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Geschwindigkeit in Farbe umgesetzt

Design
Geschwindigkeit in Farbe umgesetzt

Münchener Fachschüler präsentieren Semesterarbeiten

Kurt Goerz

Wenn man als Schüler der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik in München das Semesterthema „Geschwindigkeit“ interpretieren und umsetzen soll, dann liegt für den Fahrzeuglackierer die Gestaltung von schnellen Autos nahe. Doch Fahrzeuge mit mehr als 300 PS stehen nicht an jeder Straßenecke, und die Besitzer sind in der Regel nicht bereit, diese für ein Schulprojekt zur Verfügung zu stellen. So war es in erster Linie die Aufgabe von Projektleiter Kurt Goerz Kontakte zu knüpfen und geeignete Objekte ausfindig zu machen. Gleichzeitig hielten auch die Schüler Ausschau, und so wurden schließlich drei tolle Fahrzeuge gefunden, die gut zum Thema passten und gänzlich verschieden waren.
Das erste Auto kam von der Garage 53, einer Werkstätte, die Mini Classics für den Rennsport mit deutscher Straßenzulassung umbaut. Dabei wird die originale Karosserie des Mini Classic aus England importiert und anschließend komplett umgebaut. Überrollkäfig, Radkastenverbreiterungen, Rennsitze, Spezialreifen und vieles mehr lassen den Mini sehr sportlich aussehen. Das Herzstück ist ein im Heck verbauter Suzuki Hayabusa-Motor, der den kleinen Flitzer in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert.
Gold und Edelstein
Klar, dass so ein Wagen ein besonderes Outfit bekommen muss. Die beiden Schüler Julian Haidin und Miguel Jiménez-Campos machten sich folglich zunächst an die Gestaltung am Computer. Mittels Grafikprogrammen wurden verschiedene Ideen visualisiert und dem Besitzer der Garage53 Alfred Schindler präsentiert. Schnell wurde ein Entwurf favorisiert, bei dem das Blau des Lapislazuli-Halbedelsteines auf die Karosserie kommen und das Dach des sehr niedrigen Minis mit goldenem Chromlack gestaltet werden sollte. Um den Rennsport-Gedanken mit einfließen zu lassen und natürlich auch aus Marketinggründen, sollte in der Mitte des Daches die Ziffer „53“ in Lacktechnik aufgebracht werden.
Für das Blau der Karosse wurde eine Farbtonfindung auf zahlreichen Musterblechen durchgeführt. Durch den hohen Pearl-Anteil des selbst rezeptierten Tons werden die markanten Fahrzeugformen des Minis in Szene gesetzt. Der Überrollkäfig wurde in einem etwas helleren Metallic-Blau mit aufgenebeltem Goldstaub hochglänzend lackiert – eine nicht ganz leichte Aufgabe. Das Highlight stellt das lacktechnisch verchromte Dach des Wagens dar. Nach zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Materialien fiel die Wahl auf den Chromlack der Firma wtdirect. Nur mit diesem Titanium-Lack gelang die Verchromung. Die Firma stellte der Schule das Material dankenswerterweise kostenfrei zur Verfügung. Auf den Chromlack wurde ein mit speziellen, gelborangen Tinten eingefärbter Klarlack aufgebracht, um die Goldoptik zu realisieren. Danach wurde dann noch die Ziffer „53“ mit Basislack aufgenebelt und einlackiert. Abschließend standen für die beiden Schüler noch zahlreiche Stunden des Lackfinishes auf dem Programm, bis das kleine Schmuckstück der Öffentlichkeit und dem Besitzer präsentiert werden konnte.
Diabolische Gestaltung
Das zweite Fahrzeug, das im Rahmen des Semesterthemas „Geschwindigkeit“ gestaltet wurde, war ein Lamborghini Gallardo. Der ursprünglich gelb lackierte Wagen sollte ein komplett neues, extravagantes Lackdesign erhalten. Auch hier machten die Schüler Dejan Kontrec und Slawomir Wienczek zunächst Entwürfe am PC. Schnell wurde klar, dass das außerordentlich klare und schöne Design des Wagens keine zu starken formalen Eingriffe verträgt. Nach Absprache mit dem Besitzer einigte man sich auf den Entwurf „Tartarus“, bei dem die diabolischen Farben Rot und Schwarz auf das Auto treffen und die Fahrzeugkonturen bewusst unterstreichen. Hierzu wurde für den überwiegenden Teil der Karosserie ein ganz spezielles Rot rezeptiert. Fast zwanzig Musterbleche wurden hierzu angefertigt. Anteile von roten und goldenen Xyrallic-Pigmenten lassen im Sonnenlicht ein funkelndes Farbspiel erkennen und den Lamborghini zu einem echten Unikat werden. Auch dem schwarzen Farbton wurde rotes Xyrallic-Pigment zugegeben. Dadurch entsteht trotz der Kontrastierung eine Verbindung der beiden Farben.
Zunächst mussten die beiden Schüler viele Reparaturarbeiten an dem gebrauchten Wagen vornehmen. Steinschläge, ein gebrochenes Kunststoffteil, Dellen und andere Schäden wurden instand gesetzt. Die Felgen sollten einen ganz neuen Look erhalten. Daher ließ der Besitzer die Reifen abnehmen und den Wagen auf einen zweiten Felgensatz stellen. Die Originalfelgen wurden entfettet, gereinigt und anschließend mit Epoxy-Haftgrund beschichtet. Die Lackierung erfolgte innen rot und außen bicolor in Schwarz mit hochglänzendem Lackfinish. Für alle rot zu lackierenden Fahrzeugteile legten die Schüler weißen Basislack vor. Dadurch wurden eine hohe Leuchtkraft sowie ein einheitlicher Farbton sichergestellt. Die Abklebearbeiten zur Abgrenzung der beiden Farbtöne erforderten viel Zeit. Auch waren enorm viele Einzelteile zu lackieren, was die Zahl der Arbeitsstunden nach oben schraubte. Nach dem Zusammenbau durch einen professionellen Mechaniker erfolgten die Finish-Arbeiten. Als Ergebnis zeigt sich ein diabolischer Lamborghini, der insbesondere im Sonnenlicht sein Feuer und seine Leidenschaft zu versprühen scheint.
Waghalsige Kurvenlage
Neben den beiden Wagen wurde als dritte Arbeit ein Suzuki-Motorrad gestaltet. Der Fachschüler Patrick Hofmann organisierte das neue Verkaufsobjekt bei einem Händler selbst. Er zerlegte das ursprünglich blaue Bike und führte seinen Entwurf „Kurve“ aus. Dabei nahm er die waghalsige Kurvenlage bei Motorradrennen als Gestaltungsvorlage. Das Zweirad wurde in Anlehnung an die rot-weißen Curbs zweifarbig lackiert. Auch hier wurden eigene Farbtöne in Perlweiß und Metallic-Rot gemischt und bicolor auflackiert. Zur Vernissage präsentierte der Schüler dann das Motorrad vor einem selbst aufgemalten Kurvenhintergrund.

Geschwindigkeit = Weg/Zeit

So lautete das Motto, unter dem die Schülerinnen und Schüler der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik in München in diesem Jahr ihre individuellenSemesterarbeiten präsentierten. Gemeinsam mit Projektleiter Kurt Goerz wurden die Themen „Zeit und Geschwindigkeit”diesmal an besonders exklusiven Fahrzeugen umgesetzt. Wie auch in den Jahren zuvor stellte die Firma CarSystem Süd Rhode GmbH für die Vernissage zur Präsentation der Objekte ein Preisgeld in Höhe von 1.000 EUR zur Verfügung. Außerdem wurde das für die Fahrzeuge notwendige Lackmaterial in Kooperation mit PPG Industries kostenfrei zur Verfügung gestellt.

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