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Schüleraustausch

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Schüleraustausch

Lackierer und Karosseriebauer kooperieren an Stuttgarter Berufsschulen

Dass es zwischen Karosseriebauern und Lackierern gelegentlich Reibungspunkte gibt, ist nicht neu. Zum Beispiel, wenn das Blech nicht glatt genug aus der „Flaschnerei“ kommt. „Nicht ordentlich vorbereitet“, heißt es dann oft, „wie soll man auf dem Untergrund vernünftig lackieren?“ Aber auch umgekehrt kann es Ärger geben. Zum Beispiel, wenn sich die runde Form, die der Karosseriebauer zuvor mühsam wiederhergestellt hat, durch die Wärme beim viel zu heftigen Schleifen wieder verzogen hat. „Typisch Lackierer“, gibt es dann zu hören, „kein Gefühl fürs Blech.“

Dass es zu Problemen zwischen den benachbarten Berufen kommen kann, hat einen einfachen Grund: Oft fehlt nämlich das Verständnis für die Arbeit des jeweils Anderen. Genau dies nahmen sich Lehrer der Gewerblichen Schule für Farbe und Gestaltung und der Robert Bosch Schule in Stuttgart zum Anlass, ein innovatives Austauschprogramm anzuschieben.
Praxis hinkt nach
„Zwar sieht der Lehrplan natürlich mittlerweile die Beschäftigung mit dem anderen Beruf vor. Nur bleibt es allzu oft bei der Theorie“, erklärt Otto Fischle, technischer Oberlehrer und Werkstattleiter der Schule für Farbe und Gestaltung. „Um wirklich Praxisbezug herzustellen, fehlt es den Lackierer-Fachschulen in der Regel an Karosseriebau-Equipment und den Karosseriebauern an entsprechenden Lackiereinrichtungen.“ Eine Lösung für das Problem könnte darin liegen, mit Partnern aus der Industrie die jeweiligen Defizite auszugleichen. „Wo allerdings wie bei uns Berufsschulen beider Gewerke fast in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, bieten sich Kooperationen an“, meint Otto Fischle. „Der Vorteil dabei ist, dass den Auszubildenden der schulische Ablauf vertraut und bei den Lehrern das pädagogische Know how vorhanden ist.“
Ausbeulen und Spachteln
Für den zweitägigen Austausch haben sich die Fachlehrer einen ausgeklügelten Ablauf ausgedacht. Für alle teilnehmenden Auszubildenden beider Gewerke wurden vom Hersteller ab Werk mit identischen Schäden versehene Rohtüren besorgt, wie sie die Karosseriebauer auch in Prüfungen verwenden. Wenn nun die Lackierer bei den Karosseriebauern zu Gast sind, werden sie am ersten Tag mit Grundfertigkeiten der Blechbearbeitung vertraut gemacht, am zweiten Tag wird eine große Delle in der Tür ausgebeult. Während dieser Zeit lernen die Karosseriebau-Azubis in den Räumen der Schule für Farbe und Gestaltung zunächst Grundtechniken des Lackierens kennen, die sie am zweiten Tag an ihren Türen anwenden. So wird beispielsweise eine kleine Delle gespachtelt. Jeder Schüler, ob Karosseriebauer oder Fahrzeuglackierer, bearbeitet somit seine Tür komplett vom Ausbeulen bis zum Klarlack.
Ganz so einfach, wie der Plan klingt, ist die Ausführung des Projekts jedoch nicht. „Es erfordert schon etwas Koordination, das Projekt in die jeweiligen Stundenpläne zu integrieren“, erläutert Bernhard Steidle, Studiendirektor an der Robert-Bosch-Schule. „Aber wir sehen deutlich, dass sich der Aufwand lohnt. Wir bringen Abwechslung in die Ausbildung – und signalisieren den Schülern: Da geht etwas.“ MR
Otto Fischle, Fachleiter der Gewerblichen Schule für Farbe und Gestaltung:
„Obwohl die beiden Berufe so eng verwandt sind, gibt es in der Praxis nicht viele Beispiele für Kooperationen zwischen Schulen. Wir werden diesen Schüleraustausch sicherlich wiederholen.“
Bernhard Steidle, Studiendirektor Robert-Bosch-Schule:
„Die Zeit ist reif für Kooperationen. Während früher solche Projekte an gewissen Eigensinnigkeiten scheiterten, haben wir mit diesem Projekt bei allen Beteiligten offene Türen eingerannt.“
Nicolai Liebscher, Karosseriebau-Auszubildender im 3. Lehrjahr:
„Ich habe auch im Betrieb schon lackiert. Aber bei diesem Projekt sieht man genau, wie beide Bereiche ineinander greifen. Ich könnte mir gut vorstellen, noch eine Lackierer-Ausbildung obendrauf zu setzen.“
Thomas Mertens, Fahrzeuglackierer-Auszubildender im 2. Lehrjahr:
„Das Verständnis für die Arbeit des Karosseriebauers wird durch dieses Projekt auf jeden Fall größer. Der Austausch könnte von mir aus noch länger dauern.“

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