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Reichlich Fläche

Design
Reichlich Fläche

Wenn Straßenbahnen lackiert werden, sind die Dimensionen gewaltig

38 Meter lang, sechs Meter breit, mehr als 5 Meter hoch, 172.000 Kubikmeter Zuluft pro Stunde – wenn Straßenbahnen lackiert werden, sind Maße und Werte beeindruckend. „Um so wichtiger ist es, die Anlagen flexibel und Energie sparend zu gestalten, so dass nicht immer die volle Luftleistung und damit die entsprechende Heizenergie benötigt wird“, weiß Ralf Dürr-Krouzilek, Prokurist und Marketingleiter bei LUTRO. Die von seinem Unternehmen gelieferte Lackieranlage der Duisburger Verkehrsgesellschaft ist mit Hilfe zweier isolierter Rolltore unterteilbar, so dass Segmente mit 12, 26 oder den vollen 38 Metern Länge abgeteilt und unabhängig voneinander betrieben werden können.

Allzu häufig wird die volle Länge derzeit nicht benötigt. „Früher gehörten zu einer großen Inspektion, die alle acht Jahre oder nach 500.000 Kilometern Fahrleistung durchgeführt wird, meist auch eine komplette Neubeschichtung“, erklärt Rolf Hüttenhoff von der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG.
Heute wird dagegen aus Kostengründen versucht, Komplettlackierungen möglichst lange hinauszuschieben. „Konservierende Maßnahmen spielen eine große Rolle“, berichtet Hüttenhoff. „Wir polieren sehr viel und konzentrieren uns beim Lackieren auf Unfallreparaturen oder bestimmte Stellen an den Wagons, von denen wir wissen, dass sie korrosionsanfällig sind.“
Einen großen Teil der Arbeit in den Werkstätten stellt nicht das Auftragen, sondern das Entfernen von Lacken dar – von Graffitilacken. „Sobald wir feststellen, dass wieder einmal Sprayer am Werk waren, wird der betroffene Wagon aus dem Verkehr gezogen.“
Eile ist geboten, denn je eher sich die Werkstattmitarbeiter um Graffiti kümmern, desto einfacher lassen sie sich entfernen.
Nur wenige Kilometer von der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG entfernt liegt die Lackierwerkstatt der Essener Verkehrs-Beteiligungsgesellschaft mbH (EVBG). Gerade wird eine komplette Straßenbahn geschliffen und fürs Lackieren vorbereitet.
Extrem langlebig
Dass dabei die unterschiedlichsten Farbschichten zum Vorschein kommen, überrascht Ulrich Holley von der EVBG nicht. „Manche Straßenbahnen haben gut 20, 25 Jahre auf dem Buckel. In dieser Zeit haben sich auch unsere Firmenfarben ein paar mal geändert.“ Geändert haben sich auch die Lacke. Nach einem kurzen Versuch mit wasserlöslichen Lacken arbeitet man heute mit einem High-Solid-System. Der Decklack besteht aus Uni-Einschichtlacken in RAL-Tönen. Für gestalterische Abwechslung sorgen Werbeaufträge. Folien für Ganz- oder Teilbeklebungen werden im eigenen Haus ausgeplottet und angebracht.
Sicherer Zugang
Für den Hersteller von Lackieranlagen stehen bei Großlackieranlagen Qualität, Leistung und Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Ralf Dürr-Krouzilek: „Wir haben in Duisburg und in Essen Anlagen mit vertikaler Luftströmung für Ganzlackierungen eingebaut, bei denen die Luftsinkgeschwindigkeit und die Qualität der Lackierung vergleichbar mit einer Pkw-Lackieranlage ist. Entsprechend sind die Aggregate mit hoher Luftleistung und Energiesparmaßnahmen ausgestattet.“
Bei der Bearbeitung so großer Fahrzeuge ist außerdem zu beachten, dass der Lackierer alle Stellen des Fahrzeugs sicher erreicht. Fahrbare Lackierbühnen an den Kabinenwänden ermöglichen komfor-tablen Zugang zu allen Seitenflächen. Bei Arbeiten auf dem Dach sind die Lackierer durch Gurtsicherungsschienen an der Kabinendecke gesichert. MR

Italienisches Design
Lechler erzielt einen prestigereichen Erfolg: Der Lackhersteller mit Stammsitz in Como ist offizieller Lacklieferant eines aufwändigen Renovierungs- und Restrukturierungsprojekt der römischen U-Bahnwagons, das letztes Jahr begonnen wurde.
Ziel von Designern und Konstrukteuren im Bereich des Transportwesens ist es, den Fahrgästen einige Stunden in einem funktionalen, bequemen und farbenfrohen Ambiente zu ermöglichen. Dieses Motto galt auch für das Restylingprojekt “Freccia del mare” (Pfeil des Meeres). Das Projekt trägt diesen Namen, weil es Sonderfahrten von Rom Porta S. Paolo zum Lido di Ostia ohne Zwischenstopp garantieren wird. Insgesamt werden 19 Züge der U-Bahnlinie A nach und nach aus dem Betrieb genommen, vollständig renoviert und auf dieser Strecke, die Stadt und Meer verbindet, wieder eingesetzt. Die Umsetzung übernahm die in diesem Bereich spezialisierte Firma Interiors Consulting aus Latina (Italien, Region Latium).
Alle verwendeten Lechler Produkte entstammen dem innovativen polyvalenten Industrielacksystem Lechsys. Es wurden nach den Vorgaben des Teams Giugiaro verschiedene Lackierungen auf Acryl- und Polyurethanbasis mit verschiedenen Glanz- und kratzfesten Struktureffekten realisiert. Die Spezialisten aus dem Hause Lechler haben ihr umfangreiches Wissen und ihre große Erfahrung in dieses Projekt eingebracht, um so, zusammen mit Interior Consulting, die am besten für diesen Zweck geeigneten Lackaufbauten, die sowohl den Wünschen der Designer von Giugiaro als auch den speziellen Anforderungen des Transportsektors gerecht werden, herauszufinden. So trägt das Renovierungs- und Restylingprojekt der Innen- und Außentüren der römischen Züge die unverwechselbare Handschrift von Giugiaro.
Das Endergebnis ist ein sehr jugendlicher, farbiger und leuchtender Zug, der vom Betreiber Met.Ro, aber vor allem auch von den vielen Tausenden Fahrgästen, die ihn täglich benutzen, sehr geschätzt wird.

Ausgerechnet Graffiti
Die Stadt Zwickau feiert 2006 Robert Schumann, ihren größten Sohn. Anlass ist der 150ste Todestag des berühmten Komponisten. Von Musik und Leben des Romantikers inspiriert, griffen die Künstler Swen Gerisch und Heiko Rank von Kontraste e.V. zur Spraydose und verewigten Robert und Clara Schumann. Ihr Malgrund: die Zwickauer Straßenbahn. Ihre Malmittel: Graffiti in Kombination mit Glasurit-Lacken. Wie sich herausstellte: ein wunderbarer Dreiklang.
Wie würden sich die Glasurit-Produkte, die für die Grundierung und später für die Abschlusslackierung eingesetzt wurden, mit den nitrofesten Graffiti-Farben vertragen? Eine für alle Beteiligten – Künstler wie professionelle Lackierer – spannende Frage. Gemeinsam testete und entwickelte man das technische Konzept inklusive der Materialauswahl: Die Vorreinigung erfolgte mit Silikonentferner 541–5, geschliffen wurde mit Exenterschleifer P140. Nochmals gereinigt mit Silikonentferner plus Staubbindetuch, grundiert mit 284–14 VOC (1 Spritzgang). Dann ein Spritzgang Nass-in-Nass mit Reihe 68 Elfenbein. Nachgetrocknet, angeschliffen mit P360 und gereinigt mit Staubbindetuch. Mit der Graffitiaufspritzung waren vier Künstler 14 Tage lang beschäftigt. Nach dem Auftragen des Kunstwerkes wurde die Bahn mit P800 Nassschliff und Wasser gereinigt und anschließend mit Silikonentferner und 2 satten Spritzgängen Klarlack 923–35 vollendet.
Am 19.6.2006, dem 196. Geburtstag des bekanntesten Zwickauer Sohnes, wurde die Straßenbahn von Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Stumph dem täglichen Verkehr übergeben. Vertreter von Medien, Wirtschaft, Politik, Verwaltung, SVZ und natürlich die beiden jungen Künstler ließen sich diese Einweihung mit anschließender Sonderfahrt nicht entgehen.

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