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Kooperieren um zu profitieren

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Kooperieren um zu profitieren

Der Bundesverband der Partnerwerkstätten will beim Schadenmanagement die Werkstattseite stärken

Der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) e.V. (www.bvdp.infoo) versteht sich als Interessenvertretung der an der Schadensteuerung beteiligten Werkstätten. Der BVdP e.V. wurde am 05.08.2010 in Geisingen im Rahmen des dort etablierten Lackiererstammtisches gegründet. Am 10.08.2010 wurde die Eintragung ins Vereinsregister beantragt. In der Gründungsversammlung wurden Christian Hoog zum Vorsitzenden des Vorstands und Markus Stegmann und Robert Paintinger zu dessen Stellvertretern gewählt. Zum geschäftsführenden Vorstand wurde Robert Paintinger bevollmächtigt, er ist der regelmäßige Ansprechpartner für die Betriebe in allen Fragen zum Thema Schadenmanagement, Probleme und Anregungen.Wir sprachen mit Robert Paintinger und Christian Hoog über Ziele und Aufgaben des BVdP.

Herr Paintinger, Herr Hoog, den Bundesverband der Partnerwerkstätten gibt es nun seit August 2010; was war die Ursache für die Gründung des Verbandes, und welche Ziele verfolgt der BVdP heute?
Der Anlass für die Gründung war die Präsentation von neuen Kooperationsverträgen durch die Innovation Group zum Jahreswechsel 2009/2010. Diese Verträge enthielten einige Forderungen, die viele Betriebe nicht akzeptieren wollten. Der Ärger über diese Verträge manifestierte sich, die betroffenen Betriebe kommunizierten, schlossen sich zusammen, beschlossen, dass man gegen die geplanten Verträge gemeinsam vorgehen sollte. Und so entstand erst die Idee einer Arbeitsgemeinschaft, dann eines Vereins, der schließlich in Form des BVdP gegründet wurde.
Das ursprüngliche Problem mit der Innovation Group konnte noch während der Gründungsphase des Vereins angegangen werden. Ganz offenbar zeigte sich die IG angesichts des geschlossenen Protests beeindruckt und reagierte vernünftig. Uns hat das noch mehr in unserer Ansicht bestärkt, dass die Gründung eines Vereins als feste Interessenvertretung der betroffenen Betriebe notwendig ist.
Die Zugeständnisse sind ja auch nicht für alle Zeiten garantiert…
Natürlich nicht, in der Zusammenarbeit zwischen Schadenvermittler und Werkstatt können ständig Konflikte entstehen, bei denen eine Anlaufstelle für beide Seiten gebraucht wird. Und diese Rolle will der BVdP spielen, wobei wir aber klar die Seite der Betriebe vertreten. Außerdem ist die IG ja nur ein Schadenvermittler, wenn auch einer der größten. Wir haben schnell erkannt, dass eine Interessenvertretung der betroffenen Betriebe nur erfolgreich ist, wenn wir uns genauso intensiv mit dem anderen großen Schadenvermittler…
…der HUK Coburg
…und den anderen kleineren Versicherungen auseinandersetzen, die Schadensteuerung betreiben. Nicht zu vergessen das Thema Leasing und Flotten. Hier wurde ja schon lange gesteuert, bevor das Thema überhaupt erst von den Versicherungen aufgegriffen wurde.
Um auf die HUK Coburg zurückzukommen: Unter den beiden großen Schadenlenkern scheint sie momentan die härtere Nuss zu sein. Beim Stundensatz signalisiert man zumindest nach außen hin wenig Verhandlungsbereitschaft.
Jeder Schadenlenker fährt seine Strategie, aber in der Tat sind die 54 bis 65 Euro, die die HUK als Standardsatz angibt, ein Problem. Nicht nur wegen der Höhe an sich, sondern aus grundsätzlichen Gründen. Wie will jemand in Coburg errechnen, welcher Stundensatz in 85667 Oberpframmern notwendig ist? Und welchen Sinn hat es, wie die HUK es macht, den Stundensatz, zu dem die eigenen Betriebe angeblich arbeiten, so offensiv in die Welt zu tragen? Die HUK Coburg kommuniziert die Range, mit der sie am Markt operiert, nach außen hin so offen, dass irgendwann jeder Flottenbetreiber, jedes Autohaus und jede andere Versicherung, sobald sie die Fahne der HUK am Betrieb sieht, dieselben Konditionen will.
Dass, wenn einzelnen Schadenlenkern Zugeständnisse gemacht werden, die Preise irgendwann auf breiter Front bröckeln, ist ja nun keine wirkliche Überraschung, sondern die logische Folge des Schadenmanagements…
Trotzdem können wir gegensteuern und gegenargumentieren. Den Steuerern muss klar werden, dass sie nicht ohne ihre Partnerbetriebe können. Bisher hat noch kein Steuerer auch nur ein Auto selbst repariert. Eines ist klar: Wir können Marktentwicklungen nicht umkehren. Wer die Schadensteuerung grundsätzlich verdammt, sollte sich auch einmal überlegen, in welcher Situation speziell viele Lackierbetriebe vor zehn Jahren waren: Nämlich ganz weit weg vom Endkunden. Als Subunternehmer von Autohäusern haben sie mit kleiner Marge zu Konditionen gearbeitet, die ihnen oft die Autohäuser vorgegeben haben. Das hat sich gravierend geändert. Schadenmanagement ist heute ein komplexer Prozess, der für die Betriebe Vor- und Nachteile hat, bei dem es sicher auch Auswüchse gibt. Und um die wird sich unser Verband kümmern. Wir sind schon mitten drin. Auch mit der HUK wird es zukünftig mehr Zusammenarbeit geben und das wird auch von der HUK begrüßt. In unserem ersten gemeinsamen Gespräch am 20.01. mit dem Führungsstab der HUK haben wir weitere Treffen vereinbart, in denen wir uns um die Probleme der Betriebe kümmern werden. Dazu werden auch die Konditionen gehören, aber nicht nur. Die ersten Schritte sind hier jedenfalls getan, die ArGe HUK als Bestandteil des BVdP kann loslegen.
Wäre die Vertretung der Interessen der Betriebe im Schadenmanagement nicht auch eine Aufgabe der bestehenden Verbände? Der ZKF zum Beispiel hat sich ja lange Zeit sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt.
Er hat auch die Entstehung des BVdP begrüßt und bis zu einem gewissen Punkt begleitet. Er war so etwas wie unser Geburtshelfer. Klar ist aber auch: Ein Berufsverband wie der ZKF kann sich bei diesem Thema nicht pro oder kontra aussprechen, und er kann auch nicht nur einen Teil seiner Mitglieder unterstützen. Er muss alle Mitglieder gleichermaßen bedienen. Diejenigen, die am Schadenmanagement teilnehmen, genauso wie diejenigen, die damit nichts zu tun haben wollen, oder diejenigen, die nicht davon betroffen sind. Für uns ist klar: Die Partnerbetriebe müssen ihre eigene Interessenvertretung installieren, weil der ZKF nicht die Aufgabe haben kann, aus seinen Mitgliedsbeiträgen Lobbypolitik nur für einen Teil seiner Mitglieder zu betreiben. Deshalb steht der BVdP auch in keinerlei Konkurrenzverhältnis zum ZKF und den anderen Verbänden. Das eine sind Berufsverbände mit mannigfaltigen Aufgaben, wir sind eine reine Interessenvertretung für eine ganz spezielle Zielgruppe.
Wie viele Mitglieder hat Ihr Verband im Moment, und wie setzen sie sich zusammen?
Wir liegen derzeit, Stand März 2011, bei knapp 500 Mitgliedern, und die Zahl steigt ständig. Das Spektrum entspricht der Bandbreite der Betriebe, die am Schadenmanagement teilnehmen. Bei uns sind Karosseriebetriebe, Lackierbetriebe, Hagel-Instandsetzer, aber auch Vertragswerkstätten. Gegenwärtig diskutieren wir darüber, ob nach dem Kauf von Wintec durch die Innovation Group nicht auch Autoglaser als Mitglieder in Frage kommen. Die Unternehmen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, mit einem leichten Schwerpunkt auf Baden-Württemberg und Bayern, was aber durch die Vorgeschichte der Verbandsgründung bedingt ist.
Wie äußert sich der Nutzen für die BVdP-Mitglieder momentan konkret? Worin bestehen Ihre Aufgaben?
Robert Paintinger ist als Geschäftsführer und „Außendienstler“ des BVdP derzeit noch dabei, alle schadensteuernden Versicherungen und Unternehmen zu besuchen, um abzuklären, was diese für Vorstellungen haben, und andererseits darzustellen, wo wir stehen, und wie wir unsere Rolle am Markt sehen. Natürlich macht er dabei auch unsere Positionen deutlich.
Und ganz praktisch treten wir als Troubleshooter für die Betriebe ein. Das heißt, wir sind Anlaufstelle bei Problemen mit Steuerern für die Betriebe. Wir kümmern uns um jedes Problem, egal ob mit einem Steuerer, mit einer Versicherung, Leasinggesellschaft oder Flotte. Die Betriebe melden sich bei uns und wir sorgen für Lösungen. Und zwar ohne dass ein Betrieb beim entsprechenden Steuerer genannt wird. Diese Anonymität ist ein unschätzbarer Vorteil für unsere Mitglieder, weil viele noch immer Repressalien befürchten, wenn sie den Mund zu weit aufmachen. Und außerdem ist dann auch mal Schluss mit dem gerne verwendeten Argument „das ist aber nur bei Ihnen so…“. Wenn bei uns beispielsweise zehn Betriebe anrufen und das gleiche Problem haben, dann brauchen die Steuerer mit so was gar nicht mehr zu kommen. Und wir bleiben ganz stur dran, bis das Problem gelöst ist. Das klappt hervorragend.
Man könnte ja auch denken, Sie setzen sich, sagen wir mal, für einen einheitlichen Stundensatz von 90 Euro ein…
Verhandlungen über Stundenverrechnungssätze sind genau das, was wir nicht können und auch nicht wollen. Dafür haben wir überhaupt keinen Auftrag durch unsere Mitglieder, und wir wüssten auch nicht, ob man so etwas überhaupt juristisch einwandfrei machen dürfte. Wir setzen uns für selbstständig agierende Unternehmer ein, die wissen müssen, welcher Stundensatz für sie bei welchem Auftraggeber akzeptabel ist. Deshalb predigen wir unseren Mitgliedern auch laufend: Wenn einer sagt „Volumen, Volumen, Volumen“ müsst Ihr sofort „rechnen, rechnen, rechnen“! Was wir aber sehr wohl für die Betriebe tun: Wir geben ihnen Argumente für ihre Verhandlungen mit Versicherungen an die Hand. Zum Beispiel Berechnungen über Kostenentwicklungen in der Branche. Und wir predigen natürlich den Schadensteuerern, dass das ganze System nicht funktionieren kann, wenn die Betriebe nicht ausreichend bezahlt werden. Das kommt zunehmend an.
Welche anderen Schwerpunkte gibt es beim BVdP?
Der BVdP hat drei große Aufgaben. Die eine besteht darin, die Kommunikation unter den Mitgliedern zu stärken. Es ist ganz wichtig zu merken: Du bist nicht der Einzige, der mit dem Schadenlenker X oder der Versicherung Y ein Problem hat. Deshalb werden wir Regionen innerhalb unseres Verbandes definieren und zuständige Regionalvertreter wählen, deren Aufgabe unter anderem darin besteht, viertel- oder halbjährlich Stammtische zu veranstalten, auf denen Klartext gesprochen wird und die Probleme mit den anderen Marktteilnehmern auf den Tisch kommen.
Zweitens muss der BVdP seinen Mitgliedern wichtige Informationen zur Verfügung stellen, damit sie möglichst schnell und richtig auf Entwicklungen in der Schadenssteuerung reagieren können. Das tun wir bereits regelmäßig mit unseren Mitgliederinformationen. BVdP-Mitglieder müssen einen Vorteil gegenüber den anderen Beteiligten haben. Deshalb planen wir ein geschlossenes, absolut anonymes Forum und eine Onlineliste, auf der die Betriebe diverse Steuerer und die Zusammenarbeit mit ihnen beurteilen und diese Daten abrufen können. Das sollte dafür sorgen, dass sich die schwarzen Schafe in der Branche langsam schwerer tun werden, noch Betriebe zu finden, die für sie arbeiten. Denn so viel ist klar: Der Teich, aus dem die Steuerer ihre Betriebe fischen, ist begrenzt. Es ist an der Zeit, dass die besten Betriebe zu den besten Steuerern finden.
Die dritte große Aufgabe des BVdP sehe ich in der Rolle als Vermittler und Sprachrohr, die ja schon oben angesprochen wurde. Es ist nicht jedermanns Sache und nicht immer einfach, Probleme mit bestimmten Schadenlenkern oder Versicherungen zu besprechen, zumal häufig die in der Region verantwortlichen Personen sehr unterschiedlich gegenüber den Werkstätten auftreten, manchmal sogar anders als die jeweilige „Zentrale“ das möchte. Hier greifen wir ein. Wenn eines unserer Mitglieder ein Problem mit einem Schadenlenker oder einer Versicherung hat, dann können wir das Thema ansprechen – und zwar, je nach Fall, auch „ganz oben“, dort, wo entschieden wird. So gut sind unsere Beziehungen zu vielen Marktteilnehmern bereits. Und natürlich machen wir das wie schon gesagt für das Mitglied anonym.
Sagt das nicht schon viel über das aktuelle Kräfteverhältnis im Schadenmanagement aus: Werkstatt-„Partner“, die, wenn sie aufmucken, anonym bleiben möchten?
Wie gesagt, die Schadensteuerung hatte bisher für die Reparaturbetriebe nicht nur Nachteile. Und wer sich realistisch mit dem Markt auseinandersetzt, wird feststellen, dass ihre Rolle eher noch größer wird. Allerdings treibt die Schadensteuerung mittlerweile ziemliche Blüten. Wir müssen dafür sorgen, dass der Benefit durch die Schadensteuerung zu den Betrieben gelangt. Wir wollen mit Schadenlenkern und Versicherungen durchaus kooperieren, aber eines ist klar: Die Reparaturbetriebe müssen dabei auch profitieren, sonst tragen sie das Konzept Schadensteuerung nicht mehr mit.
Herr Paintinger, Herr Hoog, vielen Dank für das Gespräch. MR

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