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„Es war höchste Zeit“

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„Es war höchste Zeit“

Friedrich Nagel hat mit der Resolution ein klares Signal gesetzt. Über Hintergründe, das Branchenecho auf die Resolution und die Erfolgssaussichten unterhielten wir uns mit dem ZKF-Präsidenten.

Herr Nagel, das Unbehagen über Rabattforderungen hat sich, wenn man die Entwicklung der letzten Monate verfolgt, quasi aufgestaut. Gab es zusätzlich noch einen ganz konkreten Anlass für die ZKF-Resolution? Den sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte?
Es war nicht ein einzelner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, sondern drei oder vier: Die Richtung war dabei immer dieselbe: Die Gangart der Versicherer und Vermittler gegenüber den Partnerwerkstätten wird rauer, die „erwünschten“ Stundenverrechnungssätze liegen mittlerweile unter dem, was wir als ZKF für wirtschaftlich noch vertretbar halten. Wenn es so weiter geht, haben wir demnächst einen Stundenverrechnungssatz, der dem von 1999 entspricht. Das ist bei den allerorts gestiegenen Kosten nicht mehr wirtschaftlich vertretbar. Es war also höchste Zeit, dass sich der ZKF als Sprachrohr seiner Mitgliedsbetriebe in Form einer Resolution zu Wort gemeldet hat.
Die von Ihnen vorgeschlagene Höchstgrenze des Rabattsatzes zwischen 5 und 10 Prozent auf den Stundensatz liegt unter dem, was mancherorts bereits an Rabatt gewährt wird. Wie sehen Sie die Chancen, dass das Rad wieder zurückgedreht wird?
Der Stundenverrechnungssatz besteht aus den lohnbedingten Kosten sowie einem Wagnis- und Gewinn-Aufschlag. Wenn dieser Aufschlag bei 12 bis max. 15 Prozent liegt, dann kann man nicht in gleicher oder sogar noch größerer prozentualer Größenordnung Rabatte geben. Wir machen in der Resolution darauf aufmerksam, dass Betriebe, die diese Rabatte dennoch anbieten, sich betriebswirtschaftlich ein Eigentor schießen. Das Rad können wir nur dann zurück drehen, wenn wir auf diesen Sachverhalt bei unseren eigenen Betrieben in aller Deutlichkeit hinweisen. Wenn die Botschaft nicht verstanden wird, dann befinden sich die Betriebe in einer Verlustzone, und irgendwann, das kann Jahre dauern, führt dies in den Zusammenbruch.
Nun liegen ja fünf bis zehn Prozent Rabatt auf den Stundensatz immer noch unter dem, was sehr häufig Autohäusern gewährt wird. Warum also, könnte man aus Sicht der Versicherungen entgegnen, sollten andere Großkunden, sprich Versicherungen, nicht auch so hohe Rabatte bekommen?
Es ist richtig, dass in der Vergangenheit Autohäuser höhere prozentuale Nachlässe erhalten haben, sofern die Instandsetzungsbetriebe ausschließlich als Subunternehmer tätig waren. Die Kostenstruktur sah jedoch deutlich anders aus als jetzt: Der freie Betrieb als Subunternehmer hatte keinerlei Akquisitionskosten, hatte auch bezüglich Optik und Aussehen keinerlei Druck vom Markt, denn den unfallgeschädigten Kunden hat er im Regelfall nie gesehen, weil dieser vom Autohaus bedient wurde. Er hatte also erheblich geringere Kosten. Somit konnte er auch andere Rabatte weitergeben, wobei auch hier in der Vergangenheit Größenordnungen erreicht wurden, die wie oben gesagt nicht mehr betriebswirtschaftlich gerechtfertigt waren. Hinzu kam, dass Autohäuser zunehmend Karosseriearbeiten selbst durchführen und somit der an den Subunternehmer zu verteilende Kuchen in den letzten Jahren immer kleiner wurde. Deswegen ist es seit Jahren unser Verbandsziel, unsere Mitgliedsbetriebe möglichst in eine weitgehende Unabhängigkeit vom Autohaus zu bringen. Dies war allerdings nicht ohne erhebliche betriebliche Investitionen, die sich wiederum auf den Verrechnungssatz niederschlagen, möglich.
Die Formulierung „sofern Zusatzaufträge realisiert werden“ ist in der Resolution von entscheidender Bedeutung. Zeichnet sich Ihrer Beobachtung nach ab, dass Versicherungen hier konkretere Zusagen geben als bislang?
Versicherer sind ja ebenfalls lernfähig. Die Partnerwerkstattnetze sind bei den Versicherern, die aktives Schadensmanagement betreiben, eher wieder kleiner geworden, damit in der Tat Zusatzaufträge realisiert werden können. Der Betrieb kann gelenkte Zusatzaufträge aber nicht nach betrieblicher Auslastung steuern, sondern erhält möglicherweise Zusatzaufträge zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, wenn ohnehin „der Laden voll ist“. Die Konflikte sind damit vorprogrammiert.
Wie stark richtet sich die Resolution nicht nach außen, sondern nach innen? Quasi als Mahnung an die eigenen Mitgliedsbetriebe, eine gewisse Preisdisziplin zu wahren?
Unsere Resolution ist ganz klar auch nach innen an die eigenen Mitgliedsbetriebe bzw. an die Branche insgesamt gerichtet. Vielleicht ist dies sogar noch wichtiger als die Botschaft nach Außen, an die Versicherer und Vermittler. Denn Ziel der Resolution ist es, dass wir uns als Fachbetriebe selbstbewusster verhalten und auch Nein sagen können. Solidarität ist natürlich immer schwer zu erreichen, wenn man vor Ort im Wettbewerb zueinander steht. Es muss sich jedoch die Erkenntnis bei unseren Betrieben durchsetzen, dass vermeintliche Vorteile durch Zusatzaufträge sich mittelfristig zum Nachteil entwickeln. Das Preisniveau wird zerstört, und daraus resultieren katastrophale Folgen für den einzelnen Betrieb, aber auch für die Branche.
Gibt es Ihrer Erfahrung nach Kooperationen oder Modelle, die generell eher unproblematisch bzw. „fair“ sind, und solche, von denen generell abzuraten ist? Oder verhalten sich Versicherungen und Schadensvermittler regional – und je nach Rückgrat des einzelnen Betriebsinhabers – ganz unterschiedlich?
Es gibt da in der Tat Partnerschaften, die „gelebt“ werden, wie z.b. bei der Eurogarant A.G., der Signal Iduna Gruppe oder Europ Assistance. Es gibt aber andere Kooperationspartner, mit denen wir nicht zufrieden sind, bei denen wir bereits seit längerer Zeit immer wieder Fairness einfordern. Wir werden mit jedem einzelnen Versicherer weiter im Dialog bleiben, aber unser Standpunkt wurde in der Resolution klar formuliert.
In welche Richtung wird sich Ihrer Prognose nach das Schadenmanagement in Deutschland entwickeln? Welches Volumen an gesteuerten Schäden halten Sie innerhalb welches Zeitraums für realistisch?
Schadenmanagement betreiben alle Versicherer und Vermittler. Wenn Sie auf die konkrete Schadenlenkung anspielen, dann gibt es hierbei die unterschiedlichsten Verhaltensweisen der einzelnen Versicherungshäuser, von „weicher“ Lenkung bis zur Kaskoversicherungspolice, die soeben auf den Markt gekommen ist, die eine klare Werkstattbindung vorsieht. Alle Prognosen über das lenkbare Volumen sind von starker Unsicherheit gekennzeichnet, wir werden jedoch sicherlich nicht Quoten von 70 oder 80 Prozent wie in den Niederlanden oder England erreichen, dazu ist die Struktur des deutschen Marktes zu unterschiedlich entwickelt. So hat man bereits im Jahr 2001 ein Volumen von 15 Prozent gelenkter Schäden in 2004 vorhergesagt, wovon wir heute noch weit entfernt sind. Schadenlenkung wird aber in den nächsten Jahren zunehmen und Strukturveränderungen bezüglich der Fachwerkstätten mit sich bringen.
Wie würden Sie die bisherigen Reaktionen auf die Resolution beschreiben?
90 Prozent Zustimmung aus den eigenen Reihen, einige Betriebe halten die von uns angegebene Spanne zwischen 65 und 85 Euro für den Stundenverrechnungssatz für zu eng, da haben sich wohl die von uns genannten „Ausreißer“ gemeldet, die Reaktionen der Versicherer sind derzeit noch eher verhalten. Man wartet offensichtlich ab, wie sich die Fachwerkstätten in den kommenden Wochen und Monaten verhalten. Und wenn wir hier durch verstärkte Solidarität mehr Rückrat zeigen unter dem Motto „Ohne Fachwerkstatt kann kein einziger Unfallschaden repariert werden“, dann ist das Ziel der Resolution erreicht.
Herr Nagel, vielen Dank für das Gespräch

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