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Trend mit Folgen

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Trend mit Folgen

Immer mehr und unterschiedliche matte Lackierungen erfordern neue Produkte und Hilfsmittel

Als vor ein paar Jahren die ersten samtig-matten Autolackierungen auf Autoausstellungen und Tuningmessen präsentiert wurden, sorgten sie gleich für Furore. Die Designer waren in die matten Flächen regelrecht verliebt, denn durch sie konnten Konturen auf neue Art und stärker betont, klassische Farben wie Schwarz oder Grau ganz neu interpretiert werden.

Bald legten Hersteller wie Lamborghini oder Mercedes kleine Sondereditionen mit mattem Überzug auf. Wie dieser im Reparaturfall wiederherzustellen sein würde, stand nicht an oberster Stelle der Prioritätenliste. Natürlich musste es eine Reparturlösung geben, aber dass ein matt lackiertes Auto tatsächlich in einer Reparaturwerkstatt landen würde, war angesichts der geringen Stückzahlen so unwahrscheinlich, dass es sich für die meisten Lackierer kaum lohnte, sich intensiv mit den entsprechenden Materialien und Verfahren zu beschäftigen.
Heute hat sich das Bild geändert, denn was keiner erwartet hat, ist eingetreten. Der Matt-Trend hat sich als nachhaltig erwiesen. Bei den namhaften Automobilherstellern gehört es mittlerweile zum „guten Ton“, mindestens ein Modell in matter Optik anzubieten. Für hochwertige Fahrzeuge – insbesondere im Sportwagensegment – kann der Autokäufer heute schon aus einer umfassendende Palette an Mattlack-Farbtönen auswählen. Allein seit 2009 sind nahezu 100 neue Mattfarbtöne für Automobilhersteller erstellt und eingeführt worden. Was also vor gut vier Jahren zunächst als „Trend“ galt, gilt heute als ernst zunehmende Größe in der Serienproduktion. Diese Entwicklung zeigt, dass die Lackierfachbetriebe in absehbarer Zeit immer häufiger mit dem Phänomen Mattlackierung konfrontiert werden könnten. „Unsere Partnerbetriebe sollten für den Matt-Trend gerüstet sein“, erläutert Thomas Grebe, Produktmanager beim Lackhersteller PPG. „2008 haben wir schon auf den Trend reagiert und dem Reparaturlackmarkt ein geeignetes Produkt zur Verfügung gestellt. Heute, vier Jahre später, haben wir zahlreiche Erfahrungen mit Mattlacken gesammelt. Wir haben uns eng mit der Automobilserie abgestimmt und auch von den Erfahrungen profitiert, die in den Reparaturwerkstätten live in der Praxis gesammelt werden konnten. Um auf die stetig steigende Anzahl matter Serienlackierunen zu reagieren, haben wir bei PPG also das Produktportfolio für die Mattlackierung optimiert.“
Matt ist nicht gleich matt
Mit den beiden neuen Produkten wird insbesondere der Nachfrage nach unterschiedlichen Glanzgraden Rechnung getragen, denn mit zunehmender Verbreitung der matten Fahrzeuge wurde schnell klar: Matt ist nicht gleich matt. „Die Mattigkeit beziehungsweise der Glanzgrad einer Lackierung wird in Glanzeinheiten gemessen“, erläutert Thomas Grebe, „und da gibt es enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern und Modellen.“ An den extrem matten Oberflächen entsprechender Lamborghini-Modelle werden maximal zehn Glanzeinheiten gemessen. Der aktuelle Mercedes-Mattklarlack bringt es auf 20 bis 30 Glanzeinheiten, seidenglänzende Anbauteile und Stoßfänger weisen dagegen bereits ca. 60 Glanzeinheiten auf. Übliche glänzende Lackierungen werden, zum Vergleich, mit 95 bis rund 100 Glanzeinheiten veranschlagt. Um all diese Varianten in der Reparatur zu reproduzieren, erhält der Lackierer bei PPG zwei matte Klarlacke; mit dem Produkt D8115 einen „matten Mattlack“ und mit dem D9117 einen lediglich seidenmatten Lack. Durch das Mischen dieser beiden Komponenten sind sämtliche Mattgrade der Hersteller nachzustellen. Wo gemischt wird, müssen Rezepturen her – auch dafür wird gesorgt. „In der PPG-Colorsoftware werden sämtliche gelisteten Mattfarbton-Rezepturen mit direkter Zuordnung der jeweiligen Mattstufe aufgeführt“, erklärt Thomas Grebe. „Die Unterscheidung erfolgt über den Vermerk FC, das steht für Flat Clear, also Mattigkeitsgrad 01 bis FC 05.“ Diese Mattstufen (FC 01 – FC 05) sind in der Colorsoftware erfasst und können direkt ausgemischt werden. Nur wie erkennt man, welcher Mattheitsgrad am Fahrzeug konkret vorliegt? „Die Einschätzung des Matt-heitsgrades muss sehr sorgfältig direkt am Fahrzeug erfolgen“, weiß Thomas Grebe. „Zwar wissen wir, welchen Glanzgrad eine matte Lackierung etwa von Lamborghini von Haus aus hat. Allerdings ist davon auszugehe, dass sich dieser mehr noch als bei glänzenden Klarlacken im Laufe des Autolebens verändert. Entscheidend ist der Wert, der am Fahrzeug gemessen wird.“ Als zuverlässiges und praxisgerechtes Messinstrument hat sich ein Fächer herausgestellt, der die oben genannten Mattigkeitsgrade FC01 bis FC05 darstellt.
„Mit den neuen Materialien und Hilfsmitteln sind Lackierer für die Reparatur matter Lackierungen gut gerüstet“, ist sich Thomas Grebe sicher. „Andererseits muss man aber klar sagen, dass der Aufwand bei der Reparatur auch künftig deutlich höher liegt als bei glänzenden Klarlacken.“ So gibt es rund um das Thema einen hohen Informationsbedarf. Was funktioniert und was nicht? Wie sollte die Reparatur erfolgen, und welche Probleme können angesichts des hohen Reparaturaufwands im Umgang mit Kunden und Versicherungen entstehen? Um sich bestens auf den Mattreparatur-Auftrag vorbereiten zu können, empfiehlt Thomas Grebe die Teilnahme an dem neuen PPG Training „Entwicklungen aus der Automobil-Serienlackierung – aktuelle Mattlackierungen.“ Gerade beim Mattlack gilt das Motto: Übung macht den Meister. MR

Was zu beachten ist

Basierend auf den bislang mit der Reparatur von matten Klar- lacken gesammelten Erfahrungen hat PPG einen Leitfaden zum Umgang mit diesen Materialien erstellt.
Farbtonfindung
Matte Klarlacke enthalten Rohstoffe, die den Glanz reduzieren und den Farbton beeinflussen. Dies bedeutet, dass der Farbtonvergleich für Basislack und Klarlack in Kombination erfolgen muss. Der Farbton ergibt sich immer in Abhängigkeit vom Mattgrad und der aufgebrachten Schichtstärke des Klarlackes. Die Schichtdicke des Klarlackes kann auch eine Farbabweichung verursachen, wenn auf Serien-Matt-Klarlack nur Matt-Klarlack lackiert wird. Vor Beginn der Reparatur sollten mindestens zwei Farbmuster erstellt werden, um sicher zu gehen, dass der Farbton und der Mattgrad mit den am Fahrzeug vorliegenden Werten übereinstimmen.
Applikation
Um den originalen Lackstand bzw. Mattgrad zu erreichen, sollten zwei Spritzgänge ausreichend sein. Mattklarlack sollte nicht zu trocken, sondern eher satt aufgetragen werden. Der Klarlack muss zwischen den Spritzgängen und vor der Ofentrocknung vollständig matt abgelüftet sein. Die Ablüftzeit zwischen den Spritzgängen muss mindestens 15 Minuten betragen. Die Applikationszeit für den Klarlack kann 30 Minuten bis zu eine Stunde betragen, je nach Art der Reparatur und Größe der Reparaturstelle. Dies ist besonders wichtig auf größeren horizontalen Flächen. Eine Beilackierung ist nicht möglich, da der Mattklarlack nicht poliert werden kann.
Sauberkeit
Es gibt keine Möglichkeit, Schmutzpartikel aus der Lackierung auszupolieren. Die gesamte Arbeit muss daher sehr sauber und umsichtig ausgeführt werden. Alle Schmutzeinschlüsse müssen vor dem letzten Klarlack-Spritzgang entfernt werden. Das kann im Basislack erfolgen, oder nachdem der erste Klarlack-Spritzgang abgelüftet ist. Nach 30 Min. Ablüftzeit kann in solchen Fällen mit feinem Schleifpad (z.B. 3M Ultrafein oder Mirka Abralon 2000) die Korrektur von Fehlern erfolgen. Schmutzeinschlüsse können nicht aus der letzten Klarlackschicht auspoliert werden. Liegen Schmutzeinschlüsse in der letzten Schicht vor, muss die gesamte Arbeit bei einer Reparatur wiederholt werden und das gesamte System einschließlich Basislack neu lackiert werden.
Montage Es muss darauf geachtet werden, dass keine harzigen, fettigen oder öligen Substanzen auf den Lack gelangen, da diese Rückstände hinterlassen können. Dies sollte nach Applikation des Matt- Klarlackes Mitarbeitern des Montagebereichs deutlich kommuniziert werden. Die Montage der lackierten Fahrzeuge sollte mit sauberen Textilhandschuhen erfolgen.
Pflege
Zur Lackpflege keinen Lackreiniger, keine Schleif- und Polierprodukte und keine Glanzkonservierer (Wachse) verwenden. Diese können die Lackoberfläche beschädigen bzw. eine Änderung im Glanz fördern. Ist versehentlich Wachs auf die Lackoberfläche gelangt, entfernt man dieses umgehend und vorsichtig mit einem Reiniger, z.B. mit Silikonentferner D837. Wichtig hierbei: Keinen zu großen Druck auf die Lackoberfläche auszuüben. Es sollten nur weiche und saubere Reinigungstücher verwendet werden. Teerspritzer oder -flecken auf der Lackoberfläche können mit einem handelsüblichen Teerentferner beseitigt werden. Besitzer matter Fahrzeuge sollten darauf hingewiesen werden, dass sie im Falle grober Verunreinigungen Kenntnis und Service des Lackierbetriebs in Anspruch nehmen können.
Thema Waschanlage
Das Fahrzeug kann von Anfang an in einer automatischen Waschanlage gereinigt werden. Waschanlagen mit Schaumstoff- oder Textilbürsten sollten bevorzugt werden. Waschanlagen mit Kunststoffbürsten sind nicht geeignet. Keinesfalls sollten Waschprogramme mit einer abschließenden Heißwachs- oder Glanzbehandlung gewählt werden. Bei grober Verschmutzung sollten die Fahrzeuge vor dem eigentlichen Waschen vorgereinigt werden.
Quelle: PPG

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