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Neue Außenhaut

Technik
Neue Außenhaut

Unfallinstandsetzung durch Austausch von Türblättern

J. Ried, Dr. Ch. Deutscher, Allianz Zentrum für Technik

Seit Jahren ist in Karosseriefachbetrieben ein Trend zu beobachten, auch kleinere Karosserieschäden an Schraubteilen wie Hauben, Kotflügeln und Türen durch deren Austausch zu reparieren. Ein Grund für diese Entwicklung ist das im Vergleich zum benachbarten Ausland hohe Niveau der Werkstattstundensätze in Deutschland.
So ist in vielen Fällen die Instandsetzung eines Teiles durch den Karosseriespengler teurer als die Erneuerung des Teiles. Die Lohnkosten für die Instandsetzung übersteigen die Kosten für das Ersatzteil und dessen Montage, insbesondere bei preisgünstigen Teilen.
Ein häufig anzutreffendes Schadensbild ist die unfallbeschädigte Außenhaut von Fahrzeugtüren. Zur Instandsetzung werden meist, trotz unversehrter Türgrundkörper, die kompletten Türen erneuert. Das Allianz Zentrum für Technik in Ismaning führte eine Reparaturzeitstudie durch, die klären sollte, ob in solchen Fällen das Ersetzen des beschädigten Türblattes bei Weiterverwendung des Türgrundkörpers eine technisch und auch in Deutschland wirtschaftlich sinnvolle Alternative zur gängigen Reparaturpraxis sein kann.
Unter technischem Aspekt kommt diese Reparaturvariante dann in Betracht, wenn Art und Umfang der Beschädigung einerseits eine Instandsetzung ausschließen, und andererseits der Türgrundkörper im wesentlichen unbeschädigt blieb. In England ist der Türblattersatz eine häufig verwendete Reparaturmethode.
Die in den gängigen Kalkulationssystemen hinterlegten Werte für die Lackkalkulation führten in der Vergangenheit aber immer wieder zu kontroversen Diskussionen. Dies war der Auslöser für eine Studie des Allianz Zentrum für Technik, deren Ziel es unter anderem war, festzustellen, welche Lackstufe dieser Reparaturart zuzuordnen ist.
Karosserie und Lack
Die Reparaturzeitstudie zum Austausch von Türblättern wurde nach der allgemein anerkannten REFA- Methode an sieben Türen fünf verschiedener Fahrzeuge durchgeführt. Sie setzt sich aus einer Karosserie-Zeitstudie einerseits und einer Lack-Zeitstudie andererseits zusammen. Die Lack-Zeitstudie ergab, dass aufgrund unterschiedlichen Arbeitsaufwandes zwischen Türen mit Rahmen und solchen „ohne“ Rahmen unterschieden werden muss. Ohne Rahmen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich um rahmenlose Türen im herkömmlichen Sinne handelt, oder aber, dass der Ansatz des Türblattes im Fensterrahmenbereich verblendet ist. Bei Türen mit Rahmen wurde als Ergebnis der Zeitstudie die Lackstufe IV ( Reparatur über 50 % der Fläche eines Teiles), und bei Türen ohne Rahmen die Lackstufe III (Reparatur bis 50 % der Flache eines Teiles) empfohlen. Dabei ist im Vergleich zur Neuteillackierung der nur geringe Unterschied beim Arbeitsaufwand weniger bedeutend als der merklich geringere Bedarf an Lackiermaterial.
Das Ergebnis der Karosserie-Zeitstudie bestätigte zunächst den Verdacht, dass der mit höherem Arbeitsaufwand verbundene Türblattersatz wegen der hohen Stundenverrechnungssätze in Deutschland wirtschaftlich betrachtet, verglichen mit der Komplett-Tür, ins Hintertreffen gerät. Hier stehen bei den betrachteten Fahrzeugen durchschnittliche 2,7 Stunden für die Komplett-Türerneuerung durchschnittlichen 5,2 Stunden für den Türblattersatz gegenüber. Kompensiert wird dies zum Teil durch die deutlich geringeren Ersatzteilkosten des Türblattes. Ermittelt wurden im Durchschnitt für die Komplett-Tür 311 Euro gegenüber 151 Euro für das Türblatt.
Überraschende Ergebnisse lieferte jedoch die ganzheitliche Betrachtung der Reparaturzeitstudie. So fielen in fünf von sieben untersuchten Fällen die Gesamt-Reparaturkosten für den Türblattersatz mit den zu Grunde gelegten mittleren Stundenverrechnungssätzen geringer aus als für die Komplett-Türerneuerung.
Vergleich der Reparaturkosten
Bei der Entscheidung für die eine oder andere Reparaturart ist der Vergleich der Kosten für das benötigte Ersatzteil von wesentlichem Einfluss. Noch deutlicher als bei dem Volvo V40 aus der Studie des Allianz Zentrum für Technik wird dies bei einem Jaguar der XJ Serie. Bei diesem Fahrzeug stehen den Ersatzteilkosten für eine Komplett-Tür in Höhe von 1024 Euro die Ersatzteilkosten für ein Türblatt in Höhe von 249 Euro gegenüber. Das Türblatt kostet somit weniger als ein Viertel der Komplett-Tür.
Hinzu kommt, dass für den Türblattersatz 2,1 Stunden weniger Arbeitszeit nötig sind und auch die Lackierkosten geringer ausfallen als bei der Komplett-Türerneuerung. Mit der Reparaturvariante Türblatt können die Kosten so um deutlich über 40% reduziert werden. Genaues Hinschauen vor der Wahl der Reparaturmethode lohnt sich also allemal. Bleibt abschließend noch anzumerken, dass der Türblattersatz an die Fertigkeiten des Karosseriebauers keine Anforderungen stellt, die dieser in der täglichen Praxis nicht ohnehin beherrschen muss.

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