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Rangierzeiten: Fehlanzeige

Technik
Rangierzeiten: Fehlanzeige

Bei Auto Hermann in Kempten fährt die Kabine zum Fahrzeug

Man kann den Ablauf in einer Lackierwerkstatt auf ziemlich unterschiedliche Arten organisieren. Meistens gibt es einen Vorbereitungsbereich auf der einen, einen Lackiertrakt auf der gegenüberliegenden Seite, und zwischen beiden Bereichen werden Fahrzeuge hin und hergeschoben. Manchmal erfolgt der Ablauf auch linear; dann werden die Fahrzeuge von den Vorbereitungsplätzen auf Schienen quer in die Lackieranlage und wieder heraus geschoben. Oder sie werden vertikal vom Vorbereitungsbereich durch die Lackieranlage in den Finishbereich transportiert. Wie das im jeweiligen Betrieb organisiert ist, erkennt man meistens auf den ersten Blick. Wer den neuen Lackierbetrieb der Firma Auto Hermann in Kempten betritt, wird dagegen stutzig: Fünf hochwertig ausgestattete Vorbereitungsplätze liegen da in einer Reihe, auf einem steht eine Lackierkabine, aber es gibt keine Schienen und auch keine Rangierflächen. Wie soll das funktionieren? Das Rätsel löst sich, sobald ein Mitarbeiter per Knopfdruck die Seitenwände der Kabine hochfahren lässt und dann die komplette Kabine scheinbar mühelos von einem Arbeitsplatz zum nächsten schiebt, wo eben noch ein Fahrzeug abgeklebt wurde. Hier bewegt sich kein Fahrzeug, sondern die Kabine!

Schnelle Trocknung
„Booth on the move“, Kabine in Bewegung, nennt sich dieses ziemlich revolutionäre Konzept, das vom italienischen Hersteller Ionitec entwickelt und in Deutschland erstmals bei Auto Hermann in Kempten installiert wurde. Ionitec ist eigentlich als Lieferant für gasbetriebene Infrarotbögen bekannt; kein Wunder, dass ein solcher auch in der mobilen Lackierkabine installiert ist. „Wir haben uns bei der Vorbereitung der Planung intensiv mit den unterschiedlichsten Konzepten beschäftigt“, erzählt Andreas Hermann, der sich mit seinem Bruder Michael die Geschäftsführung teilt. „Am Ende kam uns dieses Konzept einfach am schlüssigsten vor. Den Ausschlag gab zum einen, dass hier praktisch keine Rangierarbeiten anfallen, und dass zum anderen die Schnelligkeit und Prozesssicherheit der Trocknung konkurrenzlos sind. Dazu kommen die Energieeinsparungen, die sich schon nach kurzer Zeit deutlich abzeichneten.“ Die Trocknung kann allerdings auch „klassisch“ konvektiv erfolgen. An jeder der fünf Positionen, an die die Kabine verschoben werden kann, gibt es eine Dockingstation, über die die Versorgung mit Luft erfolgt. Die Kabine ist daher mit einem Aggregat ausgestattet, das einen Luftstrom von 28.000 m3 ermöglicht und Luft genau wie eine hochmoderne Kombikabine aufheizen kann. Über ein Kanalsystem gelangt die Luft vom dezentralen Brenner an die Dockingstationen. „Bisher haben wir die Luft allerdings nur auf Verarbeitungstemperatur erhitzt und uns ansonsten auf den Portaltrockner verlassen“, betont Andreas Hermann.
Alles versenkt
Dass die komplette Lackierkabine auf allen Plätzen eingesetzt werden kann, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gestaltung der Arbeitsplätze. Diese sind nicht nur mit Unterflur-Luftabsaugung ausgestattet; auch andere Ausstattungen befinden sich „unterflur“ – Hebebühnen sind ebenso wie Energieampeln versenkbar, das komplette restliche Equipment bringt jeder Mitarbeiter auf seinem persönlichen Werkstattwagen unter. Da jeder Arbeitsplatz zur Kabine werden kann, darf nichts herumstehen. Angenehmer Nebeneffekt dabei: Die Werkstatt ist immer aufgeräumt.
Noch ein weiteres Anlagendetail hat Andreas Hermann nachhaltig beeindruckt. Die so genannte Airmatic-Anlage ionisiert und erwärmt die Pistolenluft – mit erstaunlichem Erfolg, wie Hermann beobachtet hat. „Wir haben zum einen deutlich weniger Overspray und weniger Materialverbrauch, zum anderen ist die Qualität der Oberflächen besser. Staubeinschlüsse sind wesentlich weniger geworden, sodass sich die Finisharbeiten deutlich reduziert haben – und das, obwohl wir am selben Platz ja spachteln, füllern, schleifen und lackieren.“ Reduziert haben sich auch die unproduktiven Stunden. „Wenn drei Mitarbeiter 40 Stunden arbeiten, dann erscheinen anders als früher 120 Stunden auf der Rechnung – für mich ist das ganz klar eine Folge unseres neuen, effizienteren Ablaufs.“
Weitere Informationen: www.hermann-kempten.de
Tel:: +41/793212434

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