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Netze knüpfen, Synergien nutzen

Technik
Netze knüpfen, Synergien nutzen

Mit der IRS Body and Paint GmbH will sich eine neue Karosserie und Lack-Gruppe etablieren

Michael Rehm

Die Nachricht, dass die Frank Gerardy GmbH, ein in den letzten Jahren dynamisch gewachsener Karosserie- und Lackierbetrieb aus Polch in der Eifel, an die Intelligent Repair Solutions Holding GmbH (IRSH) verkauft worden war, ließ aufhorchen. Zum einen ist Frank Gerardy in der Szene bestens vernetzt und bekannt – die Firma Gerardy ist vielen auch als Ausrichter des Lackierertags 2013 in bester Erinnerung. Zum anderen ist die IRS Holding GmbH, zu der seit Beginn 2016 auch die pierre dk-Kette mit Betrieben in Skandinavien und Deutschland gehört, ein Player im Markt, über dessen Strategie viel spekuliert wird. Wir trafen Frank Gerardy und Thomas Küsel, Geschäftsführer der IRS Holding GmbH, um über Hintergründe des Verkaufs und die weiteren Pläne der IRSH zu sprechen.
Herr Gerardy, wie kann man Ihre neue Position in der Frank Gerardy GmbH und der IRS Holding GmbH beschreiben?
Frank Gerardy: In erster Linie bin ich Geschäftsführer, allerdings nicht mehr Eigentümer der Frank Gerardy GmbH. Durch eine Rückbeteiligung wurde ich sozusagen im Gegenzug Mitgesellschafter der IRS Holding GmbH. Darüber hinaus bin ich seit kurzem Geschäftsführer der IRS Body & Paint GmbH – also dem Geschäftszweig der IRS Holding GmbH, der sich mit dem weiteren Ausbau des Karosserie- und Lackgeschäftes befassen wird. Und last but not least bin und bleibe ich geschäftsführender Gesellschafter der Frank Gerardy Klassiker-Manufaktur, die seit Januar 2016 als eigenständige GmbH geführt wird.
Nun ist die IRS Holding GmbH, zu der die Dent Wizard GmbH und die Hagelschaden-Centrum Douteil GmbH gehören, im Bereich der Kleinschaden- und Hagelreparatur ein wichtiger Player. Durch den Kauf der pierre dk-Gruppe entsteht ein weiterer Schwerpunkt im klassischen K + L-Geschäft. Welche Strategie steht dahinter?
Thomas Küsel: Das Kleinschadengeschäft – ob Lack oder Karosserie – lässt sich vom klassichen K + L-Geschäft nicht komplett trennen. Es gibt immer Überschneidungen. Oft erweist es sich beim Dellendrücken im Lauf der Reparatur, dass eben doch lackiert werden muss. Oder bei einer vermeintlichen Spotrepair-Lackierung muss die Reparaturfläche weiter gefasst werden. Hier stoßen die Smartrepair-Spezialisten an ihre Grenzen.
Frank Gerardy: Umgekehrt ist aber auch, wenn wir ehrlich sind, der Fahrzeuglackierer häufig überfordert, wenn Spotrepair gefragt ist. Nicht, dass er das nicht hinbekommen würde, oft erfolgt die Reparatur aber mehr oder weniger klassisch, also in einer Qualität und mit einem Zeitaufwand, der zu dieser Art der Reparatur nicht passt.
Das heißt, Smartrepair ist eine Aufgabe für Spezialisten?
Thomas Küsel: Unserer Auffassung nach, ja. Und unsere Strategie besteht darin, die Spezialisten für beide Arten von Reparaturen in einem Netz zusammenzuführen und, ganz im Sinne unseres Firmennamens, intelligent zu verzahnen. Dabei wird das Portfolio beider Betriebstypen, des Smartrepair-Spezialisten wie auch des klassischen K + L-Betriebs, erweitert.
Wie soll diese Verzahnung konkret erfolgen?
Thomas Küsel: Dent Wizard verfügt heute über 362 feste Mitarbeiter, 18 feste Standorte und zusätzlich etwa 220 mobile Dienstleiter. Etwa 5.500 Autohäuser werden vor Ort bedient. Zusätzlich mieten wir Standorte, an denen wir Reparaturen ausführen. Man kann also von einem flächendeckenden Netz von Spotrepair-Spezialisten sprechen, mit denen unsere klassischen K + L-Betriebe kooperieren können, wenn sie diesen Part nicht selbst übernehmen möchten. Umgekehrt können all diese Spotrepair-Spezialisten Aufträge für die K +L-Betriebe generieren – eben dann, wenn ein bestimmter Reparaturumfang überschritten wird. So erhalten die K + L-Betriebe im Verbund der IRS Body & Paint GmbH zusätzliche Unterstützung.
Bei diesen Betrieben handelt es sich nach heutigem Stand um die deutschen Betriebe, die bisher von pierre dk übernommen wurden plus der Firma Gerardy …
Frank Gerardy: Plus künftigen Übernahmen. Zu einer meiner Aufgaben als Geschäftsführer der IRS Body & Paint GmbH gehört auch der Ausbau des K + L-Netzes.
Das heißt, Sie werden weitere Betriebe kaufen?
Frank Gerardy: Richtig, wenn wir geeignete und interessierte Betriebe finden.
Streben Sie denn ein flächendeckendes Netz an?
Frank Gerardy: Nein, das ist für unser Geschäftsmodell nicht notwendig. Wir denken eher an Leuchtturmprojekte an unterschiedlichen Standorten, aus denen sich dann regionale Cluster entwickeln können. Bestes Beispiel ist Hamburg. Dort gibt es drei pierre dk- oder künftig IRS Body and Paint-Standorte, die Douteil-Gruppe hat dort ein Center und Dent Wizard einen Standort. Zusätzlich sind im Großraum Hamburg etwa 20 mobile Dent-Wizard-Techniker unterwegs. In so einer Situation müsste es in Zukunft möglich sein, sich die Schäden gegenseitig einzusteuern. Daran werden wir arbeiten und entsprechende Prozesse entwickeln.
Thomas Küsel: Ein großer Vorteil eines solchen Netzwerks liegt auch im Handling von großen Schadenereignissen. Während Sie früher bei einem Hagel 48 Stunden hatten, um der Versicherung einen Besichtigungs- und Reparaturstandort zu melden, haben sie heute zwölf. Jede Versicherung möchte bis dahin wissen, wohin sie die Fahrzeuge steuern kann. Wenn wir einen Hagelstandort für eine Versicherung anbieten, müssen wir aber auch Themen wie größere Reparaturen und Ersatzwagen managen. Gerade hier hilft uns ein Netzwerk extrem. Man kann sich ja dann auch auslastungsmäßig ergänzen, Personal austauschen, Engpässe ausgleichen und den Hol- und Bringdienst vereinfachen.
Der Umsatz der IRS-Partnerbetriebe im Bereich Karosserie und Lack soll sich also durch Vermittlung der IRS-Smartrepair-Betriebe ergeben?
Frank Gerardy: Nur zum Teil – die Betriebe verfügen ja bereits über die klassischen Umsatzträger.
Wie lautet Ihre Strategie bei der Akquisition von Betrieben? Welches Profil sollte ein typischer Kandidat haben?
Frank Gerardy: Das wird sich im Grunde nicht ändern. Wir suchen breit aufgestellte Betriebe, die sowohl im Autohausgeschäft als auch in der Schadensteuerung aktiv sind, und deren Inhaber auch nach einem Verkauf noch eine gewisse Zeit als Geschäftsführer aktiv sind.
Was ändert sich denn nun für die Frank Gerardy GmbH als Teil der IRS Body and Paint GmbH konkret?
Frank Gerardy: Nicht sehr viel – unser Schwerpunt wird K+L-Schadenmanagement bleiben. Smartrepair und Spotrepair werden künftig eine größere Rolle spielen – alleine schon, um von den Stückkosten herunterzukommen und mehr Geschwindigkeit in die Prozesse zu bringen. Allerdings sind wir schadenmanagement-gesteuert. Da passt Smartrepair „inhouse“ nicht richtig herrein. Um es einmal überspitzt zu sagen: Ich könnte einem Branchenfremden in zwei Monaten eher Smart-repair beibringen als einem gelernten Lackierer. Es wird also kein Gerardy-Mitarbeiter darin ausgebildet, Brandlöcher stopfen …
Thomas Küsel: Und kein Dent Wizard- Mitarbeiter wird lernen, eine Seitenwand zu lackieren. Wir wollen nur die Prozesse der unterschiedlichen Spezialisten so verzahnen, dass die Leute sauber miteinander arbeiten können. Das wird wichtigste Aufgabe der IRS für die nächsten Monate sein.
Nun ist ja an der IRS Holdinggesellschaft die Schweizer Investorengruppe Ufenau Capital Partners AG beteiligt – kann man das als Zeichen dafür werten, dass im Handwerk und speziell im Reparaturbereich Potenzial gesehen wird?
Thomas Küsel: Investoren sehen heute nicht mehr nur den ganz großen Deal, sondern auch mittelständische Branchen wie den Bereich der Autoreparatur. Natürlich ist dieser Markt extrem segmentiert – aber das wird sich ändern. Es wird mehr Ketten geben. Eine starke Parallele sehe ich im Autohandel – da gibt es heute nicht dramatisch weniger Standorte als vor zehn Jahren, aber dramatisch weniger Eigentümer. Eine ähnliche Entwicklung würde ich dem K + L-Bereich voraussagen. Der einzelne Betrieb mag technisch gut aufgestellt sein, aber er verfügt nicht über die Prozesse, um die Bedürfnisse künftiger Großkunden perfekt abzudecken.
Herrr Gerardy, Herr Küsel, vielen Dank für das Gespräch.

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