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Lackdose ist nicht gleich Lackdose

Technik
Lackdose ist nicht gleich Lackdose

In professionellen Spraydosen steckt jede Menge Knowhow

Von außen, könnte man sagen, ähneln sich alle Lackspraydosen: Dose, Kappe, Sprühkopf. Auch die Anwendung gibt in der Regel keine Rätsel auf: schütteln, sprühen, fertig. Um aber bei der Arbeit mit Lackspraydosen Ergebnisse zu erzielen, die professionellen Ansprüchen genügen, reicht es nicht, irgendwelche Spaydosen zu verwenden. Um hochwertige Produkte zu fertigen, bedarf es einer ausgereiften Aerosoltechnologie und jeder Menge Produktions- und Farbmetrik-Knowhow. Wie viele Parameter die Qualität eines Lacksprays beeinflussen, wird bei einem Besuch der Peter Kwasny GmbH, einem Technologieführer für professionelle Aerosole, deutlich. Das Lackiererblatt hatte die Gelegenheit, die Produktion einer professionellen Spraydose mitzuverfolgen – von der Lackmischerei bis zum Verpacken im Karton.

Geprüfter Inhalt
Für einen großen Teil der Kwasny-Produkte stellt die Herstellung des Lacks den ersten Schritt auf dem Weg zum Lackspray dar. Grundstoffe wie Pigmente, Additive, Netzmittel und Lösemittel werden dabei in einem Dissolver intensiv zu Mahlpasten vermischt. Diese Mischungen werden anschließend in Perlmühlen auf eine Korngröße von weniger als zehn Mikrometer vermahlen. Aus den gemahlenen Pasten entsteht entweder durch „Auflacken“, also die Zugabe der restlichen Bestandteile wie Bindemittel und Lösemittel, direkt ein Lack, oder die Pasten werden zu anderen Farbtönen vermischt.
Rund 2.700 Tonnen Lack werden bei der Peter Kwasny GmbH pro Jahr produziert. Aus einer begrenzten Anzahl von Farbpasten und Bindemitteln lassen sich alle RAL-Farbtöne, Künstlerfarben und alle Farben für Spraydosen herstellen, die die Autohersteller als Zubehörartikel anbieten. Nach dem Dosieren wird die Mischung gerührt. Danach wird ein Muster gespritzt und der Farbton mit der Standardvorlage verglichen. Ist der Farbton in Ordnung, geht das Aufspritzmuster zur Prüfung ins Labor. Ist das Muster nicht in Ordnung, ist „Nachtönen“ erforderlich – solange, bis eine Laborfreigabe erfolgt. Danach geht die Mischung ins Lager oder in die Abfüllung.
Wie von der Mischbank
Bei den Spraymax-Fertigfarbtönen für professionelle Autolackierer unterscheidet sich der Prozess ein wenig. Hier bilden die Original-Mischlacke der einzelnen Reparaturlackmarken die Ausgangsbasis für die Mischung. Wie aus der Mischbank des Lackierbetriebs werden hier Farbtöne ausgemischt, intensiv geprüft und abgeglichen, bis jede Charge freigegeben ist. Ein wichtiger Arbeitsschritt, in dem sehr viel Hersteller-Knowhow steckt, ist die Aerosolabfüllung. 26 Mio. Dosen werden bei Kwasny pro Jahr auf vier Abfüll-Linien produziert. Die Lacke werden als Konzentrat abgefüllt und in der Dose verdünnt. Menge und Art des Treibgases sind auf den jeweiligen Lack abgestimmt. Das Verhältnis Treibgas zu Lack ist nicht beliebig. „Speziell bei den Profi-Podukten kommt es sehr stark darauf an, die zur Lackchemie des jeweiligen Lacklieferanten passende Aerosolfomulierung und -hardware zu finden, damit der applizierte Spraydosenlack nachher exakt dem Spritzbild einer Lackierpistole gleicht“, erklärt Frank Haydt, Product Manager Spraymax. Jede Flüssiggasmaschine hat drei Dosierköpfe. Dadurch können bis zu vier verschiedene Gase bzw. Gemische in einem Arbeitsgang dosiert werden: Propan/Butan-Gemisch, Dimethylether Propan und Butan.
Schütteln, nicht rühren
Was ebenfalls in die Dose kommt: Kugeln aus Stahl oder Glas, die das typische Klackern beim Schütteln der Dose erzeugen. Aber auch hier gilt: Kugel ist nicht gleich Kugel, Anzahl und Größe sind vom Produkt abhängig. So braucht z. B. eine Grundierung größere Kugeln, um die Mischwirkung zu verstärken. Auch wenn Lack zum Sedimentieren neigt, sind mehr und größere Kugeln notwendig. Damit keine Fremdköper im Lack zur Verstopfung der Dose führen, wird der Lack durch ein Sieb in die Abfüllmaschine gepumpt. Die Maschenweite richtet sich nach der Art des Lackes. Anschließend werden Ventile sortiert, zusammen mit dem Steigrohr in die Dosen platziert, zentriert und geclincht. Die Dichtigkeit der Spraydose wird durch Aufpressen der Dichtung auf den Bördelrand der Dose erreicht. Zur Prüfung auf Dichtigkeit werden alle befüllten Dosen durch das Wasserbad gefahren und auf 50 °C erwärmt, dadurch verdoppelt sich der Druck in der Dose und Undichtigkeiten werden sichtbar. Danach werden die Sprühköpfe sortiert, ausgerichtet und mit einem kurzen Impuls ins Ventil eingesetzt. Die Art des Sprühkopfes hängt wiederum stark vom Produkt und der Anwendung ab.
Technisch sind die Spraydosen nur fertig zum Einsatz, komplettiert werden sie durch Etiketten, die in der eigenen Druckerei erstellt werden, und die Dosenkappen. 30 Prozent der Kappen werden lackiert, um geich von außen einen Eindruck vom Farbton zu vermitteln, 70 Prozent sind direkt eingefärbt. Welche Kappen lackiert werden und welche nicht, hängt von der Produktionsmenge, den technischen Voraussetzungen – und natürlich den Wünschen der Kunden ab. MR

Made in Germany

Die Peter Kwasny GmbH ist einer der führenden Lackspraydosenhersteller in Europa und verfügt über eine eigene Produktion von Aerosolen, Lackstiften, Lackiervorbereitungsmaterialien und Kunststoffteilen. Im Geschäftsjahr 2013 wurden mehr als 26 Mio. Lackspraydosen und 4 Mio. Lackstifte produziert. Außerdem wurden im gleichen Zeitraum ca. 2.700 Tonnen Lack produziert. Die Vermarktung der Produkte erfolgt weltweit und wird über das Logistikzentrum in Sinsheim abgewickelt. Kunden sind die internationale Automobilindustrie, die Farben- und Lackindustrie, der Autoteile- und Farbenfachhandel, das Handwerk, professionelle Lackierbetriebe sowie Bau- und Heimwerkermärkte. Kwasny ist zu 100 Prozent in Familienbesitz und produziert ausschließlich in Deutschland (Gundelsheim, bei Heilbronn).

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