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Messing, Kupfer und viel Chrom

Technik
Messing, Kupfer und viel Chrom

Bei Oldtimern muss nicht nur der Lack auf Hochglanz gebracht werden

Christian Petzoldt

Mit der Pflege und Aufbereitung von Lackoberflächen haben Lackierer tagtäglich zu tun. Wer sich mit Young- und Oldtimern befasst, stößt allerdings viel häufiger als bei modernen Fahrzeugen auf metallische Oberflächen wie Chrom, Messing, Bronze, Kupfer oder blankes Aluminium. Um auf diesen zum Teil sehr empfindlichen Oberflächen für dauerhaften Hochglanz zu sorgen, gibt es besondere Materialien und Techniken.
Möglichst mild
Metalloberflächen, zum Beispiel Chrom, Alu und Messing, müssen regelmäßig gepflegt werden, um Oxidationsschäden zu vermeiden. Dabei ist die Wahl des Mittels für die anschließende Versiegelung für das Endergebnis und die Langzeitwirkung von entscheidender Bedeutung. Für bereits angegriffene und poröse Metall- und galvanische Oberflächen hat sich die Zwei-Schritt-Anwendung in der Vergangenheit bestens bewährt. Aber auch restaurierte Metalloberflächen wie z.B. der neue verchromte Kühlergrill oder Zierteile müssen wirksam gegen Bewitterung und Anlaufspuren geschützt werden, aber ohne dabei zu verkratzen. Mechanische Spuren können durch Werkzeuge oder zu grobe Schleifmittel in der Metallpolitur erzeugt werden.
Es ist daher sehr wichtig, alle Polituren und Metallreiniger vorher auf Ihre Eignung zu überprüfen. Immer sollte man erst die mildesten Produkte mit der geringsten Schleifwirkung ausprobieren, bevor man zu aggressiveren Mitteln greift, die in jedem Fall Verkratzungen und Spuren selbst bei galvanischen Oberflächen, bewirken.
Chromteile
Zuerst einmal sollte man die zu reinigenden Oberflächen genau betrachten und den Grad der Bewitterung oder der Oxidation feststellen. Erst nach diesem Befund werden Poliermittel und Werkzeug ausgesucht.
Bei ganz leichter Bewitterung mit Anlaufspuren sollte man die mildeste Politur mit einem weichen Schwämmchen oder einem weichen, feuchten Baumwolltuch verarbeiten. Bei stärkeren Oxidationsspuren und Flugrost ein stärker reinigendes Produkt mit einem grobschlaufigen, trockenen Baumwolltuch verarbeiten, bis alle Anlaufspuren beseitigt sind. Solte auch diese Variante zu mild sein, kann feinste Stahlwolle und eine wirksame Politur zur Aufarbeitung verwendet werden.
Um die so gereinigten Chromoberflächen länger vor erneuter Bewitterung und Flugrost zu bewahren, empfiehlt sich folgende Nachbehandlung: Etwas Glasreiniger oder Silikonentferner aufsprühen und mit einem weichen Mikrofasertuch Öle und Poliermittelreste sorgfältig entfernen. Auf solchermaßen behandelten Oberflächen hält anschließend eine Polymerversiegelung oder ein Hartwachs, das die Metalloberflächen über viele Wochen und Wäschen vor erneutem Anlaufen schützt. Auch neuwertiger Chrom sollte nur mit Glasreiniger entfettet und gleich mit Polymerversiegelung oder Wachs geschützt werden. Wichtig dabei: Eine neuwertige galvanische Oberfläche nie mit einer groben Metallpolitur bearbeiten. Man kann anderenfalls schon nach nur einer Anwendung feine Haarlinienkratzer auf den Zierteilen erkennen.
Für Chromspeichenfelgen gibt es eine sehr effektive Putztechnik, um Anlauf-spuren perfekt zu entfernen. Mit Politur getränkte Putzbänder werden einmal um jede einzelne Speiche gewickelt. Durch anschließendes Ziehen in beide Richtungen poliert das Band die Oberfläche der Speiche rundum. Nach dem Antrocknen des Poliermittels muss es nur noch abgestaubt werden – danach glänzt die Chromspeiche wieder in alter Pracht. Ein Streifen Baumwolle kann anschließend für das Auftragen einer Konservierung benutzt werden.
Alte, poröse Chromoberflächen schützt man nach dem Polieren am besten durch Einsprühen mit Waffenöl (z.B. Ballistol), wodurch erneuter Flugrostbefall verhindert wird. Die gleiche Arbeitstechnik ist auch ideal, wenn es um vorbeugenden Schutz bei langen Standzeiten oder die Überwinterung des Fahrzeugs in feuchten Garagenräumlichkeiten geht.
Aluminium
Die Reinigung und Restaurerung von Aluminiumoberflächen erfordert etwas mehr Geduld, denn teilweise müssen tiefe Kratzer, Macken oder Oxidationsspuren aus der Oberfläche geschliffen werden. Aber wie schon bei Chrom sind Polituren mit grobkörnigen, aggressiven Schleifmitteln nur dann einzusetzen, wenn die zu bearbeitende Oberfläche sehr stark bewittert oder bereits massiv abgeschliffen ist.
Um zu prüfen, welche Metallpolitur in ihrer Wirkung milder oder stärker ist, gibt es einen einfachen Test. Man gebe einen Tupfer oder Tropfen der verschiedenen Metallpolituren auf etwas unbehandeltes Aluminium und verreibe ihn anschließend mit dem Finger in kreisrunden Bewegungen (ca. zehn mal). Schon stellt man fest, dass die Mittel eine unterschiedliche Schwärzung hervorrufen. Die geringste Abriebschwärze entsteht bei dem mildesten Mittel. Mit diesem kleinen Test kann die Wirkungsintensität unterschiedlicher Produkte beurteilt werden, um sie je nach Schleifwirkung richtig einzusetzen.
Nun aber zur Anwendung. Tiefe Kratzspuren können mit feinsten Nassschleifpapieren der Körnungen 800 bis 1500 und etwas Öl oder Petroleum als Gleitmittel vorsichtig ausgeschliffen werden. Die tiefsten Riefen dabei zuerst mit gröberem Papier entfernen und – Schritt für Schritt immer feinere Körnungen nutzend – nachschleifen. Das nach dieser Prozedur am Schluss verbleibende feine Schleifbild kann dann mit einer wirkungsvollen Alupolitur perfekt auspoliert werden. Wendet man in der Folge nun eine noch feinere Alu-, Metall- oder Messingpolitur an, wird der Glanz immer weiter gesteigert, und selbst feinste Spuren in der Oberfläche verschwinden.
Messing, Bronze und Kupfer
Diese Weichmetalle lassen sich genau wie Aluminium ausbessern und polieren. Da diese Metalle noch weicher sind, können bei der Bearbeitung die mildesten Polituren eingesetzt werden. Auch sollte das Polieren mit weichen Baumwolltüchern und ohne großen Druck erfolgen, um Polierspuren zu vermeiden. Auch hier kann durch Nachbehandeln ein Langzeitanlaufschutz aufgebracht werden. Ideal auch bei Weichmetallen ist das Nachpolieren mit weichen Microfaser-Tüchern.
Anlauf- und Oxidationsschutz
Um bei gereinigten und polierten Metalloberflächen einen Anlauf- und Oxidationsschutz perfekt aufzutragen, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Nach jeder Politur muss die Oberfläche zunächst wieder gegen Bewitterung geschützt werden. Dazu wird sie zuerst mit einem Glasreiniger und einem weichen Mikrofasertuch sorgfältig gereinigt. Danach kann auch beim Chrom eine Polymerversiegelung oder ein Hartwachs als Oberflächenschutz aufgetragen werden.
Diese Maßnahme bewirkt, dass feinste Poren (z.B. bei angewitterten Chromoberflächen) aufgefüllt und verschlossen werden, damit sie nicht bei hoher Luftfeuchtigkeit und Regen wieder aufblühen und die Oberfläche mattieren. Es reicht auch bei Metalloberflächen meist aus, mit einem weichen Tuch und einem Lackschutzmittel ab und zu nachzukonservieren, um die Oberfläche wirkungsvoll und langanhaltend zu schützen. Die im Profibereich angebotenen Metallpolituren besitzen von sich aus schon einen guten Anlaufschutz, der nur im Bedarfsfall oder zur Wirkungsverlängerung gelegentlich aufgefrischt werden muss.

Pflegefibel
Der Beitrag beruht auf dem Buch „Oldtimerpflege. Lacke, Leder, Holz, Oberflächen erhalten, reinigen und pflegen“ von Christian Petzoldt.
Das Buch ist im Heel-Verlag erschienen und kostet 14,95 EUR. ISBN: 978-3-86852-378-2

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