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Höchster Glanz

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Höchster Glanz

Die Firma Blach ist Spezialist für die Verspiegelung von Objekten

Die Wirkung der verspiegelten Skulptur, die gerade bei Blach-Lackierungen im fränkischen Ansbach ihren abschließenden Klarlacküberzug erhalten hat, ist beeindruckend – obwohl oder gerade weil sie nicht in einer Galerie oder im Museum, sondern in einem nüchternen Werkstattambiente steht. Eben legt Markus Steger, der Leiter der Abteilung Verspiegelungstechnik, letzte Hand an, poliert hier ein wenig, wischt da ein bisschen. „Allzu viel kann man aber am Ergebnis beim Verspiegeln nicht korrigieren“, weiß Steger, „und das gilt für alle Schichten, alle Phasen des Verfahrens.“ Die Untergrundbeschichtung – bei Blach greift man nach etlichen Versuchen zu einem 2K-PUR-Material – muss extrem glatt sein und kann nach dem Lackieren nicht mehr bearbeitet werden. In jede kleinste Unebenheit würde sich sonst die nur einige Hundertstel Nanometer dünne darauffolgende Schicht aus Silberionen legen, mit der Folge, dass der Spiegelglanz an dieser Stelle nicht mehr perfekt wäre. Die Silberschicht selbst kann ebenfalls kaum bearbeitet, sondern sollte möglichst schnell mit einer Klarlackschicht versiegelt werden. An der sind kleine Korrekturen zwar möglich. „Wenn allerdings Probleme entstanden sind, dann sowieso meistens in den darunterliegenden Schichten“, weiß Markus Steger. Um unter diesen Umständen zu sicheren Ergebnissen zu kommen, sind zwei Dinge notwendig: Extrem gewissenhaftes, sorgfältiges Vorgehen und viel Erfahrung.

Die ist in der Firma Blach reichlich vorhanden. Seit 15 Jahren betätigt sich Jürgen Blach auf dem Gebiet der Verspiegelung. Sie stellt mit vier Mitarbeitern die kleinste Abteilung des Betriebs dar, der insgesamt aus einem 50 Mitarbeiter zählenden Malerbetrieb mit angeschlossenem Hebebühnenverleih und einem klassischen, etwa 40 Mann starken Karosserie- und Lackierbetrieb besteht. „Obwohl sie die kleinste Abteilung ist, hat die Verspiegelungstechnik die stärkste Außenwirkung“, erzählt Jürgen Blach. Kein Wunder; die Aufträge, an denen dort gearbeitet wird, sind fast immer spektakulär. Egal, ob nun ein kompletter Bugatti Veyron, der Skihelm eines prominenten Athleten oder eines von zahlreichen Objekten für renommierte Künstler verspiegelt wird.
Hoch korrosiv
Aufträge aus dem Bereich, der eigentlich naheliegen würde, wenn eine große Karosserie- und Lackierabteilung vorhanden ist, fehlen fast völlig. „Ausgerechnet im Bereich des optischen Tunings, wo die Nachfrage am höchsten ist, stößt das Verfahren an seine Grenzen“, gibt Jürgen Blach unumwunden zu. „Egal, ob ich eine Felge, einen Motorradtank oder einen Kühlergrill verspiegele – sobald die Oberflächen mechanischer Belastung, Witterung und Streusalz ausgesetzt sind, habe ich ein Problem. Das Medium Silber, die Basis der spiegelnden Schicht, ist eben hoch korrosiv. Und auch ein Klarlack schützt nur, solange er komplett unbeschädigt ist, aber wie lange ist das bei einer Felge der Fall?“
Dass trotz dieser Einschränkungen die Verspiegelung bei Blach ein stabiles Standbein darstellt, liegt daran, dass man sich spezialisiert hat. „Wir hatten das Glück, relativ früh Kleinserien an Land zu ziehen“, erinnert sich Jürgen Blach. „Man hat bei solchen Aufträgen die Chance, über einen längeren Zeitraum hinweg Erfahrung zu sammeln, schneller und sicherer zu werden. Dazu kam, dass wir durch zwei, drei Pilot-Aufträge Zugang zum Kunstmarkt gefunden haben, wo nach wie vor ein hoher Bedarf an verspiegelten Oberflächen herrscht.“ Diese Oberflächen müssen nicht silbrig sein, sondern können durch eine Beschichtung mit eingefärbtem Klarlack auch golden ausfallen – ein Effekt der speziell im Kunstbereich sehr gefragt ist.
Konkurrenzlose Strahlkraft
All diesen Aufträgen ist gemeinsam, dass die Einschränkungen, die für Verspiegelungen am Auto gelten, entweder nicht bestehen – zum Beispiel, weil die Kunstwerke nur im Innenbereich aufgestellt sind – oder von den Auftraggebern akzeptiert werden. „Tatsache ist, dass in punkto Helligkeit und Brillanz nichts an eine verspiegelte Oberfläche herankommt – vielleicht mit Ausnahme von hochglanzpoliertem Edelstahl, der aber nochmals deutlich teurer ist. Auch bei Objekten, die nachher im öffentlichen Raum stehen, greifen viele Künstler daher auf Verspiegelung zurück und akzeptieren die Einschränkungen und Risiken, die wir ganz offen ansprechen.“ Auch der Automobilsektor ist unter diesen Voraussetzungen nicht völlig tabu. „Ab und zu verspiegeln wir auch Messefahrzeuge oder Showcars“, meint Jürgen Blach, „in der Regel sind das Autos, die mehr poliert als gefahren werden.“
Spezielle Nische
Ein weiterer Schritt, um die Marktposition zu stärken, war die Spezialisierung auf große Teile und komplexe Geometrien. „Das Problem bei großen Teilen besteht darin, dass man nur ein bestimmtes Zeitfenster hat, um alle Flächen gleichmäßig zu beschichten. Mehrere Kollegen müssen also zugleich an einem Teil arbeiten. Sie müssen aber extrem gut aufeinander eingespielt sein, damit das reibungslos funktioniert. Wenn drei, vier Leute gleichzeitig lackieren und sich dabei der Spritzstrahl kreuzt, kann es schon problematisch werden. In punkto Teilegröße haben wir unsere Grenzen immer weiter ausgelotet.“ Die Spezialisierung auf große Objekte hat sich gelohnt. Auch Hersteller hochwertiger Designmöbel gehören mittlerweile zu Jürgen Blachs Kunden.
Bestes Beispiel: der von der britischen Stararchitektin Zaha Hadid im Auftrag der Firma Vitra produzierte Tisch „Mesa”, eine Möbel-Skulptur von imponierenden Ausmaßen. Die Idee dazu entstand aus einem architektonischen Experiment. Eine Serie von zwölf Tischen wurde bei Blach im Farbton „Gun Metal“ beschichtet, also erst verspiegelt und dann mit lasierendem blauem Klarlack überzogen. Ein weiterer spektakulärer Auftrag steht noch unbeschichtet in der Werkstatt: Zwei reichlich heruntergekommene Bus-Wartehäuschen, Objekte des schottischen Künstlers Scott Myles. In wenigen Wochen werden sie die Firma Blach wieder verlassen – dann allerdings spiegelblank. MR

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