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Mattweiß oder Pfirsich-metallic

Design
Mattweiß oder Pfirsich-metallic

Auch Schaufensterpuppen unterliegen Modetrends. Ihre Lackierung spielt dabei eine wichtige Rolle

Berlin, Galeries Lafayette, Herrenabteilung. 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, ein kunstvolles Arrangement aus Kleiderständern, Vitrinen, Präsentationstischen. Mittendrin etliche Schaufensterpuppen, lackiert in einem ungewöhnlichen metallischen Pfirsich-Ton. Verantwortlich für die Gestaltung der Figuren ist die Fima Mohr Models aus Berlin-Tempelhof. „Die Lackierung dieser Figuren stellte auch für uns eine besondere Herausforderung dar“, erklärt Firmenchef Jan Wegener, „und das nicht nur wegen des ganz speziellen Farbtons. Gefragt war auch ein warmes Softfeel-Finish – grundsätzlich kein Problem, aber Schaufensterpuppen werden regelmäßig umgezogen; wenn da die Kleidung nicht richtig flutscht, gibt es Probleme.“ Nach mehreren Versuchen fand man schließlich gemeinsam mit dem Lacklieferanten die Lösung: einen Softfeel-Lack mit optimierten Gleiteigenschaften.“

Es sind solche Aufträge, mit denen sich Mohr Models in der Szene einen Namen gemacht hat. Obwohl Schaufensterpuppen mittlerweile oftmals Massenware sind, hat sich das Unternehmen durch qualitativ hochwertige Verarbeitung, ungewöhnliche Ideen und kundenspezifische Sonderanfertigungen bei Kunden aus der ganzen Welt profiliert.
Flotter Wechsel
Die Angebotspalette von Mohr Models umfasst die Produktion, den Verkauf und die Vermietung von Schaufensterpuppen, aber auch die Dekoration und Gestaltung kompletter Ladengeschäfte. Der Großteil des Umsatzes wird mit Reparaturen, Überarbeitungen und Neugestaltungen von Figuren erzielt. 8.000 bis 10.000 Figuren pro Jahr erhalten so ein neues Äußeres. Das Ergebnis ist ein nahezu neuwertiges Produkt. „Nicht nur die Modekollektionen wechseln mindestens zweimal pro Jahr, auch Schaufensterpuppen unterliegen Trends“, erläutert Jan Wegener. „Mal sind ganz realistische Hauttöne gefragt, mal Hochglanzweiß, mal werden Figuren ohne, mal mit Köpfen gewünscht. Das Spektrum an Lackierungen reicht von Chromeffekten über Softfeel- bis hin zu fluoreszierenden Lacken, die die Figuren nachts zum Leuchten bringen. „Es gibt wenig Lackeffekte, die wir nicht schon eingesetzt haben“, berichtet Wegener.
Dabei sind die Anforderungen an die Beschichtungen sehr hoch. In Schaufenstern können durch Sonneneinstrahlung oder heiße Scheinwerfer Temperaturen von bis zu 80 Grad herrschen. Dazu kommt permanente UV-Einstrahlung. Nicht zu vergessen die hohen mechanischen Belastungen durch den Transport und das häufige Umziehen der Puppen. „Um Kunden die Qualität unserer Lackierungen zu demonstrieren, kratze ich ganz gerne mit dem Schlüssel am Lack“, erzählt Jan Wegener, „die Kunden erschrecken dabei normalerweise, aber ich weiß, dass nichts passieren kann.“
Verantwortlich dafür ist ein sorgfältiger Lackaufbau. Gefertigt werden die hochwertigen Figuren von Mohr Models aus GFK. Anschließend werden sie grundiert und gefüllert. Je nach gewünschtem Design erfolgt dann ein ein- oder zweischichtiger Decklackauftrag.
Flexible Lackieranlage
Alle Lackierungswünsche werden in der Werkstatt in Schöneberg erfüllt. Anfang des Jahres 2010 fiel die Entscheidung, die Kapazitäten des Unternehmens durch die Investition in eine moderne Lackieranlage zu erweitern, um effizienter, schneller und umweltschonender zu produzieren und den vielen namhaften Kunden eine noch bessere Qualität bieten zu können. Als Anlagenlieferant kam die Firma LUTRO zum Zuge, die mit einem sehr individuellen, auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenen Konzept punktete. Ausschlaggebend waren unter anderem eine höchstmögliche Flexibilität bei der Raumaufteilung für die Lackierung der individuellen Einzelteile und eine zukunftsfähige Umwelt- und Energie- spartechnik. Die Lackieranlage besteht aus zwei Kabinen mit den Abmessungen 5 Meter Länge, 3 Meter Breite und 3 Meter Höhe. Die beiden Kabinen sind durch ein Rolltor seitlich getrennt. So können sie entweder separat oder als eine einzige große Kabine mit einer Arbeitsfläche von rund 15 m² genutzt werden. Um die Lackieranlage möglichst flexibel bestücken zu können, sind die Kabinen von allen Seiten durch insgesamt sechs Tore begehbar.
Einen hohen Stellenwert hat die moderne Energieeffizienz-Konzeption, nicht zuletzt deshalb, weil sich das Atelier Mohr auf dem Gelände der Malzfabrik in Berlin-Schöneberg befindet, einem Ort, der von Kreativität und Kultur geprägt ist und sich durch eine umweltgerechte Positionierung hervorhebt. Deshalb wurde die Lackieranlage als umweltgerechte Niedrigenergielösung inklusive besonders effizienter Anlagentechnik mit Gasflächenbrenner und Frequenz-umformer ausgestattet. Insbesondere durch die kurzen Aufheizzeiten und die genaue Temperaturregelung gelingt es, das optimale Verarbeitungsfenster der sehr unterschiedlichen Lackqualitäten exakt einzuhalten und die Kabine dabei nur soweit aufzuheizen, wie es notwendig ist. Da die Schaufensterfiguren anders als zum Beispiel Pkw keine große Luftverdrängung haben, wurde eine hohe Luftsinkgeschwindigkeit mit laminarer Luftbewegung in der Kabine realisiert, um das schnelle Erfassen und Filtern des Oversprays zu gewährleisten und bestmögliche Lackierergebnisse zu erzielen. Mit dieser neuen Anlagentechnik können durch die Beschleunigung beim Trocknen und Lackieren fünf Figuren innerhalb von fünf Stunden komplett bearbeitet und zum Versand gebracht werden.
Neue Aufgaben
Und die Kapazität könnte noch erweitert werden – denn das Geschäft mit den Schaufensterfiguren wächst weiter. Nicht trotz, sondern wegen des Internets. Auch wo es keine Schaufenster gibt, in Webshops und Internetportalen, sind nämlich Schaufensterfiguren gefragt – allerdings ganz besondere. „Wenn Kleidung übers Internet verkauft wird, kommt es darauf an, sie so zu fotografieren, dass der Kunde sich einen sehr genauen Eindruck machen kann“, erklärt Jan Wegener. „Kunden möchten in das Kleidungsstück hineinschauen, das Futter sehen oder das Label. Form und Faltenwurf müssen genau erkennbar sein. Wir haben darauf reagiert und modular aufgebaute E-Shop-Models entwickelt. Auf den Fotos sind solche Figuren zwar kaum sichtbar, sie sind aber notwendig, um jedes einzelne Detail eines Kleidungsstück hervorzuheben und zu präsentieren.“ Lackiert sind die E-Shop-Models übrigens auch – in der Regel mattweiß. Michael Rehm

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