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Lackiererblatt: Autoscheiben-Austausch wird komplexer

Technik
Autoscheiben-Austausch: Scheibe wird zum Technologieträger

Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren verändern schon jetzt den Autoscheiben-Austausch

Die zunehmende Zahl von Assistenzsystemen in modernen Fahrzeugen sorgt für steigenden Aufwand beim Autoscheiben-Austausch. Die Frontscheibe ist zu einem wichtigen Knotenpunkt der unterschiedlichen Technologien geworden. Sensoren für verschiedene Systeme, aber auch interaktive Bedienschnittstellen sorgen für deutlich mehr Komplexität sorgen. Schon heute wird die Frontscheibe mittels Head-up-Displays (HUD) als Projektionsfläche für Dash-board-Informationen und Navigationsdaten genutzt. Künftig werden Autofahrer zudem mit ihrer Windschutzscheibe interagieren können – die Verglasung wird laut dem Hersteller Saint-Gobain Sekurit zum Touch Screen, über den sich verschiedene Funktionen bedienen lassen, wie etwa das Verdunkeln der Scheiben per Fingerdruck oder der Start des Kinomodus via Smartphone-Schnittschnelle.

Doppelte Reparaturdauer
All diese Funktionen sorgen dafür, dass der Autoscheiben-Austausch  in Zukunft noch deutlich komplexer wird. „Diesen Trend bestätigt ein einfaches Rechenbeispiel“, führt Gordon Kahler aus. Er ist technischer Leiter beim Franchise-System Wintec Autoglas: „1997 waren für den Tausch der Scheibe beim Golf III noch 22 AW vorgegeben. Beim aktuellen Golf VII mit entsprechender Kameraausstattung benötigt der Autoglaser aufgrund der vorgeschriebenen Zeiten für Kalibrierung und Justierung beinahe doppelt so lange, nämlich 42 AW.“ Das Gute daran: Die Werkstatt kann am Ende mehr Arbeitszeit abrechnen. Gleichzeitig muss sie jedoch in neue Technik investieren, um moderne Fahrzeuge mit diesen Systemen überhaupt nach Herstellervorgabe einstellen zu können. Dabei werden die Entwicklungszyklen neuer Technologien immer kürzer – und damit auch die Investitionszyklen für Unternehmer. Gordon Kahler ist überzeugt: „Die Versicherer, allen voran die HUK, werden zukünftig bevorzugt mit Dienstleistern zusammenarbeiten, welche die Kalibrierungsarbeiten im eigenen Hause durchführen können.“
Um die Trends im Autoglasmarkt und deren Auswirkungen auf den Autoscheiben-Austausch kontinuierlich im Blick zu behalten, arbeitet die Wintec AG eng mit den drei großen Glasproduzenten in Deutschland zusammen: Pilkington, AGC und Saint-Gobain. Mit Saint-Gobain Autover ist diese Kooperation besonders eng. Das in Kerpen ansässige Unternehmen betreibt selbst zwei Wintec-Standorte in Kerpen und München und hat gerade einen dritten in Düsseldorf eröffnet. Markus Meisenberg leitet die neue Autoglasstation in der Rheinmetropole. Er unterstreicht: „Wir müssen uns auf die elektronischen Herausforderungen einstellen, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen.“
Herausforderung Eletronik
„Bislang nutzen unsere Wintec-Partner zur Kalibrierung und Justierung von Systemen wie dem Spurhalteassistenten oder Radarsensoren das CSC-Tool und die dazu gehörigen, herstellerspezifischen Kalibrierungstafeln von Hella Gutmann Solutions“, erklärt Gordon Kahler. Doch mit dem Marktstart des neuen Audi A6 im September 2017 wird schon bald weitere Ausrüstung notwendig. Denn bei diesem Fahrzeug müssen nach dem Scheibentausch neben der Frontkamera, die hinter der Windschutzscheibe angebracht ist, auch die Matrix-LED-Scheinwerfer kalibriert werden. Der Bundesverband Autoglaser e.V. weist in einem Merkblatt darauf hin, dass die Nichtdurchführung einer oder aller Zusatzarbeiten einen Verstoß gegen die Herstellervorgabe darstellt – mit allen haftungstechnischen Konsequenzen, die das hochautomatisierte Fahren mit sich bringt. Der BVA erklärt: „Kommt es zu einem Unfall, wird der Hersteller das Fahrzeug überprüfen und jeden nicht ‚fachgerechten‘ Eingriff feststellen! Als nicht fachgerecht wird in dem Fall jegliche Arbeitsausführung gelten, welche nicht den Herstellervorgaben entspricht.“ Der Betrieb, der auch künftig die Scheiben moderner Pkw tauschen will, kommt daher um die Anschaffung entsprechender Geräte nicht herum. Erste Automobilhersteller beginnen zudem damit, die Vielzahl an einzeln im Fahrzeug verbauten Steuergeräten zusammenzulegen. Bei dieser sogenannten Sensorfusion kann es künftig notwendig sein, nach dem Autoscheiben-Austausch auch das Zentralsteuergerät zu kalibrieren. Gordon Kahler bekräftigt: „Das Thema Autoglas wird in den nächsten Jahren nicht einfacher – entsprechend wichtig ist es für Betriebe, technisch auf dem Stand zu bleiben, und zwar sowohl in Sachen Ausstattung als auch in puncto Mitarbeiterqualifizierung.“
Mehr Glas, weniger Lack
Branchenkenner gehen davon aus, dass die Zahl der Strukturschäden an Fahrzeugen in den kommenden Jahren erheblich zurückgehen wird. Darüber hinaus sollen – aktuellen Entwicklungen zum Trotz – weitere Assistenzsysteme für eine Abnahme der Kleinschäden sorgen. Beides kann zu einer deutlichen Reduzierung des Geschäfts für Karosserie- und Lackierfachbetriebe führen. Demgegenüber steht ein seit Jahren zunehmender Anteil an Glas in modernen Fahrzeugen, der mehr Angriffsfläche bietet. Zugleich sorgt die steigende Komplexität für mehr Schadenaufwand und damit mehr Möglichkeiten zum Abrechnen. Als starker Kostentreiber steht das Thema Autoglas auch auf der Agenda vieler Versicherer – für die die Steuerung von Glasschäden mit den damit verbundenen Kostenvorteilen immer attraktiver wird. Das macht den Einstieg in das Thema Autoglas auch für K&L-Betriebe potenziell interessant. Doch künftig gilt mehr denn je: Betriebe müssen sich voll auf das Glasgeschäft einlassen, in Technik und Mitarbeiterqualifizierung investieren. Hier ist es sinnvoll, mit einem starken Partner zusammenzuarbeiten, um neben dem technischen Wissen auch Synergien bei der Schadensteuerung, bei Einkauf und Marketing sowie bei der Großkundenakquise zu nutzen.
Weitere Informationen:Wintec AGTel.: 06431/9837-0www.wintec.de

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