Lackieren in Schräglage mit der Power Stage

Es war viel spekuliert worden vor diesem Abend gegen Ende des letzten Novembers. Eine echte Innovation hatte Lackieranlagenbauer Wolf angekündigt, nicht mehr, nicht weniger. So herrschte Hochspannung unter den nach Bernbeuren zur Firma Keller Profilack geladenen Gästen, als nach einigen einführenden Worten von Viktor Richtsfeld, Prokurist und Mitglied der Wolf-Geschäftsführung, das Licht in der Lackierhalle erlosch. Die Aufmerksamkeit richtete sich komplett auf die Lackierkabine, in der Lichtblitze zuckten und Trockeneisnebel waberten. Als sich der Nebel lichtete, erkannte man schnell, dass da das Seitenteil eines Autos lackiert wurde; eigentlich nichts besonderes – zumindest nicht, bis der vorführende Lackierer ein Touchscreenpanel berührte und sich daraufhin das Fahrzeug in eine Rotationsbewegung begab, um schließlich in Dreißig-Grad-Schräglage stehenzubleiben. In ergonomisch perfekter, völlig entspannter Position konnte daraufhin das Dach des Wagens lackiert werden.

Ein weiterer Druck aufs Display bewirkte, dass das Fahrzeug in die andere Richtung schwenkte – schon konnte ebenso komfortabel der Schwellerbereich lackiert werden.

Power Stage nennt sich die Vorrichtung, die das Fahrzeug in die optimale Lackierposition dreht, und dass diese drehbare Bühne die Arbeit des Lackierers deutlich erleichtern kann, war den Anwesenden auf Anhieb klar. Erfunden hat die Power Stage Engelbert Keller, dessen Firma Keller Profilack auch für die Fertigung verantwortlich ist. Exklusiv vertrieben wird die Power Stage über Wolf Anlagen-Technik. „Die Power Stage stellt eine Antwort auf die wichtigsten Herausforderungen dar, vor denen Lackierer heute stehen: Maximaler Kabinendurchsatz, optimale Energie-effizienz und höchste Qualität“, zeigte sich Viktor Richtsfeld überzeugt. Dass ein besserer Blick auf die zu lackierende Fläche und eine ergonomischere Arbeitshaltung dazu beitragen, die Lackierqualität zu erhöhen, leuchtet auf den ersten Blick ein. Aber durch die Drehung des Fahrzeugs können auch Zeit und Energie gespart werden. „Das Schrägstellen der lackierten Flächen bewirkt ideale Anströmbedingungen beim Ablüften und Trocknen“, erklärt Viktor Richtsfeld, „wenn man dazu noch in Betracht zieht, dass diese Technik auch der Technologie der neuen schnell trocknenden Klarlacke entgegenkommt, erreichen wir völlig neue Prozesszeiten.“

Wesentlich verkürzt wird bei der Power Stage auch der Wechsel der Bodenfilter. Die komplette Absaugung erfolgt durch die drehbare Brücke, wo ein dreistufiges Filtersystem für die Reinigung der Abluft sorgt. Der Clou beim System: Um Filter zu wechseln, müssen keine Gitterroste mehr abgenommen werden. Der Wechsel erfolgt, nachdem die Bühne in Schräglage gebracht worden ist, durch Einschieben der Filterelemente auf beiden Seiten – auch dies geschieht, anders als bisher, nicht auf dem Boden kniend, sondern in komfortabler Arbeitshaltung.

Die Steuerung erfolgt stufenlos über ein Touchscreen-Display. Nach beiden Seiten kann die Bühne bis zu einem Winkel von 30 Grad geschwenkt werden. „Obwohl wir festgestellt haben, dass Fahrzeuge frühestens ab einem Winkel von 45 Grad verrutschen können, haben wir seitliche Arretierungen an den Rädern vorgesehen, die für zusätzliche Sicherheit sorgen“, erläutert Engelbert Keller. Die Power Stage misst 2,10 mal 5,20 Meter und sie benötigt eine Einbautiefe von 90 Zentimetern. Die Preise sollen sich zwischen 20.000 und 25.000 Euro bewegen, je nachdem, ob es sich um einen nachträglichen Einbau oder ein Neubauprojekt handelt.

Weitere Informationen:WOLF Anlagen-Technik GmbH & Co. KGTel.: 08452/99-0www.wolf-geisenfeld.de