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Vorsicht, Materialmix!

Technik
Vorsicht, Materialmix!

Lackierung und Trocknung von Caravans stellen den Lackierer vor beträchtliche Herausforderungen.

Der Wohnmobil-Trend ist ungebrochen, gerade jetzt, nach der Urlaubssaison, beauftragen zahlreiche Caravan- und Wohnmobilbesitzer die Werkstätten damit, noch vor der Winterpause kleine Blessuren oder Unfallschäden instand zu setzen. „Die Stoßzeit beginnt erst“, weiß auch Franco Ficociello, Mitinhaber des Maler- und Autolackierbetriebs Osvaldo Ficociello GmbH & Co. KG in Isny. Er und sein 50-köpfiges Team sind auf die Instandsetzung von Reisemobilen spezialisiert. 18 Mitarbeiter sind allein mit der Vorbereitung beauftragt, weitere 15 mit der Lackierung. „Die Caravan- und Wohnmobilinstandsetzung erfordert vom Lackierer hohe Präzision sowie viel Erfahrung“, erklärt Michael Kramer, als technischer Leiter verantwortlich für das Caravangeschäft bei Spies Hecker. „Denn durch die komplexe Struktur der Fahrzeuge sind umfangreiche Fachkenntnisse notwendig, um zu verhindern, dass durch feine Haarrisse größere Schäden entstehen, die kostenintensivere und aufwendigere Reparaturen erfordern“, führt der Experte aus.

Die besonderen Herausforderungen bei der Lackierung von Caravans liegen vor allem im Materialmix: Aluminium, PMMA (Polymethylmethacrylat), PUR (Polyurethan), Holz, ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol), GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) und PP (Polypropylen) sind in der Außenhaut der Wohnmobile verbaut – das stellt den Fachmann bei Lackierung und Trocknung vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.

Spezieller Lackaufbau

„PMMA ist beispielsweise sehr lösemittelempfindlich. Daher sollte der Lackierer hier nur milde Reinigungsmittel verwenden, um Versprödung oder Rissbildung im Material zu vermeiden“, erklärt Michael Kramer. Hier ist deshalb oftmals ein spezieller Lackaufbau erforderlich. PUR findet sich als Frontgrill, als Heckoberteil oder Radlauf am Caravan. „Viele PUR-Bauteile weisen eine hohe Porosität auf. Daher ist bei der Vorbehandlung und Beschichtung unbeschichteter Neuteile sowie bei der Trocknung von Beschichtungen Vorsicht geboten“, unterstreicht der Experte. Auch bei bereits beschichteten Untergründen können Schäden entstehen, wenn im angrenzenden Bereich ein Infrarotstrahler eingesetzt wird.

„In unserem Karosserie- und Lackierbetrieb verwenden wir für Reparaturen an der Außenhaut Aluminiumbleche in Erstausstatterqualität“, führt Franco Ficociello aus. Die Bleche setzen Reisemobil- und Caravanhersteller bei der Serienfertigung ein. Das Besondere an den 0,6 bis 0,8 Millimeter starken pulverbeschichteten Aluminiumblechen ist deren Herstellung im Bandwalzverfahren. „Aufgrund dieses Herstellungsverfahrens ist die Farbtonbestimmung sehr komplex. Deshalb ist es empfehlenswert, für den Farbtonabgleich eigens erstellte Musterbleche als Orientierungshilfe einzusetzen“, erklärt Michael Kramer.

Die Beschaffenheit der Aluminiumbleche erfordert darüber hinaus einen besonderen Lackaufbau. „Während die Lackstärke im Pkw-Bereich zwischen 120 und 140 μm liegt, beträgt sie bei Freizeitfahrzeugen in der Serienfertigung etwa 35 bis 40 μm. Im Reparaturbereich liegt die Lackstärke zwischen 100 und 130 μm“, unterstreicht der Experte. „Genau hierin besteht die größte Herausforderung.“

Forcierte Trocknung unter 60 °C

Für die Trocknung von Caravans empfiehlt der Fachmann Temperaturen unter 60 °C. „Dennoch sollten Lackierer auf forcierte Trocknung setzen. Lufttrocknung ist nur nach der Lackierung mit dafür geeigneten Produkten durchführbar“, erklärt Michael Kramer. Besondere Vorsicht ist bei der Trocknung mittels Infrarotstrahlern geboten. „Durch die starke Hitzeentwicklung kann das Aluminium deformieren und damit können einzelne Schichten voneinander getrennt werden. So entstehen oftmals irreparable Schäden.“

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