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Maßgeschneidert

Technik
Maßgeschneidert

Bei der Werkstattsoftware sind heute individuelle Lösungen gefragt

Von einer Zwei-Mann-Garagen-Firma zu einem der marktführenden Branchensoftware-Hersteller – die KSR-Firmenstory ist beeindruckend. Rund 4.500 Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten heute mit KSR-Produkten, die kundenindividuell aus Grundprogramm und Erweiterungsmodulen zu einem maßgeschneiderten Paket zusammengestellt werden können. Im Oktober ist das Unternehmen vom Gründungsort Bibertal in großzügige neue Räumlichkeiten für mittlerweile 30 Mitarbeiter in Neu-Ulm umgezogen. Wir sprachen mit KSR-Geschäftsführer Peter Ringhut.

Herr Ringhut, was ist die größte Herausforderung, wenn man Software-Systeme für die Karosserie- und Lackierbranche produziert?
Die größte Herausforderung, aber auch ein großer Reiz, liegt darin, dass wir es mit einer unheimlich heterogenen Kundschaft zu tun haben. Das gilt zunächst für die verschiedenen Tätigkeitsschwerpunkte. Wir liefern Systeme für die unterschiedlichsten Betriebe – vom reinen Lackierbetrieb, der eventuell auch noch Industrielackierung oder Beschriftungen anbietet, über den Karosserie- und Lackierbetrieb bis hin zur lackierenden Kfz-Werkstatt. Und wenn sich ein Teilehändler für unsere Software interessiert, stellen wir auch für ihn ein Paket zusammen. Im Grunde können wir heute mit einer jeweils angepassten Software jede Situation rund ums Thema Reparatur und Fahrzeug darstellen.
Welche Rolle spielen unterschiedliche Betriebsgrößen?
Mittlerweile eine sehr große, denn in der Regel zeichnen sich große Betriebe durch eine hohe Spezialisierung aus. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Tätigkeiten und damit die Anforderungen an das Programm variieren sehr stark. Heute gibt es Betriebe, in denen es nicht nur einen spezialisierten Annahmemeister gibt, sondern auch einen Controller, oder jemanden, der für die Leihfahrzeuge zuständig ist. Jeder möchte eine Software, die seine Bedürfnisse stillt und nicht überladen ist mit Dingen, die ihn nichts angehen.
Wenn Sie in einem Betrieb Ihre Software einführen, müssen Sie also für jeden Arbeitsplatz eine andere Lösung anbieten?
Die Einführung eines neuen Systems ist heute bereits bei einem mittelgroßen Betrieb ein Projekt, das minutiös geplant werden muss. Wir haben extra dafür unterschiedliche Spezialisten zu einem Planungs- und Schulungsteam zusammengeführt, das die Einführung vom Anfang bis zum Ende begleitet.
Wie viel Zeit nimmt das in Anspruch?
Wir sagen immer: drei Tage vor Ort. Die meisten Kunden sind dann zunächst erstaunt, weil sie denken, dass das viel schneller geht. Aber wenn wir nach drei Tagen fertig sind, heißt es in der Regel: Was, ihr fahrt schon wieder weg?
Und Sie bleiben dann…
Natürlich, zumindest noch einen halben Tag. Bekanntlich passiert ja am ersten Tag mit der neuen Software am meisten. Aber es ist in der Tat so, dass bereits die Schulung heute sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt. Früher hieß es: Alle mal herkommen, wir machen jetzt Schulung. Heute müssen Sie individuelle Termine vereinbaren, denn was der Controller wissen will, interessiert den Annahmemeister überhaupt nicht.
Das heißt, Sie müssen unterschiedliche Programmversionen erstellen?
Dabei würde man schnell an Grenzen stoßen. Manchmal ist es auch möglich, Standard-Software zu benutzen und diese dann intelligent zu modifizieren. Bestes Beispiel dafür ist unser „Business Cockpit“. Mit diesem Modul lassen sich die unterschiedlichsten Kennzahlen abrufen und Auswertungen erstellen. Ob Umsatzauswertungen, verkaufte Stunden, Anzahl der Durchgänge, offene Posten, Zahlverhalten der Kunden – alle diese Informationen kann man einfach abrufen und zum Beispiel mit Daten aus vergangenen Jahren vergleichen. Die Auswertungen basieren auf der Verwendung von Excel, denn das Programm bietet mit der Funktion von Pivottabellen unübertroffene Möglichkeiten und Flexibilität. So kann sich jeder Benutzer aus der Datenbasis genau die Informationen ziehen, die ihn interessieren. Wir gestalten die passende Maske, und Excel macht den Rest.
Ist eine solche Kombination die Lösung für das Problem, dass Software immer umfangreicher wird und die Masken immer weniger übersichtlich sind?
Für den Bereich der Kennzahlenauswertung stellt dies eine elegante Lösung dar. Dass die Software immer umfangreicher wird, liegt daran, dass, wie schon erwähnt, die Materie ganz einfach immer komplexer wird. Nehmen wir die Auftragsannahme im klassischen Schadenfall. Da gibt es ja schon etliche Szenarien: Haben wir einen typischen Privatkunden vor uns, der ohne Zutun der Versicherung in den Betrieb kommt? Oder wurde der Kunde gelenkt? Wenn ja, wie? Direkt oder indirekt? Hat ihn die Versicherung unmittelbar in den Betrieb geschickt oder ihm die Wahl gegeben aus drei, vier Betrieben? Dies alles sind unterschiedliche Situationen, die unterschiedliche Abläufe auslösen. Um anwenderfreundliche Lösungen anzubieten, werden künftige Generationen der KSR-Software situationsbasiert arbeiten. Einen großen Schritt in diese Richtung haben wir schon getan, indem wir alle möglichen Szenarien, die bei einer Schadenabwicklung auftreten können, analysiert und systematisch dargelegt haben. Diese Informationen werden eine Assistenten-Funktion bilden, die künftigen Benutzern hilft, den Schadenfall abzuwickeln.
Wie kann man sich den Umgang mit einer solchen Software vorstellen?
Ein bisschen so, wie wenn Sie heute etwas im Internet einkaufen: Möglichst einfach und stark schematisiert. Erster Schritt: Sie klicken an, was Sie möchten. Zweiter Schritt: Sie legen es in den Einkaufskorb. Dritter Schritt: Sie gehen zur Kasse. Vierter Schritt: Sie werden gefragt, wie Sie bezahlen wollen und so weiter. Die einzelnen Schritte sind simpel, und von den komplexen Hintergrundstrukturen bekommt der Anwender nichts mit.
Wann ist mit dieser nächsten Produktgeneration zu rechnen?
Das ist ein längerfristiger Prozess. Aber Teil-Applikationen werden im Laufe des nächsten Jahres auf den Markt kommen.
Was ist noch an Neuheiten zu erwarten?
Ganz neu ist zum Beispiel der Werkstattmonitor. Damit können betriebsintern alle Mitarbeiter über den Abholtermin und den Stand der Bearbeitung jedes Fahrzeugs informiert werden. Dafür wird in der Regel ein großer LCD-Monitor aufgehängt, auf dem, ganz ähnlich wie im Flughafen, gezeigt wird, welches Fahrzeug in der Werkstatt „gelandet“ ist, und wann es „starten“ kann. Neu hinzukommen wird im kommenden Jahr der „Kundenmonitor“. Damit hat der Endkunde die Möglichkeit, den jeweiligen Status seines Fahrzeugs inklusive Bilder via Internet zu verfolgen. Diese Lösung bieten wir unseren Kunden als Service an, sodass sie keine eigene Infrastruktur schaffen müssen.
Ist das nun ein notwendiger Service oder eine Spielerei?
Das lässt sich momentan schwer sagen, denn eines ist klar: Der Sprung von der Spielerei zum absoluten Muss ist heute nicht mehr groß. Die Anforderungen der Anwender verändern sich rasend schnell, wobei der Motor, was Inhalte und Komfort angeht, das Internet ist. Wer heute irgendwohin in den Urlaub fährt, googelt das Hotel und geht davon aus, dass irgendwo eine Webcam herumsteht, die Bilder vom Urlaubsort oder sogar vom Zimmer liefert. Warum sollte der Kunden etwas Ähnliches nicht auch irgendwann – vielleicht sogar schon bald – von seiner Re paraturwerkstatt erwarten? Wer hätte denn vor fünf Jahren gedacht, dass man als Fahrzeuglackierer eine Website braucht? Heute erwartet es der Kunde -damit ist es ein Muss.
Herr Ringhut, vielen Dank für das Gespräch. MR

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