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Zweiter Anlauf mit neuem Schwung

Technik
Zweiter Anlauf mit neuem Schwung

Sikkens erweitert das UV-Lack-Programm

Wenige Jahre nur ist es her, da schien es nur noch eine Frage der Zeit, dass sich UV-Lacke in den Werkstätten flächendeckend etablieren. Einer der Pioniere war Sikkens mit dem UV-härtenden Klarlack Autoclear UV. Anders als erwartet, sind UV-Klarlacke aber bislang Nischenprodukte geblieben. Mittlerweile hat Sikkens allerdings einen UV-Füller nachgelegt. Wir sprachen mit Armin Dürr, Technischer Leiter bei der Akzo Nobel Coatings GmbH, über aktuelle Trends und die Perspektiven der UV-Materialien.

Herr Dürr, die Automechanika hat gezeigt, dass energiesparende Lacktrocknung zu den Top-Themen gehört. Der UV-Klarlack, den Sikkens vor ein paar Jahren auf den Markt gebracht hat, müsste unter diesen Vorzeichen eigentlich stark gefragt sein. Trotzdem ist es um dieses Produkt eher still geworden. Woran liegt das?
Zunächst einmal: Es gibt den Autoclear UV noch, und es gibt auch durchaus Kunden, die den Klarlack regelmäßig einsetzen. Nur als Anhaltspunkt: In der Region DACH, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, haben wir rund 80 LED-Geräte verkauft, mit denen man die Aushärtung des Lackes anstößt, dazu noch einmal etwa 40 Handlampen. Wie viele Kunden aus anderen Quellen eine Lampe gekauft haben, wissen wir nicht.
Insgesamt ist die Anzahl aber trotzdem überschaubar.
Das ist richtig, auch wir haben uns vom Thema UV-Klarlack mehr versprochen. Vor einigen Jahren waren wir der Meinung, dass sich UV-Materialien viel schneller verbreiten würden. Es hat sich allerdings damals auch als etwas schwierig erwiesen, ein solches Produkt praktisch gegen den Markt einzuführen.
Warum „gegen den Markt“?
Es gab Wettbewerber, die eher gegen die UV-Klarlacke argumentiert haben, es gab auch solche, die zunächst abgewartet hatten, und schließlich solche, die ebenfalls UV-Materialen anboten – allerdings nur für Kleinschäden, nur für Vormaterialien und unter Einsatz der UV-B-Technologie, die wir für risikoreich halten. Mit unserem Ansatz, auch mittlere Flächen mit vergleichsweise risikoarmer UV-A-Strahlung zu trocknen, waren wir letztlich alleine, und das führte bei den Kunden natürlich zu einer gewissen Verunsicherung.
Haben nicht auch die Materialien selbst zur Verunsicherung der Anwender beigetragen? Gelegentlich war ja von Trocknungsschwierigkeiten oder Haftungsproblemen beim UV-Klarlack die Rede…
Da gibt es viele Halbwahrheiten. Bestes Beispiel ist die Trocknung: Unser Autoclear UV hat hier sogar eine doppelte Sicherung. Die Trocknung wird zum einen durch UV-Licht angestoßen und erfolgt dann sehr schnell. Darüber hinaus erfolgt auch noch eine chemische Vernetzung, die zwar langsamer ist, aber in jedem Fall dazu führt, dass der Lack aushärtet. Und zwar komplett. Das Problem beim UV-Klarlack liegt woanders. Autoclear UV ist ein Produkt, das vom Anwender eine Umstellung des Prozesses und eine sehr präzise Arbeitsweise erfordert. Dabei konkurriert Autoclear UV aber in unserem Fall mit ebenfalls VOC-konformen Produkten wie dem Autoclear Superior, einem im Handling sehr robusten, man könnte auch sagen „narrensicheren“ Klarlack. Und diese Unterschiede muss man sich vor Augen halten. Ein einfaches Beispiel: Der Lackierer ist es gewohnt, Klarlack mit dem Messstab auszumischen, wobei das Material gewisse Ungenauigkeiten toleriert. Autoclear UV muss man dagegen auf der Waage ausmischen, weil das Verhältnis der einzelnen Komponenten genau stimmen muss. Stimmt es nicht, kann es natürlich zu Schwierigkeiten kommen…
…die dann auf das Prinzip UV-Klarlack übertragen werden…
Ganz genau. Ähnlich ist es mit der Ablüftzeit. Jeder Lackhersteller empfiehlt nach dem Basislackauftrag eine Ablüftzeit, die je nach Trocknungsunterstützung variiert. In der Praxis wird diese aber oft nicht eingehalten, sondern der Klarlack früher aufgetragen. Das funktioniert auch in der Regel, weil durch die Klarlackschicht hindurch während der Trocknung noch Wasser aus dem Basislack austreten kann. Verfährt man beim UV-Klarlack genauso, hat man ein Problem, denn der wird sofort hart – das ist ja der große Vorteil. Also kann es, weil das Wasser eingeschlossen ist, zu Haftungsstörungen kommen, für die dann wieder der UV-Klarlack generell verantwortlich gemacht wird, zu Unrecht.
Wo liegt die Lösung?
Ich denke, künftige Generationen UV-Klarlacke werden sich im Handling stärker an den normalen Klarlacken orientieren müssen. Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn, wie gesagt, es gibt eine gar nicht so kleine Anzahl hoch zufriedener Kunden.
Was machen die denn anders?
Es gibt aus meiner Sicht ein generelles Problem, das sich nicht ausschließlich auf das Thema UV-Klarlack bezieht: In vielen Lackierbetrieben bestimmt letztlich der Verarbeiter, der in der Kabine steht, welche Materialien eingesetzt werden. Das mag in manchen Fällen eine gute Lösung sein. Die Einführung eines UV-Klarlacks und des entsprechenden Equipments ist aber eine Management-Entscheidung. Der Inhaber muss abwägen: Was spare ich an Zeit und Energie? Kann ich meinen Mitarbeitern eine Umstellung des Prozesses zumuten? Lohnt es sich? Und wenn die Antwort positiv ausfällt, muss die einmal getroffene Entscheidung auch umgesetzt werden. In der Praxis stellt sich das allerdings oft ein bisschen anders dar.
Wie stehen also die Chancen für den UV-Klarlack?
Beim UV-Klarlack sind wir derzeit nicht offensiv. Ganz anders liegt der Fall beim Autosurfacer UV, einem einkomponentigen UV-Füller. Anders als momentan beim UV-Klarlack ist hier das Handling extrem einfach: Dose schütteln, fertig. Das Produkt ist bei UV-A-Strahlung in fünf Minuten trocken und schleifbar.
Am Prinzip der UV-A-Strahlung hält man bei Sikkens also auch beim UV-Füller fest?
Gerade beim Füller. Denn wo wird Füller aufgetragen? Sehr oft im Vorbereitungsbereich, wo bei unsachgemäßer Handhabung sehr schnell andere Mitarbeiter gefährdet werden können. Umso wichtiger ist es, mit möglichst gefahrlosem Strahlenspektrum zu arbeiten.
Den Autosurfacer UV gibt es nun seit etwas mehr als einem halben Jahr. Wie wird das Produkt bisher in der Lackiererbranche angenommen?
Wir haben in der relativ kurzen Zeit schon weit über 200 Lampen verkauft. Und das Echo der Anwender ist einhellig gut, sodass wir dem Produkt sehr gute Chancen einräumen.
UV-Füller, UV-Klarlack – würde ein UV-Spachtel den Reigen komplettieren?
Einerseits ja, anderseits sehe ich keine zwingende Notwendigkeit. Bei der Spachteltrocknung erreicht man ja mit den weithin verbreiteten IR-Geräten schon sehr schnelle Zeiten.
Wie wird also die Strategie von Sikkens bei UV-Produkten aussehen?
Grundsätzlich geht es nicht darum, den Absatz bestimmter Produkte zu forcieren. Unser Ansatz besteht darin, dass wir sehr genau mit den Kunden prüfen, welche Produkte aus dem Sikkens-Portfolio helfen, ihre Prozesse zu optimieren. Für die UV-Produkte gilt, dass sie unter dem Einfluss steigender Energiekosten an Bedeutung gewinnen werden. Bereits kurzfristig wird, davon bin ich überzeugt, unser UV-Füller zu einem echten Standardprodukt werden. Mittelfristig wird auch der UV-Klarlack wieder stärker in den Blickpunkt rücken – spätestens dann, wenn eine zweite Produktgeneration noch einfacheres Handling ermöglicht.
Herr Dürr, vielen Dank für das Gespräch. Michael Rehm

Schnell und unkompliziert

Mit dem Sikkens Autosurfacer UV hat Sikkens einen 1K Füller im Portfolio, der entscheidende Vorteile in sich vereint. „Unser Ziel war es, einen Füller zu entwickeln, durch den die Betriebe ihren Material- und Energieverbrauch senken und ihre Prozessabläufe beschleunigen können“, erklärt Armin Dürr, Technischer Leiter bei der Akzo Nobel Coatings GmbH. „Mit dem Autosurfacer UV ist uns das gelungen: Er besitzt gute Füllkraft, einfache Schleifbarkeit und hervorragende Isoliereigenschaften. Dadurch eignet er sich perfekt für jede Reparatur, auf metallischen und lösemittelempfindlichen Untergründen.“ Mittels UV-A-Licht trocknet der neue, einkomponentige Sikkens Füller in nur fünf Minuten und ist danach sofort trocken schleifbar. Das bedeutet für die Lackierbetriebe verkürzte Vorbereitungszeiten und mehr Flexibilität in den Abläufen, dadurch können Durchsatz und Profitabilität deutlich gesteigert werden. Zudem kann, aufgrund des hohen Festkörperanteils, der Materialverbrauch bei der Verarbeitung um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Ein weiterer Vorteil des Autosurfacer UV ist seine leichte Handhabung. Der spritzfertig gelieferte 1K Füller braucht nur noch geschüttelt werden und ist danach sofort einsatzbereit – Mischaufwand entfällt damit. „Der 1K Füller überzeugt auch beim Thema Umweltschutz“, erklärt Dürr „denn er besitzt eine nahezu unbegrenzte Topfzeit, dadurch fällt bei seinem Einsatz kein Abfall an.“

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