Felgen-Kosmetik

Aluminiumfelgen sind vom teuren Extra zur Standardausstattung geworden. Der Anteil der bereits ab Werk mit Alufelgen georderten Fahrzeuge hat kontinuierlich zugenommen, und auch im Aftermarket dominieren heute Aluräder. Sogar für die Winterreifen gibt es attraktive Alu-Komplettrad-Angebote. Eines haben die Designerfelgen vom Nobelausrüster mit den Sonderangeboten vom Zubehör-Markt gemeinsam: Aluminiumfelgen zerkratzen relativ leicht. Einmal beim Einparken den Bordstein touchiert, und schon ziehen sich unschöne Schrammen über das glänzende Metall. Für Autobesitzer ist das ärgerlich, für Werkstattinhaber tut sich dagegen ein attraktives Zusatzgeschäft auf, denn die Kratzer in den Felgen lassen sich relativ einfach reparieren. Zum Beispiel mit dem „Wheel Doctor“, einem von der Firma CARTEC vertriebenen Gerät, das Schäden in Alufelgen innerhalb kurzer Zeit ausschleift und anschließend die Felge wieder auf Hochglanz poliert. „Wir haben deutschlandweit bislang über 50 Geräte verkauft“, berichtet CARTEC Geschäftsführer Roland Fuchs, „und die Nachfrage steigt immer noch.“

Eine Ursache für den Erfolg liegt auf der Hand: Abgeschürfte Aluminiumfelgen sind nicht nur unschön und ärgerlich, sie sind auch teuer – dann nämlich, wenn ein Fahrzeug mit zerkratzten Felgen verkauft werden soll. Während intakte Alufelgen ein guter Grund für einen kleinen Aufpreis sind, lassen zerkratzte Felgen auf allzu innigen Kontakt mit dem Randstein schließen und machen Interessenten skeptisch. Die Folge: Wer sein Auto privat verkauft, erzielt nicht unbedingt den gewünschten Preis. Und wer seinen Leasingwagen zurückgibt, wird unter Umständen kräftig zur Kasse gebeten. So ist es nicht besonders schwer, Autofahrer vom Nutzen einer Felgenreparatur zu überzeugen. Konkurrenzlos ist die Reparatur, wenn bestimmte Felgenmodelle nicht mehr lieferbar sind. Ein Autofahrer, der sich über eine einzige zerkratzte Felge ärgert, müsste in solchen Fällen einen kompletten Satz ordern, um sein Problem zu lösen.

Es gibt somit genügend gute Gründe, den Felgen eine Schönheitskur zu gönnen. „Darf man das denn überhaupt?”, könnte dabei jedoch die erste Frage lauten. Schließlich ist die Felge ein sicherheitsrelevantes Bauteil, und der Werkstoff Aluminium hat seine Tücken. So ist Aluminium nicht ohne weiteres rückverformbar. Leicht bilden sich dabei zunächst unsichtbare Haarrisse, mit fatalen Folgen für die Stabilität der Felge. „Der Reparatur von Rissen oder der Behebung von Seiten- oder Höhenschlägen in der Felge stehen wir äußerst skeptisch gegenüber“, erläutert Roland Fuchs. „Der Markt für kosmetische Reparaturen ist so groß, dass keine Not besteht, mit weiter gehenden Reparaturen irgendwelche Risiken einzugehen.“ Mit dem Wheel Doctor werden Abschürfungen und Kratzer ausgebessert, die nicht tiefer als einen Millimeter ins Metall eindringen. Wird diese Tiefe geringfügig überschritten, gibt es noch die Möglichkeit, die Kratzer mit Kaltmetall, einem speziellen Epoxidharz, aufzufüllen. Um die Reparatur zu komplettieren, bietet CARTEC einen Farbtonfächer, anhand dessen der Reparateur Felgenfarbtöne exakt bestimmen kann, und ein breites Spektrum von Aluminium- und Chromeffektlacken. Diese Materialien können als Readymix-Lacke in Dosen oder auch in praktischen Spraydosen bezogen werden.

Rund 7500 Euro kostet der Wheel Doctor. Für die Reparatur einer Felge lassen sich je nach Aufwand zwischen 50 und 120 Euro erzielen – und dies bei einem geringen Materialeinsatz von etwa fünf Euro pro Reparatur. Je nach Umsatz kann sich die Anschaffung bereits nach kurzer Zeit rentieren. So kennt Roland Fuchs durchaus Kunden, die davon ausgehen, dass sich das Gerät bereits nach einer „Saison“ amortisiert hat. „Wichtig ist es dabei, Aktionen zu fahren und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen“, weiß Fuchs. „Idealer Zeitpunkt ist zum Beispiel das Frühjahr, wenn die Räder gewechselt werden. Viele Autofahrer können es kaum erwarten, bis die langweiligen Stahlfelgen mit den Winterreifen durch schicke Alus ersetzt werden. Entsprechend groß ist die Bereitschaft, noch ein wenig Geld für Felgenkosmetik zu investieren.“

MR

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