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Faszination Chromlack

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Faszination Chromlack

Schon mal von einem Philifanten gehört? Als wir hörten, dass eines dieser Kunstobjekte des Künstlers Phil Herold chemisch verspiegelt werden sollte, waren wir dabei. Wie funktioniert das?

Die Wände der Lackierkabine sind mit Folie abgehangen. Eine Elefantenfigur steht auf einer Holzpalette, unter den Füßen knistert eine schwarze Abdeckplane. „Gleich wirds nass“, erklärt Canfer Gül von der Firma Metallization Solutions. Im Schulungszentrum von Artur Gevelhoff in Bibertal wird das Objekt des Münchener Künstlers Phil Herold chemisch verspiegelt.

Vorarbeit ohne Anschleifen

Mit der Verspiegelungsanlage und einer speziellen Spritzpistole scheidet der Chromlack-Experte chemisch einen Silberfilm auf der Oberfläche ab. Der Philifant wird später aussehen wie verchromt, doch die „chemische Spritzmetallisierung (CMS)“, so nennt sich das Verfahren, ist ungleich praktikabler und einfacher – quasi extra für‘s Handwerk.

Drei Kanister mit durchsichtigen Chemikalien stehen auf dem Metallständer, die Pistole hängt an der Aufhängung davor. Die Kunstfigur besteht aus GFK. Nachdem der Philifant geschliffen und gefüllert wurde, wurde ein eingefärbter Primer auf die Oberfläche aufgetragen. „So kann man das Spritzbild beim Lackieren besser kontrollieren“, erklärt Gül. Nachdem der Primer gründlich ausgehärtet ist, muss für Haftung zu kommenden Silberschicht gesorgt werden. Mit dem Exzenter anschleifen? Geht nicht. „Der Silberfilm ist nur ein Siebtel Mikrometer dünn, da würde man die Schleifriefen durchsehen“, verdeutlicht Gül. Also beflammt er das Objekt. Das erzeugt eine chemische Oxidation und die Chemikalien haften anschließend besser.

Wasser ist der Freund und Helfer

Mit demineralisiertem Wasser benetzen Gül und sein Team die Oberfläche und kontrollieren, ob alles ausreichend beflammt wurde. Im nächsten Schritt bekeimen sie die Fläche mit Metallsalz, das auf den Philifanten aufgespritzt wird. Gül erklärt: „Das Metallsalz ist quasi der Motor für die Verchromung später.“Mit dem VE-Wasser spült Gül, unterstützt von zwei Gevelhoff-Technikern, kontinuierlich nach. Zu dritt arbeiten sie am Kunstobjekt. „Absprache ist alles“, sagt der Chromlack-Experte und weist das Team vorab ein, in welche Richtung sie sich beim Verspiegeln vorarbeiten sollen und wer wem nacharbeiten muss.

Let the Magic happen

Jetzt muss alles schnell gehen: Stufenweise arbeiten sich Canfer Gül und seine Teamkollegen mit den Spritzpistolen am Kunstobjekt entlang. Vom Elefantenrüssel, über die Beine hoch bis zu den Ohren, zum Rumpf und wieder zurück.
In wenigen Sekunden versilbert die Oberfläche, der „Philifant“ strahlt als gigantischer Spiegel das Licht der Lackierkabine ab. Mit dem vollentsalzten Wasser arbeitet der Lackierer den anderen beiden nach. „Die Fläche muss stetig nass gehalten werden“, erklärt Canfer Gül. Nach wenigen Minuten ist das Objekt komplett verspiegelt. „Jetzt haben wir 1:1 die Chromoptik imitiert“, freut sich Gül.

Von trübem Gelb und feinem Violett

Damit nicht genug: Es muss dafür gesorgt werden, dass der feine Silberfilm nicht verunreinigt wird oder oxidiert. Gefragt ist also eine schützende Klarlackschicht – aber nicht irgendeine. Canfer Gül setzt auf ein zweistufiges Verfahren. „Ein haftvermittelnder Klarlack sorgt für zunächst für Korrosionsschutz und baut eine Brücke zwischen Chrom- und finalem Schutzlack“, erklärt Gül. „Da die Oberfläche durch die Verspiegelung hoch UV-belastet, enthält der erste Klarlack sehr viel UV-Absorber – und hat dadurch einen deutlichen Gelbstich. Die Fläche wird trüb-gelb beim Lackieren“, führt Gül aus. Auf die Frage, ob nun alles wieder kaputt sei, lacht der Experte: „Nein, den Gelbstich bekommen wir im zweiten Durchgang mit einer violett-eingefärbten Lasur, die in die finale Klarlackschicht gegeben wird, wieder aufgehoben.“ Denn Violett ist die Komplementärfarbe von Gelb. Stück für Stück arbeitet sich der Lackierer am trübgelben Philifanten entlang. Tatsächlich erstrahlt dieser Bahn für Bahn wieder im verspiegelten Glanz. Fertig verchromt soll das Kunstobjekt für eine Ausstellung nach New York gehen. am ■

www.artur-gevelhoff.de, www.metallizations-solutions.com


Canfer Gül, Metallization Solutions GmbH

„Auf der Oberfläche
wird chemisch ein
Silberfilm
erzeugt,
der die Chromoptik
imitiert.“


Die Philifanten des Künstlers Phil Heroldgehen um die ganze Welt. (Foto: M. Rehm)

Kurz erklärt – Philifanten von Phil Herold

Seine Kunstwerke sind international bekannt – ob in namhaften Galerien oder Privatsammlungen begeisterter US-Stars. Mit den Philifanten schafft der Münchener Künstler Phil L. Herold einen imaginären Freund, der in seiner Welt tun und lassen kann, was er will. Inspiriert habe ihn vor allem Walt Disneys Dumbo-Figur. „Der Philifant beschützt, inspiriert, tröstet und motiviert. Er ist immer da“, erklärt Herold. Sein Wunsch ist es, die Philifanten auf der ganzen Welt zu finden: „Es wäre großartig, Philifanten in Zukunft an den verrücktesten Orten zu begegnen.“ Für Herold, der seit Kindestagen aufgrund einer schweren Muskelatrophie im Rollstuhl sitzt, sind die Philifanten ein Zeichen, nie aufzugeben: „Um sein Leben zu kämpfen, lohnt sich jeden einzelnen Tag.“

www.popartrevolution.com


Das Video zur Verchromung
finden Sie auf dem
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