Flammenlackierungen gibt es in zahlreichen Varianten – von ganz dezent bis spektakulär
Flammen gehören zu den mit Abstand beliebtesten Motiven beim Custom Painting. Woher genau die Flammenlackierung kommt, weiß keiner, umso mehr spannende Geschichten ranken sich um die Herkunft dieses Designs. Die meistzitierte besagt, dass während eines Hot-Rod-Rennens in den 50er-Jahren der Motor eines der Fahrzeuge Feuer fing. Die Flammen stiegen aus der Motorhaube auf und wurden vom Fahrtwind nach hinten gezogen. Der Effekt beeindruckte nicht nur den Fahrer des betreffenden Fahrzeugs, sondern auch die Zuschauer nachhaltig – das Flammendesign war geboren. In unzähligen Varianten finden sich seither lackierte Flammen auf Motorhauben, Motorradtanks, Helmen und ähnlichen Untergründen. Wer auf die Idee kommt, den Begriff „Flammenlackierung“ im Internet zu googeln, wird schier erschlagen von der Zahl der Einträge, von der Fülle an Informationen, Geheimtipps, Anleitungen und Hinweisen auf Airbrush-Koryphäen, die nicht etwa auf Flammen generell, sondern sogar auf bestimmte Flammen-Typen spezialisiert sind. Denn eines steht fest: Flamme ist nicht gleich Flamme. Drei große Gruppen von Flammen werden im Custom Painting unterschieden.
Old-Style-Flames
Die ursprünglichste Variante stellen, wie der Name sagt, „Old-Style“-Flammen dar. Dieses stilisierte Flammendesign zeichnet sich durch scharfe Umrandungen, so genannte „Outlines“, aus, die früher mit dem Pinsel gezogen wurden und heute zumeist im Pinstriping-Verfahren, also frei Hand mit der Airbrush-Pistole, aufgetragen werden. Durch verbessertes, randscharfes Abdeckband sind seit einigen Jahren auch Old-Style-Flammen ohne Outlines möglich. Sowohl die Form der Flammen als auch die Outlines haben sich im Laufe der Jahre durch die Experimentierfreude vieler Custom Painter verändert. So gibt es kurze, bauchige ebenso wie lange, schlanke Flammen und einzelne ebenso wie kunstvoll verkettete oder ineinander verschlungene Flammen.
So geht der Effekt
Als Untergrund wird hier ein Metallic-Kupferfarbton aufgetragen. Die Flammen-struktur wird mit Zierlinienband auf den ausgetrockneten Basislack aufgetragen. Danach wird die Fläche mit Transferpapier abgedeckt. Anschließend werden die Flächen für die späteren Flammen wieder freigelegt. Man schneidet dazu auf den Klebebandlinien – nicht zu stark aufdrücken! – und hebt das Papier ab.
Real Fire
So geht der Effekt
Ghost Flames
Unter „Ghosting“ versteht man beim Airbrushen Lackeffekte, die nur unter bestimmten Lichtverhältnissen oder Blickwinkeln sichtbar sind, also „geisterhaft“ mal aufscheinen, mal nicht. Ghost-Flames sollten also keine Outlines haben, da diese den Kontrast erhöhen und den Effekt zunichte machen. Gute Ghost Flames sind nur mit Hilfe von Effektlacken möglich. Eine dunkelblau metallic lackierte Haube könnte also mit einem „Ghosting“ versehen werden, indem man das abgeklebte Motiv lediglich mit einer zusätzlichen Schicht transparenten Perleffektlacks überzieht. Die Folge wäre ein Effekt, der bei frontaler Aufsicht unsichtbar, beim Blick von der Seite aber zu erkennen ist. Für Lackierer stellen Ghosting-Effekte dadurch, dass keine Outlines benötigt werden, einen einfachen Einstieg in die Designlackierung dar. Dazu kommen gute Vermarktungschancen, denn solche Lackierungen sind ein interessantes Angebot an Kunden, denen ein klassisches Airbrushdesign zu auffällig ist. Normalverbrauchern, die eine dezente Individualisierung ihres Fahrzeugs suchen, kann damit geholfen werden.
So geht der Effekt
Beim Ghosting-Effekt wurde die Grundfläche zunächst mit Kupfer-Metallic-Basislack beschichtet. Die Flammenstruktur wird mit Zierlinienband auf den ausgetrockneten Basislack aufgetragen. Danach wird die Fläche mit Transferpapier abgedeckt. Dann werden die Flächen für die späteren Flammen wieder freigelegt. Man schneidet dazu auf den Klebebandlinien und hebt das Papier ab. Die freigelegten Flächen werden danach mit Effektlack beschichtet. Im präsentierten Beispiel wurde Carizzma Extreme Bronze Effect Powder in farblosem Basislack aufgelöst. Der Effekt wird je nach Schichtstärke mehr oder weniger intensiv. Denkbar ist auch lediglich eine zweite Schicht Metallic-Basislack, entsprechend dezent fällt der Effekt aus. Je nach Betrachtungswinkel ist der Ghosting-Effekt bei senkrechter Aufsicht unsichtbar, bei schrägem Licht kommt er zum Vorschein – einfach geisterhaft.