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Spritzen und Strahlen in einem

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Spritzen und Strahlen in einem

Sikkens stellt Weltneuheit im Bereich der UV-Technologie vor

MR

Das Thema UV-Klarlack beschäftigt die Branche bereits seit Jahren. Wer glaubte, diese im Bereich der Fahrzeugreparatur innovative Technologie würde sich innerhalb kürzester Zeit auf breiter Basis durchsetzen, sah sich allerdings getäuscht. Im Großen und Ganzen verhielt sich der Markt abwartend, und mangels neuer Impulse dümpelte das Thema ein wenig vor sich hin. Das könnte sich, so ist man bei Sikkens überzeugt, nun ändern. Denn mit der jüngst patentierten UV-LED-Einheit präsentiert der Lackhersteller ein UV-Lack-Applikationsgerät, das die Verarbeitung der Materialien flexibilisieren und die Prozesskosten senken soll.
Das Grundprinzip bei der UV-LED-Einheit ist denkbar einfach: Mit Hilfe des Geräts wird der Lack unmittelbar bei der Applikation mit konzentriertem UV-Licht belichtet und damit die Trocknungsreaktion in Gang gesetzt. Auch ohne eine zusätzliche Belichtung trocknet der auf diese Art aufgetragene UV-Lack ohne Wärmezufuhr komplett aus – und das in 30 bis 40 Minuten, also ungefähr der selben Zeit, die ein HS-Klarlack bei Konvektionstrocknung benötigt. Die Mehrheit der Anwender wird jedoch nach dem Auftragen des Lacks die Fläche zusätzlich belichten – praktischerweise ebenfalls mit der LED-Einheit, die durch Umlegen eines Schalters auf Trockenbetrieb umgestellt wird. So lässt sich die Trocknungszeit bis auf sechs Minuten verkürzen. Eine zusätzliche UV-Handlampe ist damit entbehrlich.
Bei der UV-LED-Einheit handelt es sich um eine Scheibe, in die 81 Leuchtdioden eingebaut sind. Die Scheibe wird mit einem Adapter direkt an der Spritzpistole befestigt. Dabei gibt es Adapter für die gängigen Pistolenmodelle unterschiedlicher Hersteller. „Niemand muss seine Spritztechnik verändern, weil er mit UV- LED arbeitet“, betont Sikkens-Geschäftsführer Heinz Piskay. Wird Material aufgetragen, dann schalten sich automatisch die LED-Leuchten ein. Das dabei abgegebene Licht liegt komplett im Bereich der UV-A-Strahlung.
Ex- und Arbeitsschutz
Trotz des einfachen Grundprinzips waren bei der Entwicklung der UV-LED-Einheit ausgeklügelte Detaillösungen gefragt, um den Erfordernissen des Arbeits- und Explosionsschutzes zu entsprechen. So verfügt die LED-Einheit über einen eigenen separaten Druckluftkreislauf. Der sorgt zum einen dafür, dass die LED-Leuchten, die anderenfalls sehr heiß würden, gekühlt werden. Zum anderen entsteht durch die Druckluft ein permanenter Überdruck innerhalb des LED-Leuchtengehäuses. Dies wiederum ist eine Voraussetzung für die ATEX-Konformität des Gehäuses. Durch den Überdruck kann keine lösemittelhaltige Luft in das Gehäuse gelangen und mit den LEDs in Kontakt kommen, wodurch eine Explosionsgefahr gebannt ist. Eher unkompliziert stellt sich dagegen der Arbeitsschutz dar. Zusätzlich zum beim Lackieren üblichen Atem- und Hautschutz müssen lediglich die Augen durch das Tragen einer UV-Schutzbrille – die übrigens nicht getönt sein muss – geschützt werden.
Die Pistole ist mit der LED-Scheibe, Strom- und Druckluftleitungen überlicherweise innerhalb der Kabine in einem Kabinett untergebracht. An der Kabinen-Außenwand ist dagegen die Versorgungs- und Schalteinheit angebaut. Von dort erhält die UV-LED-Einheit die gefilterte Kühlluft, und hier ist auch die Elektronik untergebracht.
Keine Umstellung
Das Handling der LED-Einheit erfordert, so ungewohnt die Pistole aussieht, kaum eine Umstellung, wie Sikkens-Trainer Daniel Gruschwitz erklärt. „Die Pistole ist auch mit Aufsatz relativ leicht, sodass normal und ohne Ermüdung gespritzt werden kann.“ Auch die Befürchtung, dass der intensive blaue Lichtkegel beim Spritzen die Beurteilung der Lackqualität beeinträchtigt, hält Gruschwitz für unbegründet. „Beurteilt wird ja nicht der Farbton, sondern nur die Oberfläche. Hier schaut der Lackierer üblicherweise auf den vorhergehenden und nicht auf den unmittelbar zu spritzenden Gang.“
Insgesamt ist man sich bei Sikkens sicher, dass die UV-Technologie durch UV-LED einen neuen Schub bekommen wird. „Betriebe, die UV-Lack verarbeiten, bekommen mit UV-LED ein unvergleichlich flexibles Instrument geliefert“, betont Heinz Piskay. „So können sie ihr Arbeitsverfahren exakt der jeweiligen Auslastungssituation anpassen.“
Über die UV-LED-Technologie und die Marktchancen der UV-Technologie sprachen wir mir Sikkens-Geschäftsführer Heinz Piskay.
Herr Piskay, wie viel Schwung wird das UV-LED-System in das Thema UV-Lack bringen?
UV-LED wird die Klarlack-Trocknung neu definieren. In punkto Flexibilität, Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit setzt diese Technik neue Maßstäbe.
Bietet das LED-System noch mehr Trocknungssicherheit? Durch die „Zwangsbelichtung“ des Materials müsste eine komplette Aushärtung ja auch an lichtabgewandten Stellen erfolgen.
Das ist richtig. Obwohl das nicht den Tatsachen entsprach, wurden wir immer wieder mit dem Einwurf konfrontiert, der UV-Lack würde in den so genannten Schattenzonen nicht trocknen. Mit UV-LED ist dies ausgeschlossen, da wie gesagt die Trocknung gleich bei der Applikation zwangsläufig angestoßen wird.
Wie wird das UV-LED-System vertrieben? Und zu welchem Preis?
Wir haben uns nach dem Abwägen aller Optionen für ein Mietsystem entschieden. Für 219 Euro pro Monat werden Sikkens-Kunden das System benutzen können. Das ist angesichts des Einsparpotenzials ein äußerst attraktiver Preis.
Weniger attraktiv ist der Preis für den UV-Lack selbst – zumindest bislang. Wird sich, da Sie eine höhere Abnahme erwarten, daran in nächster Zeit etwas ändern?
Wir werden unsere Preispolitik beim UV-Klarlack den neuen Gegebenheiten anpassen. Das Material dürfte mehr als 30 Prozent günstiger werden, sodass der UV-Lack dann, grob gesagt, doppelt so viel kosten wird wie ein konventioneller Premium-Klarlack.
Wird das UV-LED Gerät ausschließlich den Sikkens-Kunden zugänglich sein?
Ja, ebenso wie der UV-Lack, der so formuliert ist, dass nur in Verbindung mit Sikkens Autowave ein sicherer Lackaufbau gewährleistet ist. Wir versprechen uns davon einen echten Wettbewerbsvorteil.

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