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Patina in Perfektion

Design
Patina in Perfektion

Dirk Patschkowski lässt Oldtimermodelle ganz schön alt aussehen

Michael Rehm

Oldtimer-Enthusiasten teilen einen Traum, der immer wiederkommt und ungefähr so geht: Ein vertraulicher Hinweis oder eine innere Ahnung führt zu einer abgelegenen, baufälligen Scheune. Das Tor geht knarrend auf und drinnen, im Dämmerlicht kaum erkennbar, zeichnet sich die Silhouette eines Wagens ab.
Ist das wirklich, ja, es ist der langersehnte Flügeltürer (der Brezelkäfer, der Bugatti, die Ente …). Von Spinnweben überzogen zwar und mit einer dicken Staubschicht bedeckt, doch halbwegs intakt und unberührt. Man nähert sich ehrfurchtsvoll dem Fahrzeug, pustet ein bisschen Staub vom Blech, drückt vorsichtig den Türgriff – und spätestens da ist der Moment gekommen, an dem man aufwacht.
In Dirk Patschkowskis Dioramen geht der Traum weiter. Sie konservieren den „Scheunenfund“-Moment im Maßstab 1:18. In den kunstvoll komponierten Miniaturszenen des Wuppertaler Künstlers und Fotografen ist alles da, ganz wie im Traum: Der Staub, die Spinnweben, die Strohballen, das verrostete Werkzeug, die vergilbten Magazine. Um die Modellautos und die Requisiten drum herum so altern zu lassen, braucht es viel Know-how und handwerkliche Fertigkeit. Ausgangspunkt sind Modellautos, die sich Dirk Patschkowski im Handel oder direkt vom Hersteller besorgt – allerdings im Neuzustand. Um sie alt aussehen zu lassen, benutzt er in seinem Atelier ein riesiges Arsenal von Pinseln, Farben, Schwämmen, Kreiden, Lacken und Airbrushpistolen. In jahrelanger Praxis hat Patschkowski die Materialien und Werkzeuge gefunden, mit denen sich die künstliche Patina am wirkungsvollsten erzeugen lässt. Und manchmal kommt auch der Zufall zu Hilfe.
„Beim Montieren einer Szene bin ich eines Tages auf einen unglaublich schlechten Klebstoff gestoßen, den man kaum verwenden konnte, weil er dermaßen Fäden gezogen hat“, erinnert sich Patschkowski. „Erst habe ich mich geärgert, aber dann fiel mir auf, dass die feinen Klebstofffäden genau wie Spinnweben aussahen. Für die habe ich bis jetzt nichts Besseres gefunden.“
Rost und Dreck
Nicht nur Spinnweben verlangen nach kreativen Lösungen. Auch Rost, Dreck und Schlammspritzer müssen wirklichkeitsgetreu angebracht werden. „Das muss zum einen realistisch nach Dreck oder Rost aussehen“, erklärt Dirk Patschkowski, „zum anderen muss der Rost natürlich an den richtigen Stellen aufgetragen werden.“ Mit dieser Aufgabe beschäftigte er sich nicht nur „en miniature“, sondern manchmal auch am echten Oldtimer. „Es kommt immer wieder vor, dass Oldtimerbesitzer nach einer Restaurierung beinahe ein bisschen enttäuscht darüber sind, dass das Fahrzeug glänzt wie neu. Viele wünschen sich wenigstens ein bisschen Patina, damit das betagte Originalfahrzeug nicht aussieht wie eine brandneue Replika.“ Dirk Patschkowsky lässt solche Autos wieder ein wenig altern. So wird die Karosserie ein wenig mattiert, der Lack künstlich vergilbt und an den richtigen Stellen mit Rostfarbe behandelt. Normalerweise sind Patschkowskis Werke aber nicht größer als ein Schuhkarton. In diesen Landschafts- oder Werkstattszenen kann sich der Betrachter regelrecht verlieren. Immer wieder stößt man auf winzige neue, liebevoll ausgestaltete Details: schmutzige Werkstattlappen mit perfektem Faltenwurf, halbleere Colaflaschen auf dem Kühlschrank, Miniatur-Pinups mit der Miss Oktober 1965 an der Wand oder winzige Emailleschilder mit originalgetreuem Rostrand.
Dass dieser gestalterische Aufwand jede Menge Zeit verschlingt, liegt auf der Hand und schlägt sich auch im Preis von Dirk Patschkowskis Werken nieder. Landschaftsszenen gibt es ab 750 Euro, für Großmodelle im Maßstab 1:8 sind schnell mehrerer Tausender fällig. Zu den Kunden gehören Automuseen, Autohändler und natürlich Oldtimerfreunde, mit denen Patschkowsky auf Clubtreffen und Veranstaltungen wie den Classic Days in Kontakt kommt. Manche lassen sich das eigene Fahrzeug en miniature exakt nachbilden, andere möchten eine Vorschau auf ihren Wunschwagen, und viele lassen sich von Dirk Patschkowski einfach den Traum vom Scheuenenfund konservieren.
Weitere Informationen: www.xsdreams.de

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