Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Die Fahrzeugindustrie soll den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent gegenüber dem Stand von 2021 verringern. Zur Erreichung dieser Vorgaben müssen Betriebe ihren Verbrauch, die Produktion und Instandsetzungsmaßnahmen entsprechend verändern. Die Klebetechnik trägt dazu bei und hilft z. B., die Gewichte von Fahrzeugen zu verringern, und kann zudem als Hybridverbindung mit der Niettechnik auch die Crashtüchtigkeit von Fahrzeugen deutlich erhöhen.
Die Klebetechnik findet immer mehr Anwendungsbereiche in der Fahrzeugtechnik, denn sie weist gegenüber z. B. der Schweißtechnik mehrere Vorteile auf:
- Reduzierung der Korrosionsgefahr
- Stabilität durch vollflächige
Verbindungen - deutliche Reduzierung / Vermeidung der Verformung von Bauteilen
- Verbindungsmöglichkeit unterschiedlicher Werkstoffe
- erhöhte Crashstabilität bei Unterstützung durch punktuelle Schweiß- oder Nietverbindungen
Schwer zu trennen
Die Klebetechnik weist den erheblichen Nachteil auf, dass sich Klebeverbindungen bisher zumeist schwer oder nur unter Beschädigung der zu trennenden Bauteile lösen lassen. Schweißpunkte und Nietverbindungen lassen sich mittlerweile schnell und sauber lösen, für das Entfügen von Klebeverbindungen gab es bisher jedoch noch keine problemlose Lösung. Dies ist in Bezug auf die geforderte Kreislaufwirtschaft ein erheblicher Nachteil. Gefragt ist daher eine effiziente und im Werkstattbereich einsetzbare Lösung für die Entfügung von verklebten Bauteilen im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten. Nur so sind eine erneute Verwendung von Bauteilen und eine artenreine Trennung der jeweiligen Bauteilwerkstoffe möglich.
Trennen durch Hitze
Nach aktuellem Stand erwärmt man zum Lösen von Klebverbindungen in der Instandsetzung zunächst die Oberflächen von Bauteilen. Über diese Oberflächen erwärmen sich die Klebstoffe, die man anschließend mechanisch trennen kann. Dabei lassen sich grundsätzlich zwei Varianten unterscheiden: Es ist möglich, den Klebstoff thermisch so zu erwärmen, dass die Erwärmung zu einer temporären Erweichung führen kann. Danach erfolgt eine mechanische Trennung der Bauteile. Der Klebstoff kann alternativ bis zur thermischen Zerstörung erwärmt werden. Hier besteht die Gefahr, angrenzende Klebschichten ebenfalls zu schädigen. Zusätzlich kann es zu irreparablen Schäden an Bauteilen durch Verformung kommen. Thermische Verfahren führen nach Ansicht von Fachleuten nicht zur Erreichung der vorgenannten Ziele.
Mit Sollbruchstelle
Ein anderer Lösungsansatz ist das Verfahren „Debonding-on-Demand“. Hier sollen den Klebstoffen spezielle Additive zugemischt werden, die durch gewisse Anregung den Klebstoff von innen schädigen. Danach sollen die Bauteile dann entfügt werden. Die Additive bilden so praktisch eine Sollbruchstelle. Anwender und Klebstoffhersteller scheuen jedoch das Risiko eines unbeabsichtigten Auslösens der Reaktion.
Die Problematik der in der Praxis bisher schwierigen bis unmöglichen Lösung von Klebeflächen in der Karosserieinstandsetzung konnte auch durch „Debonding-on-Demand“ nicht befriedigend gelöst werden. Es bietet sich jedoch ein neues, schonendes und einfaches Verfahren als Lösung an, welches sich für die Trennung von verklebten Bauteilen flexibel einsetzen lässt.
Das neue mycon-Verfahren SplitMaster ermöglicht die wirtschaftliche und schonende Entfügung von Klebeverbindungen mit Kältetechnik. SplitMaster funktioniert mit aus flüssigem CO2 erzeugtem Trockeneis und Zusatzstoffen.
Nur Trockeneis reicht nicht
Beim ausschließlichen Einsatz von Trockeneis (Temperatur –78,5 °C) lassen sich wegen bestimmter Effekte nur Oberflächentemperaturen bis ca. –32 Grad Celsius erreichen. Die Temperatur in der Klebeschicht ist dann noch deutlich geringer. Das reicht nicht, um die Bauteile mit anschließender mechanischer Unterstützung entfügen zu können. SplitMaster erreicht mittels Trockeneis und Zusatzstoffen durch eine spezielle Verfahrenstechnik eine Abkühlung der Oberflächen auf bis zu –75° Grad. Dadurch werden in die Klebeschichten Temperaturen von ca. –60 Grad und mehr eingetragen. Das führt dazu, dass die verklebten Bauteile mit leichter mechanischer Energie, zum Beispiel einem speziellen Meißel, getrennt werden können.