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Prüfungsfragen für Fahrzeuglackierer

Karl Weinhuber

Lernfeld 5, 2. Ausbildungsjahr Erstbeschichtungen ausführen Teil 1
Ein beschädigtes Fahrzeugteil muss durch ein Neuteil ersetzt werden und soll in der Wagenfarbe lackiert werden. Dabei können Originalteile mit KTL-Grundierung , Ersatzteile ohne Grundierung oder Ersatzteile mit einer Transportlackierung verwendet werden.
Vorbeschichtete Teile
Ist das Originalteil bereits mit KTL (kathodische Tauchlackierung) beschichtet, ergibt sich folgender Arbeitsablauf:
Vorlackierung prüfen
Durch optische Prüfung wird die Oberfläche auf Beschädigungen, Lackeinschlüsse und Läufer untersucht. Die Haftung der Vorlackierung wird durch eine Klebebandabrissprobe geprüft. Die Lösemittelbeständigkeit kann mit einem lösemittelgetränkten Lappen geprüft werden. Zeigt der Lappen keine Verfärbung, ist der Untergrund chemisch gehärtet und lösemittelbeständig.
Reinigen des Untergrundes
Der Untergrund wird mit Silikonentferner gereinigt. Dabei können wässrige oder lösemittelhaltige Silikonentferner eingesetzt werden.
Schleifen der Untergründe
Der Untergrund wird mit P320 bis 400 trocken oder mit P400 bis P600 nass mit Excenterschleifgeräten geschliffen, mit Pressluft ausgeblasen und anschließend mit Silikonentferner gereinigt.
Füllern des Untergrundes
Ein Füller hat verschiedene Aufgaben: Er muss Unebenheiten und Fehlstellen wie Schleifriefen oder Schleifkringel ausfüllen, poröse Spachtelmassen abdecken, Haftvermittlung zum Untergrund herstellen und als Isolierschicht verwendbar sein.
Dabei darf ein Füller nicht saugend wirken, um den Glanzgrad der nachfolgenden Schichten nicht zu schwächen. Füller sind allgemein stärker pigmentiert, werden dicker aufgetragen und weisen gegenüber Grundmaterialien und Lacken eine größere Trockenfilm-Schichtdicke auf.
Von der Lackindustrie wurden mittlerweile Werkstoffe entwickelt, die Grundierung und Füller in sich vereinen: Die Grundierfüller. Sie trocknen schneller, weisen einen besseren Decklackstand auf und sind wetterbeständiger. Als weitere Vorteile kommen Materialersparnis und Zeitersparnis beim Auftrag zur Geltung. Es gibt ein breites Spektrum von Füllerarten
Einkomponentenfüller
  • Nitro – Kombifüller
  • 1-K – Kombifüller
  • Nass-in-Nass-Füller
  • Wasser Füller
Zweikomponentenfüller
  • Reaktionsfüller
  • EP – Grundierfüller
  • Füllprimer
  • Dickschichtfüller
Füller, die nicht nass in nass verarbeitet werden können, müssen vollkommen austrocknen und anschließend mit P 800 bis P1000 nass oder mit P 360– P400 trocken mit Excenterschleifer oder Handschleifklotz geschliffen werden.
Achtung: Bei nicht ganz durchgetrocknetem Füller entstehen Schleifspuren, und die Schleifmittel werden zugesetzt.
Nach dem Schleifen müssen die Flächen wieder gründlich mit Silikonentferner gereinigt werden.
Decklackierung
Nach dem Reinigen des Untergrundes mit Silikonentferner wird die Oberfläche mit einer Ausblaspistole und einem Staubbindetuch komplett vom Staub befreit.
Auf dem Untergrund können folgende Decklacksysteme aufgebracht werden:
  • 1-Schicht-Lacksystem
  • 2-Schicht-Lacksystem
  • 3-Schicht-Lacksystem
Lack besteht hauptsächlich aus Bindemittel, welchem Farbpigmente beigegeben sind, die dem Lack seine Farbe und Lichtundurchlässigkeit verleihen. Um das Bindemittel und damit den Lack bis zum Auftrag flüssig zu halten, sind außerdem Lösungsmittel beigefügt, welche beim Trocknungsprozess verdunsten. Für noch größere Fließfähigkeit kann dem Lack ein Verdünner zugefügt werden. Lacke auf Lösungsmittelbasis werden immer stärker durch solche auf Wasserbasis abgelöst. Bei diesen bildet Wasser den Hauptbestandteil des Lösungsmittels und des Verdünners. Weitere Zusatzstoffe sind zum Beispiel:
  • Weichmacher, für die Elastizität und Flexibilität
  • Verdickungsmittel, um den Lackverlauf zu verbessern und Läufer zu vermeiden
  • Füllstoff, um eine größere Schichtdicke zu erreichen
Zum weiteren Stammmaterial gehört natürlich der Härter, welcher dem Lack seine Irreversibilität verleiht, d. h. der Lack kann nach dem Trocknen und Aushärten nicht mehr angelöst werden. Das Aushärten geschieht in diesem Fall durch eine chemische Reaktion zwischen zwei Bestandteilen; deshalb wird ein solcher Lack auch 2-K-Lack genannt. Der Lack mit dem darin enthaltenen Harz und der Härter werden erst unmittelbar vor der Anwendung in einem genau definierten Verhältnis gemischt. Dieses Verhältnis beträgt im Pkw-Bereich 2:1 (Lack : Härter) und im NFZ-Bereich 4:1 oder gar 5:1.
Für Klarlacke gelten die gleiche Inhalts- und Anwendungsbedingungen, nur mit dem Unterschied, dass diese keine Farbpigmente und keine Füllstoffe enthalten.
Der Lackaufbau
1-Schicht-Lackierung
In einem Arbeitsgang wird der pigmentierte und hochglänzende Decklack aufgetragen. Er übernimmt als Deckschicht alle wichtigen Eigenschaften wie Härte, Glanz, und Beständigkeit. Die so genannte Uni-Lackierung wird aber immer weniger angewendet.
So werden bei der Serien- und auch bei der Reparaturlackierung Uni-Lacke im 2-Schicht-Lackierverfahren eingesetzt.
Nach dem ersten Spritzgang folgt eine kurze Ablüftzeit. Nach dem zweiten Spritzgang wird nur noch kurz abgelüftet, bevor die Ofen- oder Strahlentrocknung einsetzt. Bei 60°C dauert die Trocknung ca. 30 min. Die Lackierung ist noch nicht voll belastbar, sondern nur montagefest.
2-Schicht-Lackierung
Beim 2-Schicht Verfahren wird ein pigmentierter, matter Basislack als erste Schicht aufgetragen. Der Basislack gibt den Farbton an. Er ist ein Teil des gesamten Lacksystems und bei den Metallic- bzw. Effektlacken allein aber nicht beständig. So muss zusätzlich nach einer kurzen Ablüftzeit ein Zweikomponenten-Klarlack als Versiegelung darüber aufgebracht werden.
Nach Herstellerangaben wird der Basislack angemischt und meist in zwei Spritzgängen aufgetragen. Nach dem ersten Spritzgang muss der Basislack so lange abgelüftet werden, bis eine gleichmäßig matte Fläche entstanden ist. Danach erfolgt der 2. Spritzgang. Als letzte Schicht wird der Klarlack in zwei Spritzgängen aufgetragen werden. Dann erfolgt die Trocknung .
Das Zweischicht-Verfahren wurde für Lackierungen mit Metallic-Effekt entwickelt. Diese Art der Zweischicht- Metalleffektlackierung gewährt eine sehr gute Dauerfestigkeit.
Der Zweikomponenten-Klarlack ist sehr hart und schützt die Basislackierung vor Abrieb, Verwitterung und chemischen Angriffen. Der Klarlack ist festkörperreich und zeigt nach der Trocknung einen hervorragenden Verlauf mit einer hochglänzenden Oberfläche. Staubeinschlüsse können bedingt durch eine schnelle und gute Durchtrocknung auspoliert werden.
Für 2-Schicht-Lackierungen werden auch Uni-Lacktöne verwendet.
3-Schicht-Lackierung
Bei einigen Perleffekt-Lackierungen muss im 3-Schicht – Verfahren gearbeitet werden. Die Dreischichtlackierung besteht aus einem eingefärbten Füller oder Vorlack, der auf der gesamten, Fläche aufgetragen wird. Dieser wird mit einem schwach deckenden Basislack mit Perleffektpigmenten und einem Klarlack überlackiert. Durch dieses Auftragsverfahren und eine spezielle Pigmentierung entsteht die Flopwirkung.
Finish
Nach Ausführung einer Reparatur betrachtet der Kunde bei der Übergabe die Lackierung in der Regel sehr kritisch. Deshalb gilt ein besonderes Augenmerk dem Finish.
Staubeinschlüsse sind zusammen mit Lackläufern die häufigsten Fehler, die nach einer Reparaturlackierung auftreten und beseitigt werden müssen. Dies ist ohne Nachlackierung möglich.
Mit dem Schleifzylinder, einem kleinen zylinderförmigen Schleifblock von etwa drei cm Durchmesser, und Schleifmitteln werden Fehler beseitigt. Die Körnung der Schleifblätter liegt im Bereich P2000 bis P2500. Im Nassschleifverfahren können damit feine Staubeinschlüsse oder kleinere „Nasen“ beseitigt werden. Für „gröbere“ Finish-Arbeiten liegen auch Körnungen P1200 bis P1700 vor. Dabei benutzt man zum Vor- und Nachschleifen verschiedene Abstufungen der Körnung. In einem letzten Arbeitsgang werden die entstandenen Schleifspuren mit Polituren beseitigt. Darüber hinaus werden Aufsätze für stufenlos regelbare Exenterschleifmaschinen angeboten. Diese „Teller“ aus speziellem Schaum- oder Kunststoff ermöglichen in Verbindung mit speziell entwickelten Polierpasten das Beseitigen von Fehlstellen im Decklack sowie das Aufpolieren in einem einzigen Arbeitsgang.
Für die Beseitigung kleinerer Lackspritzer, aber auch von Harz und Insektenresten gibt es so genannte Polier- oder Reinigungsknete. Mit dieser Knete reibt man über die entsprechenden Stellen im Lack. Dabei werden kleinste Einschlüsse abgetragen. Ein Nachpolieren ist nicht erforderlich.
Unbeschichtete Neuteile
Werden Austauschteile ohne Vorlackierung verwendet, ergibt sich folgender Arbeitsablauf:
Untergrund Prüfen
Durch optische Prüfung wird die Oberfläche auf Beschädigung hin untersucht.
Reinigen des Untergrundes
Das Neuteil muss entfettet werden. Mit Hochdruckstrahlgeräten, Dampfstrahlgeräten oder mit Lappen und Verdünnung werden die Fette von der Oberfläche entfernt. Mit sauberen Lappen wird die Oberfläche nachgearbeitet. Um Rückstände in Fugen und Spalten zu verhindern, ist ein gründliches Ausblasen notwendig. Die Unfallverhütungsvorschriften, z.B Hautschutz, müssen dabei unbedingt beachtet werden.
Schleifen der Untergründe
Transportgrundierungen müssen vollständig entfernt werden. Der Untergrund wird dazu mit P320 bis 400 trocken oder mit P400 bis P600 nass mit Excenterschleifgeräten geschliffen, mit Pressluft ausgeblasen und anschließend mit Silikonentferner gereinigt.
Grundierung
Hauptaufgabe von Grundierungen ist es, eine gute Verbindung zwischen dem Untergrund und der Lackierung zu schaffen. Daneben kann eine Grundierung noch dem Rostschutz dienen.
Je nach Untergrund wie Stahlblech, verzinktem Stahlblech, Aluminiumblech oder Kunststoff werden Grundierungen aus verschiedenen Rohstoffen verwendet. In der Praxis werden heute vorwiegend Materialien eingesetzt, die gleichzeitig als Grundierung und Füller verwendet werden können, so dass ein Arbeitsgang eingespart werden kann.
Als Grundiermaterialien werden Einkomponentenfüller (1K-Primer, Kunststoff, Haftprimer) oder Zweikomponentenfüller (2K-Primer, Korrosionsschutzgrund, EP-Grundierung) verwendet.
Decklack und Finish werden wie bei den Teilen mit KTL -Vorlackierung durchgeführt.
Fragen zum Lernfeld Erstbeschichtungen:
  • 1. Was bedeutet die Abkürzung KTL?
  • 2. KTL vorlackierte Teile müssen vor dem Beschichtungsaufbau geprüft werden. Wie wird die Prüfung durchgeführt, und worauf ist zu achten?
  • 3. Wie muss die Reinigung der Neuteile mit KTL- Vorlackierung erfolgen?
  • 4. Beschreiben Sie, mit welchem Gerät und welcher Körnung der Untergrund von KTL -vorlackierten Teilen geschliffen wird.
  • 5. Welche Aufgabe hat der Füller bei der Fahrzeuglackierung?
  • 6. Warum darf ein Füller nicht saugend wirken?
  • 7. Nennen Sie Vorteile beim Einsatz von Grundierfüller.
  • 8. Welche Arten von Füller werden bei der Fahrzeuglackierung eingesetzt?
  • 9. Was bedeutet µm (Micrometer)?
  • 10. Warum dürfen Füller erst geschliffen werden, wenn sie vollkommen durchgetrocknet sind?
  • 11. Wie muss die Reinigung der Oberfläche erfolgen, bevor der Decklack appliziert wird?
  • 12. Welche Decklacksysteme werden bei der Fahrzeuglackierung eingesetzt?
  • 13. Nennen Sie Zusatzstoffe von Lackmaterialien.
  • 14. In wie viel Spritzgängen wird die Uni-Lackierung aufgetragen?
  • 15. Welche Aufgaben hat der Zweikomponenten-Klarlack bei der Lackierung?
  • 16. Welche Körnung haben die Schleifblätter beim Finish-Nassschliff?
  • 17. Wie müssen Neuteile aus Stahlblech ohne Vorlackierung gereinigt werden?
  • 18. Welche Aufgabe hat die Grundierung?
  • Lösungen
  • 1. Kathodische Tauch-Lackierung
  • 2. Durch optische Prüfung wird die Oberfläche auf Beschädigung, Lackeinschlüsse und Läufer untersucht. Die Adhäsion der Vorlackierung wird durch eine Klebebandabrissprobe geprüft. Die Lösemittelbeständigkeit kann mit einem Lösemittelgetränkten Lappen geprüft werden. Zeigt der Lappen keine Verfärbung, ist der Untergrund chemisch gehärtet und lösemittelbeständig.
  • 3. Der Untergrund wird mit Silikonentferner gereinigt. Dabei können wässrige oder lösemittelhaltige Siliconentferner eingesetzt werden.
  • 4 . Der Untergrund wird trocken mit P 320 bis 400 oder mit P 400 bis P 600 nass mit Excenterschleifgeräten geschliffen.
  • 5. Ein Füller hat verschiedene Aufgaben: Er muss Unebenheiten und Fehlstellen wie Schleifriefen oder Schleifkringel ausfüllen, poröse Spachtelmassen abdecken, Haftvermittlung zum Untergrund herstellen und als Isolierschicht verwendbar sein.
  • 6. Ein Füller darf nicht saugend wirken, um den Glanzgrad der nachfolgenden Schichten nicht zu schwächen.
  • 7. Sie besitzen die Eigenschaften für schnellere Trocknung und sind besser im Decklackstand und in der Wetterbeständigkeit. Als weitere Vorteile kommen Materialersparnis und Zeitersparnis beim Auftrag zur Geltung
  • 8.
Einkomponentenfüller
Nitro – Kombifüller
1-K – Kombifüller
Nass-in-Nass-Füller
Wasserfüller
Zweikomponentenfüller
Reaktionsfüller
EP – Grundierfüller
Füllprimer
Dickschichtfüller
  • 9. Micrometer (bedeutet Micrometer) = 1/1000 mm
  • 10. Bei nicht ganz durchgetrocknetem Füller entstehen Schleifspuren, und die Schleifmittel werden zugesetzt.
  • 11. Nach dem Reinigen des Untergrundes mit Silikonentferner wird die Oberfläche mit Hilfe einer Ausblaspistole und einem Staubbindetuch komplett vom Staub befreit.
  • 12. Auf dem Untergrund können folgende Decklacksysteme aufgebracht werden:
  • 1-Schicht-Lacksystem
  • 2-Schicht-Lacksystem
  • 3-Schicht-Lacksystem
  • 13.
-Weichmacher, für die Elastizität und Flexibilität
-Verdickungsmittel, um den Lackverlauf zu verbessern und Läufer zu vermeiden
-Füllstoffe, um eine größere Schichtdicke zu erreichen
  • 14. In zwei Spritzgängen
  • 15. Der Zweikomponenten-Klarlack ist sehr hart und schützt die Basislackierung vor Abrieb, Verwitterung und chemischen Angriffen.
  • 16. P 2000 bis P 2500
  • 17. Das Neuteil muss entfettet werden. Entweder mit Hochdruckstrahlgeräten, Dampfstrahlgeräten oder mit Lappen und Verdünnung werden die Fette von der Oberfläche entfernt. Mit sauberen Lappen wird die Oberfläche nachgearbeitet. Um Rückstände in Fugen und Spalten zu verhindern, ist ein gründliches Ausblasen notwendig.
  • 18. Wesentliche Aufgabe von Grundierungen ist, eine gute Verbindung zwischen dem Untergrund und der Lackierung zu schaffen. Daneben kann eine Grundierung zum Beispiel bei Blechen noch dem Rostschutz dienen.

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