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Prozesse und Kosten optimieren

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Prozesse und Kosten optimieren

Bei Sikkens setzt man auf UV-Klarlack. Wir sprachen mit Armin Dürr, Leiter Technik bei der Akzo Nobel Coatings GmbH

MR

Herr Dürr, es scheint unter den Lackherstellern Einigkeit darüber zu bestehen, dass ein UV-Lack ins Sortiment gehört. An der Frage, wo die UV-Trocknung am besten aufgehoben ist, und welchen Stellenwert sie hat, scheiden sich dagegen die Geister. Wo sehen Sie das Einsatzgebiet? Im Vorbereitungsbereich – Stichwort Spotrepair – oder in der Lackierkabine?
Diese Frage kann eindeutig mit „Lackierkabine“ beantwortet werden. Die Lackierkabine ist ein bedeutender Kostenfaktor in einem Karosserie- und Lackierfachbetrieb. Darüber hinaus ist sie häufig das Nadelöhr im Lackierprozess. Wenn es gelingt, hier Zeit und Kosten einzusparen sowie eine höhere Flexibilität zu erreichen, bringt dies den Betrieben den größten Nutzen. Generell verfolgen wir die Zielsetzung, dass ein Karosserie- und Lackierfachbetrieb mit dem Einsatz von Sikkens UV-Produkten alle anfallende Arbeiten, unabhängig von Größe und Geometrie des zu lackierenden Objektes, ausführen kann. Damit müssen wir uns nicht auf Kleinflächen beschränken, wie es auf dem Markt befindliche und angekündigte UV-Systeme tun. Dieses Alleinstellungsmerkmal gibt den Anwendern von Sikkens Autoclear UV die Chance, genau im Bereich Lackierkabine die Prozesse zu optimieren. Es wäre schade, wenn sich unsere Kunden nur auf den Bereich Spot Repair einschränken müssten.
Man hört oft, nur ein komplettes UV-System, bestehend aus Spachtel, Füller und Klarlack, sei sinnvoll. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Zweifelsohne bringt die Anwendung von UV-Klarlack die größte Energie- und Zeiteinsparung. Aus diesem Grund haben wir unseren Schwerpunkt bei der Entwicklung auf einen UV-Klarlack gelegt. Schon heute hat Sikkens im Bereich Füller und Spachtel Produkte, die mit Hilfe der Infrarottechnologie sehr energie- und zeiteffizient getrocknet werden können. Das bedeutet, dass hier der Einspareffekt in punkto Energie und Zeit nicht so groß ist wie im Klarlackbereich.
Nichtsdestotrotz wollen wir zur Abrundung unseres UV-Produktprogramms den Kunden auch einen UV-Füller bzw. einen UV-Spachtel zur Verfügung stellen. Auch hier werden wir uns nicht nur auf die Anwendung an Kleinflächen beziehungsweise auf Spot Repair beschränken.
Im Zusammenhang mit UV-Lacken wird immer wieder das Problem der „Schattenzonen“ angeführt. Wie wird bei Ihrem Produkt sichergestellt, dass auch Bereiche, die nicht unmittelbar angestrahlt werden, durchtrocknen?
Das Problem der „Schattenzonen“ kennen wir mit Sikkens Autoclear-UV schlichtweg nicht. Eine einmalige Belichtung reicht aus, um auch in den Schattenzonen eine komplette Durchtrocknung zu erreichen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass diese nach einmaliger Belichtung innerhalb der kurzen Trockenzeit von sechs Minuten erfolgt. Dies ist sowohl beim Einsatz der Handlampe als auch bei der Anwendung in der Vollkabinenlösung absolut gewährleistet.
Beim erforderlichen Equipment hat der Kunde die Wahl zwischen Handlampe oder Kabinenlösung. Welche Entscheidungshilfe können Sie dabei bieten?
Der Kunde wird von uns bei der Entscheidungsfindung durch einen ausführlichen Werkstattcheck und betriebsindividuelle Wirtschaftlichkeitsberechnungen unterstützt.
Welche Parameter spielen bei der Beurteilung eine Rolle?
Erstens der vom Betriebsinhaber gewünschte Einsatzzweck von Sikkens Autoclear UV. Entscheidend ist die Frage, ob die UV-Technologie als Standardklarlack für alle Reparaturen eingesetzt werden soll, oder zur Abdeckung von Auftragsspitzen vorgesehen ist. Darüber hinaus ist natürlich auch der limitierte Einsatz zur Nutzung von Nischen, zum Beispiel im Bereich Spot Repair denkbar.
Zweitens wird die Auftragsstruktur des Betriebes genau betrachtet. Das heißt, die Art und die zeitliche Taktung der Aufträge wird berücksichtigt. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, ob viele Einzelteile oder großflächige Objekte lackiert werden.
Gibt es Betriebstypen oder Konstellationen, für die sich UV-Lack besonders eignet?
UV-Lacke und hier insbesondere UV- Klarlacke sind eine ideale Lösung für alle Werkstätten mit Engpässen in Spritz- und Trockenkabine. Gleichzeitig wird für die Betriebe die erhöhte Flexibilität bei der Auftragsabwicklung zu einem eindeutigen Wettbewerbsvorteil. Insbesondere bei Neu- oder Umbau liefert Sikkens mit der UV-Technologie eine zukunftsfähige Alternative zum bisherigen System. Und nicht zuletzt ist der Einsatz von Sikkens Autoclear-UV für alle Betriebe lohnend, die ihre ständig steigenden Energiekosten senken wollen.
Welchen Stellenwert besitzt der UV-Klarlack in Ihrem Sortiment? Wie viel Prozent der Sikkens-Kunden dürften sich mittelfristig gesehen für dieses Produkt entscheiden?
Sikkens Autoclear-UV ist neben Autoclear LV Superior und Autoclear LV Classic eines unserer Kernprodukte im Bereich Klarlacke. Er setzt dabei in den Bereichen Zeit, Energiekosteneinsparung und Umweltfreundlichkeit neue Maßstäbe. Sikkens Autoclear-UV ist die Technologie der Zukunft. Wir gehen davon aus, dass mittelfristig dieser Klarlack in der Mehrzahl der Betriebe eingesetzt werden wird.
Was kann man zum Materialpreis im Verhältnis zu anderem VOC-konformen Klarlack sagen?
Bedingt durch den Einsatz dieser neuen Technologie und den damit verbundenen neuen Rohstoffen ergibt sich für Autoclear-UV eine höhere Kostenstruktur in der Herstellung und folglich auch ein höheres Preisniveau für das fertige Produkt. So liegt zum Beispiel das Stammmaterial des Klarlacks bei knapp dem zweifachen Preis unseres Autoclear LV Superior Medium.
Wie wirkt sich dieser höhere Materialpreis auf die Wirtschaftlichkeit des Systems aus?
Die Wirtschaftlichkeit eines Produktes wird einerseits durch den Materialpreis und andererseits durch den Kundennutzen beeinflusst. Die positiven Eigenschaften von Sikkens Autoclear-UV wiegen die Materialkosten im Nutzenbereich um ein Vielfaches auf. Eine unschlagbare Flexibilität in der Auftragsabwicklung, Energiekosteneinsparungen, Erhöhung der Durchlaufzeiten, eine Materialersparnis von 25 Prozent , eine mögliche Reduzierung von Überstundenzuschlägen sowie von Mietwagenkosten und eine hohe Endkundenzufriedenheit sorgen dafür, dass für den Karosserie- und Lackierfachbetrieb eine positive Wirtschaftlichkeitsbilanz entsteht. Darüber hinaus ermöglicht die exzellente Kratzfestigkeit die Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Zwei Trocknungs-Varianten

Zum Trocknungs-Equipment hat man bei Sikkens klare Vorstellungen. Dazu Armin Dürr: „Das Anwendungsspektrum von Sikkens Autoclear-UV ist sehr breit: Von der Spot Repair bis hin zur Ganzlackierung können mit diesem Klarlack alle Einsatzbereiche in einem modernen Lackierfachbetrieb abgedeckt werden. Für die UV-Trocknung selbst werden UV-Lampen benötigt. Dabei sehen wir zur Zeit zwei Alternativen:
Möglichkeit Nr. 1 ist die Trocknung mit Hilfe einer UV-Handlampe, die mit einem 400-Watt-Strahler ausgestattet ist. Sie wird geschützt in einem in der Kabinenwand eingebauten Kabinett verstaut. Mit der Handlampe können alle Teilereparaturen bis hin zu Vorderbau und kompletten Fahrzeugseiten abgeleuchtet werden. Die Handlampe sollte – wie beim Lackiervorgang die Spritzpistole – mit konstanter Geschwindigkeit und einer guten Überlappung im Abstand von zehn bis 15 Zentimetern über die Fläche bewegt werden.
Alternativ dazu gibt es die Vollkabinenlösung. Bei dieser sind in den Ecken der Spritzkabine vier UV-Lichttürme installiert. Nach der Lackierung werden die Lampen von außen eingeschaltet und beleuchten die lackierten Flächen entsprechend der programmierten Zeit. Durch die Anordnung der festen Lichtquellen in der Kabine wird alles, was sich in der Kabine befindet, komplett beleuchtet. Vorteil der Kabinenlösung ist, dass es sich hierbei um eine vollautomatische Lösung handelt, bei der nur der Startknopf gedrückt werden muss. Außerdem kann von der Ganzlackierung bis hin zur Spot Repair Lackierung jede Geometrie beleuchtet werden. Besonders effektiv ist die Vollkabinenlösung, wenn viele Einzelteile in einem Durchgang lackiert werden.
Gemeinsam mit den Sikkens Anwendungstechnikern kann jeder Betrieb klären, welche Option sich für ihn anbietet. Grundsätzlich sollte man sich selbst und andere niemals UV-Strahlung aussetzen. Beim Einsatz von Handlampen oder mobilen UV-Strahlern müssen Hautflächen deshalb immer mit langärmeliger Kleidung und Handschuhen bedeckt werden. Ein Vollgesichtsschutz schützt Kopf und Augen vor den Strahlen. Besonders wichtig ist auch der Schutz von Handgelenken und Nacken, die oft übersehen werden und ungeschützt bleiben.“

Praxiserfahrungen

Mit Einführung des UV-trocknenden Klarlacks Sikkens Autoclear UV hat eine neue Technologie vor rund einem Jahr Einzug in die Lackierbetriebe gehalten. Um die Erfahrungen der Kunden mit den neuen Materialien wieder- zuspiegeln, veranstaltete Sikkens einen „UV-Pressetag“ bei der Firma Hundertmark in Dieburg. Inhaber Jürgen Hundertmark zeigte sich überzeugt von der neuen Technologie. „Wir lackieren fast alles mit dem UV-Klarlack. Entscheidend ist nicht nur die reine Trocknungsgeschwindigkeit, sondern auch die Schnelligkeit des Gesamtprozesses. Es gibt weder Aufheiz- noch Abkühlzeiten. Ist der Lack getrocknet, können sofort Finisharbeiten erfolgen.“

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