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Holger Schmidts Arbeit auf der Automechanika 2021

Candyman Holger Schmidt auf der Automechanika
Virtuos lackierte Zeitreise

„Vom Patentmotorwagen zum E-Auto“ – mit seinem Wettbewerbsbeitrag hat Holger Schmidt auf der letztjährigen Automechanika Aufsehen erregt. Uns hat der „Candyman“ die Entstehung seiner Arbeit erklärt.

„Mein Spezialgebiet sind Effektlacke in Verbindung mit Grafiken, Airbrushmalerei und Schrift“, erklärt Holger Schmidt vom Betrieb Karo Lack aus Hattingen. Wegen seines virtuosen Umgangs mit Lacken und Lasuren hat der 50-jährige Fahrzeuglackierer mit Faible für Design in der Szene den Künstlernamen „Candyman“. Auch bei seinem Wettbewerbsbeitrag zum letztjährigen Body and Paint Contest, Arbeitstitel „Vom Patentmotorwagen zum E-Auto“, setzte Holger Schmidt auf tief leuchtende Farben und maximale Brillanz. Allerdings nicht nur – auf seiner Motorhaube finden sich die unterschiedlichsten Techniken, von Flakes über Ghost Paintings bis hin zu feinster Pinselarbeit. „Ich war wirklich überwältigt, was auf einer Motorhaube alles entstehen kann“, sagt Michael Wähnert, Betriebsinhaber von „Karo Lack“ in Hattingen und Vorgesetzter von Holger Schmidt, der seinem Mitarbeiter für den Designwettbewerb die nötigen Freiheiten ließ. „Ich weiß ja, dass Holger sehr gut ist. Aber das hat wirklich alles übertroffen!“ Besonders die eingefügte Holzoptik, die die Werkstattbank von Carl Benz und damit die Anfänge des Autobaus darstellen soll, bestechen durch ihre Klarheit: „Es ist erstaunlich, wie einfach das technisch umzusetzen ist“, so Wähnert. „Im Betriebsalltag kommt diese Kunst etwas zu kurz.“

Am Anfang steht eine Idee

Prägnant für Deutschland ist vor allem die Historie der technischen Entwicklung von Fahrzeugen. „Da die Patentierung des Motorwagens durch Carl Benz als Beginn der modernen Mobilität gilt, habe ich dies als Anfang meiner Zeitreise gewählt“, so Schmidt. Mit Zierlinienband legte er zunächst die Grafiken auf der Haube an und übertrug sie dann auf das I-Pad, um digital gestalten zu können, Farbkombinationen zu testen und kein Material zu verschwenden. Als Haube wählte Schmidt dann die eines VW Sharan, Baujahr 2018.

Die Vorbereitung

Zunächst reinigte Schmidt die Haube und grundierte sie mit einem Nass-in-Nass-Füller von Glasurit. Anschließend lackierte Schmidt die Haube von innen in Ral1015 aus. Außen lackierte er zunächst in einem hellen Silber-Metallic vor, trug silberne Metalflakes auf und versiegelte dann alles mit Klarlack. Verschiedene weitere Schritte führten zur fertigen Grundlackierung: farbrein und ohne Schwarz.

Schillernder Untergrund

Die Haube wurde in Folien-Marmoriertechnik gestaltet und die Strukturierung erfolgte mit Backofenspray. Die Flächen wurden mit Candyrot eingefärbt, das erzeugte verschiedene Helligkeitsstufen. Das Schlagmetall-Gold wurde mit Candyschwarz, Candygelb und Candyrot eingefärbt. Anschließend brachte Schmidt Ghostpaintings an, die nur im richtigen Blickwinkel sichtbar sind.

Holzimitat und Airbrushtechnik

Nachdem der farbige Hintergrund hergestellt war, machte sich Holger Schmidt an die figürlichen Motive im Vordergrund. Für die Gestaltung klebte Schmidt das Feld für das vorgesehene Porträt von Carl Benz ab. Anschließend wurden die Holzmaserungen für die Holzimitation mit einem Lappen und einem Ockerton „eingewischt“ und mit der Airbrush überarbeitet. Zur Vertiefung des Effektes wurde das Ganze noch einmal mit einem rötlichen Braunton wiederholt. „Ich bevorzuge diese Technik für Holzimitation, da sie im Gegenteil zum „Maserboy-Werkzeug“ keine sterilen wiederkehrenden Muster erzeugt.“, erklärt Schmidt. Die Benz & Co.-Aktie wurde mit dem Farblaserdrucker auf Wasserschiebefolie gedruckt und dann auf die Haube übertragen. Ein Freihand-Porträt von Carl Benz, das E-Auto sowie die Zeitachse samt Jahreszahlen rundeten das Design thematisch ab.

Sechs Stunden Finish

Insgesamt wurde die Haube fünf mal zwischenversiegelt, um die Metalflakes einzubetten und die Candyfarben bei der Malerei des E-Autos gegen Durchbluten abzusperren. Für die Endversiegelung wurde Glasurit Hochglanz-Klarlack in zwei Schichten aufgetragen. Die matten Flächen legte der Lackierer mit Createx Clear Matt an. So entstand ein Design, dessen Farbkonzept aus Schwarz, Rot und Gold die Haube schon von Weitem als deutschen Beitrag auswies. Moderne Effektfarben und die farbreine Lackierung ohne Schwarz/Weiß erreichen dabei maximale Leuchtkraft. Klassische Linien und alte Schriftarten in rotgeflammtem Schlagmetall verbinden die historischen Elemente mit den modernen Effekttechniken. Dass das Kunstwerk in der Fachwelt ankam, zeigte das Abschneiden beim Body and Paint Contest, denn nur hauchdünn verpasste Holger Schmidt mit seiner virtuos lackierten Zeitreise den Sieg. am ■


7 So sah die fertige Grundlackierung vor der Lackierung der Bildmotive aus.
(Foto: H. Schmidt)
8 Mit einem Farblaser wurde die Aktie auf Decalfolie (Nassschiebefolie) gedruckt und auf die Motorhaube aufgebracht.
(Foto: H. Schmidt)
9 Mit Saralpapier wurde das Porträt angezeichnet und anschließend frei Hand mit der Airbrush lackiert. Keine Schablonen, keine Stifte, kein Pinsel!
(Foto: H. Schmidt)
10 So sieht die grob fertige Komposition aus: Benz-Portrait, Aktie und die Reichspatentnummer.
(Foto: H. Schmidt)
11 Folie und Papierschablonen wurden für die Grundform des E-Autos verwendet. Für maximale Brillianz wurde auf Schwarz und Weiß verzichtet.
12 Die Schriften: Mit dem Plotter aus Maskierfolie geschnitten, transparent Grün auslackiert. Der Pfeil: Mit Blattgold und Holografiefolie gestaltet.
(Foto: H. Schmidt)
Der digitale Entwurf.
(Foto: H. Schmidt)
1 Die Haube wurde in Silber vorlackiert, mit 0,375 mm-Metalflakes überzogen und mit 2K-Klarlack versiegelt.
(Foto: H. Schmidt)
2 Danach wurde das Grundmuster mit Zierlinienbändern in 5, 3, und 1,2 Millimetern angelegt.
(Foto: H. Schmidt)
3 Nachdem der Marmoriereffekt und die Schattierungen mit der Candylasur Grün angelegt wurden, erfolgte der Überzug mit der Candylasur Rot.
(Foto: H. Schmidt)
4 Mittels Backofenspray wurde der sogenannte Grunge-Effekt erzeugt.
(Foto: H. Schmidt)
5 Das Ergebnis: der fertige Grunge-Effekt.
(Foto: H. Schmidt)
6 Das Glasuritlogo wurde als Ghostpainting mit Candyrot erzeugt.
(Foto: H. Schmidt)

Schritt für Schritt zum Design

Holger  Schmidts lackierte Tour durch die Automobilgeschichte kombiniert verschiedene Techniken der Fahrzeuglackierung. Sie zeichnet sich durch feinkörnige Flakes, Ghost Paintings oder feinste Pinselarbeit aus. Für uns hat Schmidt geschildert, wie er seine Inspiration für das Design fand, wie er step by step die verschiedenen Techniken kombinierte und zum fertigen Ergebnis kam.

www.karolack-hattingen.de

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