Horrende Gaspreise und die Furcht, der Gashahn könnte ganz zugedreht werden, bringen viele Inhaber von Lackier- und Karosseriebetrieben ins Grübeln. Wie kann der Gasverbrauch reduziert und der Brenner geschont werden? Ein Ausweg: Infrarot- oder UV-Trocknung. Beide Technologien sind nicht neu, erhalten aber im Zuge der drohenden Gaskrise massiven Aufwind. Wir sprachen mit den Herstellern von entsprechendem Equipment – und stießen auf durchaus unterschiedliche Lösungsansätze. In einem Punkt aber waren sich alle einig: IR- und UV-Lacktrocknung hat eine strahlende Zukunft. Für Hedson/IRT antwortete uns Jos Keijenberg, Vertriebsleiter DACH und NL.
Herr Keijenberg, erlebt die IR- und mit ihr die UV-Trocknung gerade eine Art Renaissance?
Jos Keijenberg: Die Infrarot-Trocknungstechnologie war nie außer Mode, sondern stellt speziell im Vorbereitungsbereich seit Langem den Stand der Technik bei der Trocknung dar. Aber es stimmt – durch die Diskussion um die Gasversorgung ist die Nachfrage nach unseren Geräten und Anlagen extrem gestiegen, sowohl in der Industrie als auch im Lackierhandwerk.
Dabei ist eigentlich zu erwarten, dass bei einer Energiekrise auch Strom nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.
Jos Keijenberg: Die Gefahr besteht, trotzdem spricht einiges gerade jetzt für IR- und UV-Lösungen. Es handelt sich zum einen um extrem energiesparende Trocknungslösungen, vor allem im Vergleich zur klassischen Kabinen- oder Ofentrocknung. Zum anderen werden durch Optimierungen der Elektronik anders als früher die hohen Verbrauchsspitzen beim Anlauf von IR-Trocknern vermieden. Last but not least haben viele Betriebe heute Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Die so gewonnene Energie zur IR-Trocknung zu verwenden, ist eine sehr interessante Option.
Steigt die Nachfrage nach IR-Lösungen in- und außerhalb der Kabine?
Jos Keijenberg: Ja, wir stellen eine erhöhte Nachfrage nach Schienensystemen für den Vorbereitungsbereich und für die Kabine fest. Auch unser Flaggschiff, der Power Cure IR-Bogen für die Kabine, wird wieder stärker nachgefragt. Grundsätzlich muss man dazu aber sagen, dass es eine strikte Trennung zwischen Lackierung und Vorbereitung heute nicht mehr gibt. In vielen Betrieben gibt es belüftete und abgetrennte Multifunktionsplätze, an denen alle Arbeiten inklusive Lackieren bis zu einer gewissen Größe ausgeführt werden.
Nun gibt es ja auch Kabinen, die ausschließlich auf IR-Trocknung als Wärmequelle setzen, oder auf eine Kombination aus mittelwelliger IR-Strahlung an den Wänden und kurzwelliger Strahlung an der Decke …
Jos Keijenberg: Die Idee, auf einen Brenner zu verzichten, ist sicher reizvoll. Wir müssen aber bei uns damit rechnen, dass es auch weiterhin Tage geben wird, an denen große Mengen an Luft in sehr kurzer Zeit um 30, 35 Grad erwärmt werden müssen. Da stößt man an Grenzen. Ein zweiter Punkt: IR-Trocknung ist eine seit Jahrzehnten eingesetzte Technologie. Wir wissen als Pionier auf diesem Gebiet sehr genau, welcher Abstand zur Oberfläche ideal ist, nämlich 30 Zentimeter, und wir wissen auch, wie lange welche Temperaturen bei bestimmten Materialien erreicht werden müssen. Daraus ergibt sich die Trocknungszeit oder die Geschwindigkeit, in der ein Bogen eine Fläche abfährt.
Was bedeutet das für die oben beschriebenen Kabinenlösungen?
Jos Keijenberg: Ich befürchte, dass die Strahlung nicht ausreicht, unregelmäßig oder ineffizient eingesetzt wird.
Sie stellen auf der Automechanika aus – werden IR- und UV-Lösungen auch dort einen Schwerpunkt bilden?
Jos Keijenberg:Ja, mit I-Cure präsentieren wir eine halbautomatische IR- und UV-Schienenlösung für die Kabine oder den Vorbereitungsbereich, die nicht nur extrem vielseitig, sondern auch preislich attraktiv ist. Daneben zeigt Hedson aber auch neue Pistolenwaschgeräte und Hebebühnen. Der Besuch auf dem Hedson-Stand wird sich auf jeden Fall lohnen. mr■
„Wir stellen eine erhöhte Nachfrage nach Schienensystemen für den Vorbereitungsbereich
und für die Kabine fest.“
Möglichst vielseitiges IR-Strahler-Angebot
„Wir verzeichnen bereits seit einigen Monaten einen überdurchschnittlichen Anstieg an B-TEC-IR-Strahler-Bestellungen, was neben der neuen IR-X-Strahlerserie insbesondere auch an den weiter stark ansteigenden Gas-Kosten zu liegen scheint. Mit der Infrarottrocknerserie IR-X hat die B-TEC GmbH ihr bestehendes Portfolio von kurzwelligen, schnellen IR-Trocknungsstrahlern um eine preisgünstige Einstiegsvariante erweitert.
Nach diversen Rückmeldungen der Lackierereien entscheiden sich offenbar viele unserer Kunden dafür, lieber einmal mehr den IR-Strahler zu nutzen, als speziell für Kleinteile die Trocken-/ Kombikabine aufzuheizen. Umso wichtiger ist es für uns, IR-Trocknungstechnik für die unterschiedlichsten Anwendungsszenarien und für jeden Geldbeutel anzubieten.
Die B-TEC Trocknungstechnik umfasst daher die Einstiegsvariante IR-X, die bewährten Trocknungsstrahler IR-B im Mittelklasse-Segment, die unter anderem grundsätzlich über eine Zwei-Stufen-Trocknung (Flashlight/Dauertrocknung) verfügen, um den Lack besonders schonend von innen nach außen zu erhitzen, sowie die IR-B-Evolution Premiumserie mit dem bestmöglichen Funktionsumfang und darüber hinaus goldbedampften Leuchtröhren und Reflektoren für eine noch bessere Wärmeverteilung.“
Christian Bellroth, geschäftsführender Gesellschafter B-TEC GmbH
www.btecsystems.de/produktkategorie/ trocknungstechnik/
Hohe Nachfrage mit Fokus auf Kombisysteme
„Generell ist die Nachfrage nach Trocknungssystemen konstant hoch, speziell innovative Lösungen wie IR-UV-Kombi-Anlagen werden verstärkt gesucht. Ein klar zu erkennender Trend ist die Zunahme von Nachfragen nach UV-Trocknungslösungen, die eine sichere Durchtrocknung gewährleisten. Dies gilt für mobile Geräte ebenso wie für die Lösungen auf den Vorbereitungsplätzen über Schienensysteme. Diese werden in der Lackier-Vorbereitung eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Die Schienensysteme, entweder als IR- oder kombinierte IR-/UV-Lösung, bieten viele Vorteile:
- Die Geräte sind immer einsatzbereit.
- Es steht nichts unnötig auf dem Boden.
- Einfache Handhabbarkeit, ohne rangieren zu müssen
Wie steht es nun um fest eingebaute Schienensysteme oder Portaltrockner für die Lackierkabine? Wir stehen diesen Lösungen skeptisch gegenüber. Die Luftströmung der
Lackierkabine wird gestört und die Geräte sind eine potentielle Schmutzquelle. Beides wirkt sich negativ auf die
Lackierergebnisse aus.
Kritisch sehen wir auch die vor allem aus Italien kommenden Lösungen der eingebauten klassischen IR-Röhren-Elemente, zumal die
Lösung auch angeblich beim Lackieren eingesetzt werden soll. Für uns stellen sich folgende Fragen:
- Wie soll der Explosionsschutz während dem Lackieren gewährleistet werden, wenn extrem heiße Oberflächen in der Lackierkabine sind?
- Wie soll ein Mitarbeiter in der Kabine komfortabel arbeiten, wenn permanent Hitze auf den Rücken strahlt?
- Wie funktionieren die Klappen, wenn die Kabinenwände mit der Zeit verschmutzen?
- Wie soll das System im Winter funktionieren, wenn es
–10 Grad hat und damit ein Delta im Luftstrom von 30 Grad aufgeheizt werden soll?
Ein Lösungsansatz, an dem wir arbeiten, ist ein hybrides System, das für den Winter eine Erwärmung des Luftstroms vorsieht. Zusätzlich sorgen endothermische, sehr flache Platten an Kabinenwänden und -decke für homogene Wärmeabgabe. Diese Elemente können beim Lackieren, beim Trocknen und beim Zwischenablüften eingesetzt werden und reduzieren unserer Erkenntnis nach den Öl- oder Gasverbrauch um bis zu 80 Prozent.“
Markus Philipp, Geschäftsführer TLA-Technik