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So nah wie möglich am Tageslicht

Design
So nah wie möglich am Tageslicht

Farbtonbeurteilung im richtigen Licht

Die korrekte Beurteilung von Farbtönen setzt optimale Lichtbedingungen voraus. Speziell in Lackierereien ist eine ausreichend starke und tageslichtähnliche Beleuchtung ein unbedingtes Muss, um die geforderte Qualität zu erreichen. Tageslicht steht allerdings witterungs- und ablaufbedingt nicht immer zur Verfügung.

Umso wichtiger ist es daher gerade in der Reparaturlackierung, fehlendes oder nicht ausreichendes Tageslicht durch künstliche Beleuchtung nachzustellen. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, mit welchen Beleuchtungsmitteln eine tageslichtähnliche Beleuchtung erzielt werden kann.
Geeignet oder nicht
Generell sind nur De Lux Leuchtstofflampen oder Drei-Banden-Leuchtstofflampen für diesen Einsatz geeignet, da diese die beste Lichtausbeute bieten.
Nicht geeignet sind Glüh-, Halogen- oder Hochdruck –Entladungsmittel. Die Qualität der Leuchtstofflampe wird durch die DIN5035 festgelegt. Hierin ist die notwendige Lichtfarbe ebenso wie die Farbwiedergabestufe geregelt.
Lichtfarbe wird in drei Stufen eingeteilt : tw (= tageslichtweiß) entspricht einer Farbtemperatur von über 5000 Kelvin (K).
nw (= neutralweiß) entspricht einer Farbtemperatur von 3300 bis 5000 Kelvin.
ww (= warmweiß) entspricht einer Farbtemperatur unter 3300 Kelvin.
Optimale Farbwiedergabe
Beim Farbwiedergabeindex nach DIN handelt es sich um einen abstrakten Index:
  • 1A : > 90
  • 1B : 80 bis 89
  • 2A : 70 bis 79
  • 2B : 60 bis 69
  • 3 : 40 bis 59
  • 4 : 20 bis 39
Die Lichtfarbe und der Farbwiedergabeindex werden in der Bezeichnung der Leuchtstofflampen durch die drei letzten Ziffern wiedergegeben.
Zum Beispiel :
Osram Lumilux L58 / 954
9XX = sehr hoher Farbwiedergabeindex 1A
X54 = Lichtfarbe entspricht 5400 Kelvin
Philips TL – D 58W / 865
8XX = Wiedergabeindex 1B
X65 = Lichtfarbe entspricht 6500 Kelvin
Für die Farbtonabprüfung müssen Lampen mit dem Farbwiedergabeindex von 1A > 90 eingesetzt werden, nur Leuchtstofflampen mit der Bezeichnung 9XX sind zulässig. Für normale Arbeitsplätze reicht die Lampenbezeichnung 8XX. Diese Lampen sind wirtschaftlicher, preisgünstiger und haben eine längere Lebensdauer. Um möglichst Tageslicht zu erzielen, ist weiterhin eine Lichtfarbe über 5000 Kelvin zu wählen. ( X50) Beispiele hierfür : 854 , 865 , 954 , 965.
Beleuchtungsstärke
Für die sensibelsten Bereiche von Lackierereien, Spritzkabinen und Finish, wird eine Beleuchtungsstärke von 1000 Lux benötigt. Da die Beleuchtungsstärke abhängig ist von der Anzahl der Lampen, der Umgebung und der Reflexion, sollte die Anzahl der Leuchtmittel durch Fachleute mit Beleuchtungsstärke-Messgeräten vor Ort festgelegt werden.
Weiterhin ist zu beachten, dass sich bei solchen Leuchten die Beleuchtungsstärke im Laufe der Zeit stark verringert.
Daher wird ein regelmäßiges Austauschen der Leuchtmittel empfohlen. Dort, wo Farbabprüfungen erfolgen, sollte der Austausch alle 12 Monate stattfinden, in den übrigen Bereichen alle zwei bis vier Jahre.

Blick in die Serie

In der Serienfertigung kommt der visuellen Farbbeurteilung und der Oberflächeninspektion große Bedeutung zu. Das Bild zeigt eine von der Dr. Ing. Willing gelieferte und bei einem großen Automobilhersteller eingesetzte Lichtkabine. Ähnliche Kabinen werden von der Zuliefer- und der Lackindustrie genutzt. Die Anlage ermöglicht die visuelle Farbabmusterung von lackierten Automobilkarosserien innerhalb der Fertigungsumgebung. Insbesondere Anbauteile aus verschiedenen Fertigungsstätten können so bei der Montage überprüft werden können. Zur Erkennung von Oberflächenfehlern, die mit einer Verformung der Oberfläche zusammenhängen, wie etwa Beulen, Dellen und Schmutzeinschlüssen, werden Hell-/ Dunkel-Kanten eingesetzt, die sich auf der Karosserie abbilden, und an deren Verzeichnung Fehler erkennbar werden.

Nie ohne Farbtonmuster

Rolf Glinka-Walter ist bei Sikkens in Stuttgart Leiter Colorservice und
Customer IT Service.
Herr Glinka-Walter, unter welchen Bedingungen sollte der Farbtonvergleich idealerweise erfolgen?
Die Idealbedingungen sind einfach zu beschreiben: Elf Uhr vormittags, Tageslicht von Norden, leicht bedeckter Himmel.
Fragt sich nur, wie oft solche Bedingungen herrschen…
… oder wie es gelingt, möglichst nahe an diese Idealbedingungen heranzukommen. Eines ist klar: Es geht nichts über Tageslicht. Daher sollte der Farbtonabgleich immer an der am besten mit Tageslicht versorgten Stelle in der Werkstatt vorgenommen werden.
Was halten Sie von Tageslichtlampen oder -Spots?
Sie sind auf jeden Fall ein gutes Hilfsmittel, können aber meiner Meinung nach Tageslicht nicht ersetzen.
Sollte man versuchen, beim Farbtonvergleich unterschiedliche Lichtqualitäten einzusetzen, um die Gefahr von Metamerien zu reduzieren?
Da muss ich etwas ausholen. Klassischerweise spricht man von Metamerie, wenn durch wechselnde Lichtbedingungen plötzlich ein Farbtonunterschied zwischen der lackierten Reparaturfläche und der Altlackierung auftritt. Dieser Fall tritt immer seltener auf, da sich durch verstärkte Anstrengungen der Lackhersteller und neue Technik in der Coloristik die Pigmente von Serien- und Reparaturlackierung fast komplett angeglichen haben.
Wenn es heute Metamerien gibt, dann vor allem, wenn gerakelte, nicht mit Originalreparaturlacken gespritzte Farbtonmuster zum Farbtonabgleich verwendet werden. Hier kann es auf Grund unterschiedlicher Pigmente gelegentlich bei einer geänderten Lichtqualität zu Abweichungen kommen.
Wie kann man sich da behelfen?
Ganz einfach: Indem man ein Farbmuster spritzt, so wie es der Prozess vorsieht.
Gibt es dabei aus Sicht des Coloristen etwas Besonderes zu beachten?
Das Muster sollte mit derselben Sorgfalt beschichtet werden wie nachher das Fahrzeug. Das bedeutet: Gleiche Schichtdicke und gleiche Untergrundfarbe. Auch der Klarlack spielt eine wichtige Rolle. Auf keinen Fall sollte man altes Material verwenden, das zufälligerweise zur Hand war, oder nur kurz über das Probeblech „drüberspritzen“. Das führt zu Orangenhaut oder matter Oberfläche – und verfälscht den Farbton. MR

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