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Kompromisslos bis ins Detail

Design
Kompromisslos bis ins Detail

Die Modellfahrzeuge der Firma ScaleArt setzen Maßstäbe in Sachen Detailtreue – auch die Lackierung trägt dazu bei

Michael Rehm

Wenn Bernd Brand potenziellen Kunden eine Idee von den Fahrzeugmodellen vermitteln will, die in seiner Modellbaumanufaktur hergestellt werden, muss er nicht unbedingt einen kompletten Sattelzug vorführen. „Bei den meisten Leuten macht es schon Klick, wenn ich ihnen eine unserer Antriebsachsen in die Hand gebe“, meint Brand. Es sind feinmechanische Wunderwerke, die dann bestaunt werden können. Alle Zahnräder, Ritzel, Stangen und Wellen werden nach Original-Bauplänen der Hersteller auf modernsten CNC-Bearbeitungs- und Fertigungsmaschinen selbst gefräst und gedreht, das Sperrdifferenzial funktioniert exakt wie beim richtigen Fahrzeug.
Mit derselben Detailversessenheit, derselben Akribie und demselben hohen fertigungstechnischen Anspruch entstehen die kompletten Fahrzeuge – von den Aluminiumfelgen, die aus dem Vollen gefräst werden, bis hin zu den Radmuttern, die Brand, ebenso wie alle Schrauben an seinen Modellen, eigens produzieren lässt. „Sechskant-Radmuttern in dem winzigen Maßstab gibt es nicht auf dem Markt“, erklärt Brand, „aber wir können deshalb ja keine Kreuzschlitzschrauben nehmen.“
Breites Kundenspektrum
Vor über 20 Jahren hatte Bernd Brand die Idee, seinen Zahntechnikerberuf an den Nagel zu hängen und sein Hobby Modellbau zum neuen Beruf zu machen; im Nachhinein könnte man auch sagen; seiner Berufung zum Modellbauer zu folgen. Seine Vision: Hersteller von Nutzfahrzeugen und Spediteure müssten doch großes Interesse daran haben, die Fahrzeuge, die sie produzieren oder im Fuhrpark haben, als perfekte, komplett funktionsfähige Modelle zu besitzen. Der Weg war lang und steinig, aber heute beschäftigt Bernd Brand in seiner Manufaktur im pfälzischen Waldsee 20 Mitarbeiter.
Gefertigt werden alle Varianten von Fernverkehrsfahrzeugen, Baustellenfahrzeuge und Baumaschinen. Etwa 150 Modelle werden pro Jahr ausgeliefert, der größere Teil als Bausatz, der kleinere Teil wird im Hause komplett montiert, was bis zu 50 Arbeitsstunden eines spezialisierten Mitarbeiters erfordert. Alleine die Überprüfung der Funktionen – von der Hydraulik bis zum Soundmodul, das Fahr- und Arbeitsgeräusche perfekt wiedergibt, dauert Stunden. Etwa 8.000 Euro kostet ein solches Fahrzeug dann – mindestens, nach oben hin gibt es, je nach Modell und Ausstattung, keine Grenze. Mit seiner Einschätzung, dass Spediteure und Nutzfahrzeughersteller potenzielle Abnehmer sein würden, lag der ScaleArt-Chef richtig. Doch das Kundenspektrum ist deutlich breiter geworden; immer wieder stoßen Abnehmer hinzu, die Brand ursprünglich nie im Sinn hatte. Fahrschulen zum Beispiel, die die voll funktionsfähigen, ferngelenkten Modelle dazu benutzen, um ihren Schülern das Rangieren eines Lastwagengespanns beizubringen. Oder der weltgrößte Hersteller von Betonpumpen, der ein bis ins kleineste Detail der Hydraulik identisches Modell einer seiner Pumpen orderte, um im Schulungszentrum künftige Benutzer mit dem Handling vertraut zu machen. Daneben hat sich ein zum Teil sehr illustrer Kreis von Kunden entwickelt, bei denen sich die Freude am Modell und das nötige Kleingeld ideal ergänzen – etwa beim detailtreuen Nachbau des allerersten Lieferfahrzeugs eines Handelskonzerns oder einem Bagger mit vergoldeten Raupen, der aus Dubai geordert wurde. „Der Luxusmarkt birgt für diese exklusiven Modelle noch viel Potenzial“, ist Bernd Brand überzeugt. Mindestens ebenso lieb sind ihm aber Kunden, die sich das Geld für ein ScaleArt-Modell ersparen, erst einmal einen Bausatz kaufen, montieren und, wenn sie wieder bei Kasse sind, weiter aufbauen, bis irgendwann einmal das fertige Modell in der Vitrine steht – oder sich bei Treffen mit Gleichgesinnten in Kiesgruben im harten „Baustelleneinsatz“ wiederfindet. Schließlich werden die Modelle von Elektromotoren mit bis zu einem knappen PS Leistung angetrieben. Am liebsten erinnert sich Bernd Brand an einen Kunden, der in Begleitung seiner Eltern den ScaleArt-Stand auf einer Modellbaumesse besuchte. „Der Junge hatte am nächsten Tag 18. Geburtstag und durfte sich von seinen Eltern entweder mit einem richtigem Auto oder einem unserer Modelle beschenken zu lassen“, erinnert sich Brand. „Am Ende hat er sich für einen Raupentransporter entschieden.“

Höchster Anspruch
Absolut originalgetreu wird auch bei der Lackierung gearbeitet. Jeder Herstellerfarbton ist erhältlich, bei manchen Farbtönen wie Mercedes Actros-Grau musste sogar eine Freigabe des Farbtons durch den Hersteller erfolgen. „Die Ansprüche der Kunden an die Oberfläche sind bei uns extrem hoch“, erklärt Timo Fingerle. Der gelernte Feinmechaniker hat sich für das Thema Lackierung begeistert und ist mittlerweile für die Oberflächen zuständig. Der Lackaufbau entspricht bei den ScaleArt-Modellen weitgehend den Originalen. Die Untergründe bestehen entweder aus Zinkdruckguss oder einer Aluminiumlegierung. Darauf folgen eine Grundierung, Basis- und Klarlack. „Bei den insgesamt relativ geringen Mengen, die hier verbraucht werden, liefern wir die Basislacke als Readymix aus“, berichtet Lechler Coatings-Händler Manuel Weber, der die Firma betreut. „Während früher auch viele Spraydosen im Einsatz waren, stellen wir momentan ziemlich komplett auf Literware um.“

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