keine Frage: Wir nähern uns einer der größten K & L-Stationen Europas. Carlo Crocelli und Claudio Sestili, die Inhaber, begrüßen uns zusammen mit Marco De Angelis, dem Geschäftsführer, am imposanten Eingangsportal. Erst im Inneren wird richtig deutlich, wie viele Mitarbeiter hier an welcher enormen Anzahl an Fahrzeugen beschäftigt sind, aber auch, wie viel hier in karosserie- und lackiertechnisches Equipment investiert worden ist.
Gestartet als Zwei-Mann-Betrieb
Karosserie und Lack standen von Anfang an im Zentrum des 1980 vom gelernten Karosseriebauer Carlo Crocelli gemeinsam mit einem ehemaligen Kollegen gegründeten Unternehmens. Crocellis Partner verließ wenig später das Unternehmen, doch mit Claudio Sestili stieß ein Brancheninsider dazu, der RC Top Car mit seinen Kontakten schnelles Wachstum und gewinnbringende Kooperationen ermöglichte. Mit der Zeit entwickelte sich aus einer Zwei-Mann-“Carrozzeria“ ein Allround-Serviceanbieter, der alle Mobilitätsbedürfnisse der Kunden abdeckt. Die Karosseriewerkstatt ist heute der „Hauptumschlagplatz“ für Reparaturen in Rom. Alle Mercedes-Fahrzeuge in der Region werden hier instandgesetzt. Seit einigen Monaten ist RC Top Car auch ein Tesla-zertifiziertes Zentrum. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Zulassungen von Autoherstellern wie Lamborghini und Range Rover.
Breit aufgestellt
Die Aufträge bei RC Top Car lassen sich in zwei große Bereiche unterteilen: zum einen B2C-, also Privatkunden- oder Versicherungsaufträge, bei denen die Fahrerinnen und Fahrer direkt betreut werden, zum anderen B2B-Aufträge. Dazu zählen die Aufbereitung und Wiedervermarktung von Leasing- und Flottenfahrzeugen ebenso wie Vorbereitung und Disposition von Neufahrzeugen für den Verkauf in der Region. „Wir haben sogar die Lizenz, bis zu 500 Fahrzeuge selbst zu bauen, für die wir unsere eigene VIN-Nummer für das Chassis generieren können”, berichtet Carlo Crocelli stolz. „So können wir zum Beispiel Spezialfahrzeuge für die Feuerwehr mit allen Sicherheitsanforderungen herstellen.” Nicht weniger stolz ist Crocelli darauf, dass sein Unternehmen eine ganz besondere Flotte betreuen darf – nämlich die des Vatikans. Sogar das eine oder andere „Papamobil” ist bereits in den Hallen von RC Top-Car entstanden.
Lack ist Chefsache
In der „Carrozzeria“, der Karosserie- und Lackierabteilung, spürt man nicht nur den Pulsschlag von RC Top Cars, hier schlägt auch das Herz von Carlo Crocelli, hier kennt und kümmert er sich um jedes Detail – natürlich auch um das Lackmaterial. Wobei – als Detail möchte Crocelli Lack nicht bezeichnen. „Unsere Lackierungen müssen allerhöchste Ansprüche an die Qualität erfüllen”, erläutert der Firmenchef, „da gibt es keine Kompromisse. Aber Lack ist natürlich auch ein erheblicher Kostenfaktor, gerade in diesen Zeiten und bei einem Unternehmen von unserer Größe. Wir haben daher nach einem zweiten Lacksystem gesucht, das uns ökonomisch hilft, ohne irgendwelche Abstriche bei der Qualität zu machen.” Fündig wurde RC Top Cars bei Mipa. Neugierig gemacht durch eine Vorführung, nahm Crocelli die Entscheidung in die eigene Hand. „Bevor ich Mipa einsetzte, wollte ich viele und intensive Tests bei uns im Hause und extern mit Partnern durchführen.” Nach dem ausgiebigen Ausprobieren von Grundmaterialien, Basis- und Klarlacken hörte Crocelli nicht auf. Er bat ein Partnerunternehmen, das in der Militärindustrie tätig ist, einige weitere Tests durchzuführen. Auch hier waren die Ergebnisse hervorragend, sodass heute nicht weniger als fünf Mipa-Mischbänke, verteilt auf die verschiedenen Lackierabteilungen, installiert sind.
Mammutaufgabe: Mitarbeitersuche
Rund 60 Lackierdurchgänge pro Tag erfordern eine straffe Organisation. Sehr gut zeigt sich das am Farbtonprozess, der weitestgehend digital erfolgt. Die per Spektrofotometer erfassten Messdaten landen bei spezialisierten Farbtonexperten in den einzelnen Lackierabteilungen. Diese überprüfen die Rezepturen und stellen ihren Kollegen in den Kabinen die benötigten Farbtöne auftragsbezogen in der benötigten Menge zur Verfügung. 60 Lackierdurchgänge pro Tag, rund 15.000 Reparatzur pro Jahr – das verlangt aber auch reichlich qualifiziertes Personal. „Zusammen mit den Mechatronikern, Reifenmonteuren und dem Verwaltungspersonal beschäftigt RC Top Car rund 160 Mitarbeiter. „Das Finden geeigneter Mitarbeiter ist eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt“, erklärt Geschäftsführer Marco De Angelis. „Wir bedienen uns hier aller Kanäle, die zur Verfügung stehen. Social-Media-Netzwerke wie LinkedIn, Instagram und Facebook spielen eine Rolle, aber auch lokale Vermittlungsagenturen und die Kooperation mit Ausbildungsinstituten.“ Neue Wege ging man mit einer eigenen Inhouse-Akademie, die RC Top Car gemeinsam mit dem Reparaturnetzwerk CSN Collision Italia gegründet hat und die gerade dabei ist, den ersten Jahrgang junger „Carrozzieri“ auszubilden.
Auf diese wartet der Einstieg in ein Unternehmen, das immer noch wächst und beständig investiert. Zum Beispiel in eine brandneue Hightech-Mechatronik-Halle oder in eine Dokumentationsstation. Hier werden Fahrzeuge automatisiert und standardisiert fotografiert – für den Wiederverkauf aufbereteter Fahrzeuge, aber auch, um den Eingangszustand der Unfallfahrzeuge festzuhalten. Die nächste große Investition wird eine Photovoltaikanlage sein, um den auch in Italien dramatisch gestiegenen Energiepreisen zu begegnen. Die Ideen, um RC Top Car an der Spitze zu halten gehen Carlo Crocelli und Claudio Sestili nicht aus. mr■
